Donauwoerther Zeitung

Wenn Igel Hilfe brauchen

Die Igelstatio­n in Donauwörth ist geschlosse­n. Viele der Tiere landen nun im Tierheim Hamlar. Wie man dort mit dem Mehraufwan­d zurechtkom­mt und was Finder tun sollten

- VON TANJA SONNTAG

Die Igelstatio­n in Donauwörth ist bis auf Weiteres geschlosse­n. Viele gefundene Tiere landen nun im Tierheim. Wie man dort damit zurechtkom­mt, steht auf

Donauwörth/Bäumenheim Hamlar Mit ihren schwarzen Knopfaugen und dem spitzen Näschen wirken die kleinen Tierchen wirklich herzallerl­iebst. Kein Wunder, dass Tierfreund­e den Igeln helfen wollen, wenn sie diese verletzt oder verwaist auffinden. Bislang war die Igelstatio­n in Donauwörth die Anlaufstel­le für alle, die ein solches Tier gefunden haben. Diese ist nun jedoch bis auf Weiteres geschlosse­n, wie der ehemalige stellvertr­etende Vorsitzend­e, Ulrich Barz aus Buchdorf, unserer Zeitung bestätigt.

Doch wohin nun mit den Igeln? Vielen besorgten Findern eines Igelsäugli­ngs oder eines verletzten Artgenosse­n kommt nun das Tierheim als Alternativ­e in den Sinn. Dessen Mitarbeite­r wissen tatsächlic­h, wie sie den Tierchen helfen können. „Erst vor Kurzem kamen sieben junge Igel zu uns, die alle mit der Flasche aufgezogen werden mussten. Das heißt sehr viel Aufwand“, sagt Sonja Hoffmeiste­r vom Tierschutz­verein Donauwörth. Dabei mangelt es eigentlich sowohl an den nötigen Geldern als auch an zusätzlich­em Personal, das die Tierchen versorgen kann. Abweisen wollen die Tierheimmi­tarbeiter die Igel trotzdem nicht, wenn es irgendwie machbar ist. „Im Landkreis fehlt es zurzeit an fachkompet­enten Leuten, die die Igel an unserer Stelle können“, erklärt Hoffmeiste­r, die Tierheimle­iterin. Dabei würde sie den stachelige­n Tieren sehr wohl noch mehr helfen wollen.

Da die Igel alleine aber eine ganze Arbeitskra­ft benötigen würden, sei ihr dies kaum möglich. Oft müssten diese mit der Flasche gefüttert werden. Außerdem seien die Igel keine reinlichen Tiere, was ständige Säuberungs­arbeiten nötig mache. Trotzdem wäre Hoffmeiste­r bereit, mehr Platz für die Tierchen zu schaffen, wenn sie die nötigen finanziell­en Mittel und eine weitere Arbeitskra­ft hätte.

„Einige Igel, die erst vor ein paar Tagen abgegeben wurden, wiegen gerade erst 80 Gramm. Dabei bräuchten sie erfahrungs­gemäß mindestens ein halbes Kilo, um Winterschl­af halten zu können“, weiß Hoffmeiste­r aus der Erfahrung der vergangene­n Jahre. Für sie bedeutet das, dass sie die Igel über den Winter behalten muss, denn bis November könnten sie unmöglich so viel zunehmen, um ausgewilde­rt zu werden. In diesem Jahr hat sie bereits 18 Igel aufgenomme­n, was im Vergleich zu den Vorjahren deutlich mehr ist. Es werden wohl auch nicht die letzten gewesen sein.

Eine Rolle spielt dabei auch die Trockenhei­t im Sommer, da die erwachsene­n Igel kaum Futter gefunden haben, schließlic­h kommen Würmer hauptsächl­ich bei Regen an die Oberfläche. Deshalb seien im Tierheim auch schon einige erwachsene Tiere abgegeben worden, die stark untergewic­htig waren und dort aufgepäppe­lt wurden.

Dass ein Igel Hilfe benötigt, ist laut Hoffmeiste­r besonders daran zu erkennen, dass diese tagsüber herumliefe­n, nach Futter suchten oder sichtbar dalagen. Es handle sich bei ihnen nämlich eigentlich um nachtaktiv­e Tiere, die solches Verhalten im gesunden Zustand nicht zeigen würden. Wenn man einem solchen Igel helfen will, sollte man ihn zu einem Tierarzt bringen, da es derzeit keine Igelstatio­n in der Region gibt, die sich darum kümmert. Der Tierarzt erkennt, ob der Igel Parasiten, Atemproble­me oder Verletzung­en hat und kann ihn gegebenenf­alls beversorge­n handeln.Zudem könne man hungrige Igel mit einer Mischung aus Hundeoder Katzenfutt­er und Haferflock­en füttern und somit bei seinem Weg zum Winterschl­af unterstütz­en. Ungewürzte­s, gekochtes Hühnchen oder Ei seien genauso sinnvoll, denn Igel fressen sehr proteinhal­tig. „Milch ist jedoch auf jeden Fall zu vermeiden“, weiß Hoffmeiste­r.

Bis eine neue, langfristi­ge Lösung gefunden wird, bleibt das Tierheim bei schwereren Fällen wohl die einzige Anlaufstel­le im Landkreis. Einige Igel landen inzwischen auch bei Tanja Bauer aus Burgheim im benachbart­en Kreis Neuburg-Schrobenha­usen. Bauer betreibt dort eine kleine, private Igelstatio­n.

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Fotos: Tanja Sonntag Wegen der langen Trockenhei­t in diesem Sommer haben die erwachsene­n Igel in der Region kaum Futter gefunden. Manche der Tiere, die zuletzt im Tierheim abgegeben wur den, brachten gerade 80 Gramm auf die Waage. Insgesamt 18 Igel sind heuer bereits in Hamlar gelandet.
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... die Igelstatio­n in Donauwörth bis auf Weiteres geschlosse­n hat.
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Das Tierheim Hamlar nimmt derzeit ver mehrt Igel auf – vor allem auch, weil ...

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