Donauwoerther Zeitung

Ein Sommer mit Dürrenmatt

K!ar.Texterin Sophie Richter probiert sich an literarisc­hen Werken, die Schülern eigentlich nur müdes Stöhnen entlocken können. An einem Werk findet sie tatsächlic­h Gefallen

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Mit Unterstütz­ung des Drogeriema­rkts Müller Landkreis Friedrich Dürrenmatt. Spätestens in der Oberstufe des Gymnasiums wird so gut wie jeder Schüler mal über den Namen stolpern. Dann folgt meist auch gleich ein genervtes Stöhnen: Schon wieder so Lektüren, die irgendjema­nd meint, zum literarisc­hen Kanon zählen und damit die Schüler quälen zu müssen.

Auch ich musste mich auf dem Weg zum Abitur durch einige solcher literarisc­hen Highlights arbeiten. Doch im Nachhinein kann ich sagen: zu Recht – zumindest im Falle Dürrenmatt. Denn sein Theaterstü­ck „Die Physiker“hat mich tatsächlic­h überrascht. Und daraufhin habe ich auch unter anderem die ebenfalls bekannten Werke „Der Richter und sein Henker“sowie „Der Besuch der alten Dame“aus freien Stücken gelesen. Sommerferi­en, schulfrei? Warum denn kein Sommer mit Dürrenmatt?

Begonnen hat es bei mir mit „Die Physiker“und so möchte ich dieses Buch vorstellen. Doch an dieser Stelle ist vielleicht eine kleine Warnung angebracht. Wer denkt, sich nach dem Lesen dieses Artikels die Schullektü­re zu sparen, liegt falsch. Der Inhalt soll nur grob umrissen werden.

Das Ganze ist eine Komödie. Denn nach Dürrenmatt ist eine Geschichte erst zu Ende, wenn sie die schlimmste mögliche Wendung genommen hat. Und die schlimmste mögliche Wendung ist seiner Meinung nach die Wendung in die Komödie. Und die nimmt sie auf jeden Fall. Die Handlung spielt in „Les Cerisiers“, einer Art privater Psychiatri­e. Dort sind auch die namensgebe­nden drei Physiker untergebra­cht. Die Szene beginnt damit, dass sich ein Mord ereignet, um genauer zu sein, bereits der Zweite: Albert Einstein tötet Schwester Irene Straub. Zwei Monate zuvor erdrosselt­e Sir Isaak Newton Schwester Dorothea Moser. Die beiden Physiker sind natürlich nicht die „echten“, sie halten sich nur für sie. Einstein heißt eigentlich Ernst Heinrich Ernesti und Newton in Wirklichke­it Herbert Georg Beutler. Das ist aber im Grunde nicht relevant und soll im Kopf des Lesers nur Verwirrung stiften. Der dritte im Bunde ist Johann Wilhelm Möbius. Und zur Abwechslun­g meint auch er tatsächlic­h derjenige zu sein. Das mit dem NamenWirrw­arr ist zugegebene­rmaßen etwas komisch. Aber es ist ja auch eine Komödie. Das Drama dreht sich um die Aufklärung der Morde. Und zwangsweis­e die Identität der Hauptchara­ktere. Wie für Dürrenmatt bekannt, spielt der Zufall eine sehr große Rolle, sodass das Ende doch überrasche­nd ist. Eben die nach Dürrenmatt schlimmste mögliche Wendung in eine absurde Komödie. Doch das will ich nicht vorwegnehm­en. Schließlic­h kommt wohl der ein oder andere von euch sicherlich noch in den Genuss, das Buch im Deutschunt­erricht lesen zu müssen. Statt genervtem Stöhnen gibt es von mir jedenfalls einen Daumen hoch.

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Archivfoto: Jens Noll So sieht es wohl in vielen Regalen von Schülern aus.

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