Zwei Pfälzer glänzen in Heißesheim
Das Duo Palatino tritt in der Kirche St. Margaretha auf. Was es dem Publikum bietet
Mertingen Auchsesheim St. Cäcilia von Rom, ursprünglich Nothelferin und seit dem Spätmittelalter für (Kirchen-) Musik zuständige Heilige, gehört nicht zu den ursprünglichen Namensgebern – den 14 Nothelfern – für die Kirche St. Margaretha in Heißesheim. Ihr wäre aber beim Konzert des Duos Palatino ganz sicher das Herz aufgegangen. Aus der Pfalz stammt das Duo Christiane Meininger (Flöte) und Volker Höh (Gitarre). Sie hatten die gleiche Schule besucht, jedoch völlig unterschiedliche musikalische Wege eingeschlagen, ehe sie sich vor zwei Jahren in musikalischer Zusammenarbeit fanden – welch wunderbarer „Klangkörper“da entstanden ist, davon konnte sich eine große Zuhörerschar überzeugen.
Zwei Musiker, die zu den Besten ihres Instrumentes gehören, wie ihre eindrucksvollen Viten und musikalischen Zeugnisse belegen. Ihre Musik erfüllte den schönen, klaren, hoch akustischen Raum und verzauberte. Sie boten „Kammermusikalische Juwelen“, wie die Fachpresse regelmäßig lobt. Zwei Pfälzer, die sich zur Tradition jener „Wandermusikanten“bekennen, die zwischen 1830 und 1930 jährlich zu mehreren Tausend die Heimat verließen, um in der Ferne Lieder und Tänze, volkstümlich oder klassisch, ihrem entzückten Publikum darzubieten – und die aufgrund ihres Talentes oft eine Anstellung in der Fremde fanden.
An diesem Nachmittag schenkten die angereisten Musiker mit höchster Bravour zauberschönen Klang, strahlende Freude, bewirkten beseligtes Hören ob des extraordinären, faszinierenden, oszillierenden Könnens der Flöte, der rhythmisch so sicheren, teils dezenten und wieder auftrumpfenden Gitarre. Vom vorgesehenen Programm abweichend begannen sie zur Begeisterung des beifallsfreudigen Publikums mit Wolfgang A. Mozarts Rondo „Alla Turca“und den hinreißenden Durchführungen. Welche unglaubliche Leichtigkeit der Flöte, welch hinreißend accompagnierende Gitarre. Musikalischer Jubel, pure Freude am richtigen Ort. Johann Seb. Bachs „Air“BWV 1068, und später seine „Badinerie“BWV 1067 – getragen, subtil musiziert, führen in jene Selbstvergessenheit, die so emotional gespielte Musik so „leicht“bewirkt. Ausflüge in spanische Volksweisen – aus Manuel de Fallas „Siete Populares“dann „Cuatro Canciones Espagnoles“– gefolgt von dem „Valse“des französischen Gitarristen Benjamin Godard aus der Suite op. 116: Da blieb nur noch Staunen ob des meisterhaften Vortrages.
Meiningers temporeiches Spiel, ihre höchst virtuosen Wechsel der Stimmungen, der Tempi bei unendlichem Atem waren brillant. Eine Sarabande von Marin Marais aus dem 16. Jahrhundert prickelte wie Maurice Ravels „Pièce en forme d’Habanera“, Letzteres eine flirrende, funkelnde Kostbarkeit des Impressionismus. „Andaluza“von Enrique Granados wieder eine Erinnerung an Spanien, und sehr rhythmisch, sehr kurzweilig der Argentinier Maximó Pujol. Seine „Dos Aires Candomberos“besangen Buenos Aires, einen weiteren, fernen Sehnsuchtsort. Wunderbar gelang dem Duo Palatino dann der Bogen zurück zu deutscher Romantik – mit einem zauberschön musizierten „Ave Maria“von Franz Schubert kehrten Stille, Andacht und Ruhe wieder, und die große Freude über eine Stunde, in der man sich mit sich selbst ganz im Reinen fühlen, der lärmenden Welt für einen Moment abhandenkommen durfte.