Bleiben Mitarbeiter auf der Strecke?
Experte äußert sich in einem Brief an die Bürgermeister der Region kritisch. Er nennt konkrete Zahlen und warnt vor einem Zusammenschluss
Donauwörth Mit einem Brief an alle Bürgermeister in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen hat ein Rentner die Diskussion um eine Fusion der Sparkassen DonauwörthOettingen, Nördlingen und Dillingen befeuert. Rainer Gottwald ist 70 Jahre alt. Der promovierte Betriebswirt, Ex-Inspektor eines Landratsamtes und zuletzt selbstständige Berater aus Landsberg kennt sich mit Zahlen und Fusionen von Sparkassen aus. Er warnt vor der BankenEhe in Nordschwaben, weil er einen erheblichen Abbau der Belegschaft befürchtet.
Dass sich die Sparkassen in Bayern vor ihm fürchten, glaubt Gottwald nicht. Aber er legt die Finger in die Wunden und setzt sich mit den Argumenten auseinander, die von den Verantwortlichen als Vorteile eines Zusammenschlusses genannt werden.
Wenn man sich von der Fusion Einspareffekte bei den Personalund Sachkosten verspreche, sei dies nur teilweise richtig. Die Reduzierung der Sachkosten halte sich in Grenzen, schreibt Gottwald: „Wo aber gespart werden soll, sind die Personalkosten.“Die Zahl der Mitarbeiter sei aber in den vergangenen Jahren bei den Sparkassen Dillingen und Nördlingen bereits drastisch zurückgegangen. „Zwischen 2015 und 2017 in Dillingen von 314 auf 266, in Nördlingen von 116 auf 106.“Das Argument der Synergieeffekte zähle also nicht.
Die Behauptung der Sparkassen, dass die Erträge wegen der Niedrigzinsphase zurückgingen, ist nach Ansicht Gottwalds falsch. Die Sparkasse lebe vom Zinsüberschuss, also der Differenz zwischen Kreditzinsen (Ertrag) und Sparerzinsen (Aufwand). In Dillingen sei dieser Zinsüberschuss im Vorjahr gegenüber 2016 um zwei Millionen Euro gestiegen, der Bruttogewinn sogar um drei Millionen Euro. Gottwald: „Diese Entwicklung wird so weitergehen, da die Kreditzinsen für neu ausgereichte Kredite seit Anfang diesen Jahres wieder steigen.“
Die regulatorischen Anforderungen als das wichtigste Fusionsargument haben sich Ende Juli in Nichts aufgelöst, sagt der Experte. Bis dahin habe der Plan der Europäischen Zentralbank gegolten, allen Kredit- instituten, und unabhängig von der Größe, gewaltige zusätzliche Vorgaben zu machen mit der Konsequenz erhöhter Personalkosten. Das Europäische Parlament habe nun aber beschlossen, hier für Proportionalität zu sorgen. Kleine Institute hätten nichts zu befürchten. Die Sparkasse Moosburg habe daraufhin ihre Fusionsgespräche mit der Sparkasse Friedberg abgebrochen „und durch den Verzicht auf einen Sitz im Vorstand der neuen Sparkasse eine jährliche Gehaltszulage von rund 100 000 Euro nicht in Anspruch genommen.“
Bei allen Fragen werde eine größtmögliche Transparenz der Entscheidungen versprochen, so Gottwald. Es habe sich aber herausgestellt, „dass sehr viel im stillen Kämmerchen und vertraulich besprochen wird“. Sei die Sache dann entscheidungsreif und man müsse an die Öffentlichkeit, werde eine schnelle Entscheidung gefordert. Das sei überall so.
Zweifel hegt der Experte an den Gutachten, die zugrundegelegt werden. Eine aktuelle Beurteilung der Qualität sei bei der Sparkasse Donauwörth beispielsweise gar nicht möglich, da sie ihre Jahresbilanz nicht innerhalb eines Monats nach der Beschlussfassung durch den Verwaltungsrat veröffentlicht habe.
Eine Fusion, so Gottwald, nütze nur wenigen, wie zum Beispiel Sparkassenvorständen und Verwaltungsratsmitgliedern. Die Pensionsrückstände würden explodieren. Auch Sparkassenmitarbeiter, die mit einer Beförderung rechneten, seien in der Regel Befürworter einer Fusion. Alle anderen bangten um ihren Arbeitsplatz, und das seien bei allen drei Sparkassen immerhin rund 600 Mitarbeiter. Wie bei anderen Fusionen hätten sie Existenzängste. „Aber ihnen wird ein Maulkorb verhängt.“
Die neue Sparkasse Nordschwaben werde Zentrale haben, sagt Gottwald. Die beiden anderen bisherigen Zentralen würden dann im Laufe der Zeit bedeutungslos. Als Beispiel nennt er die Sparkasse Friedberg, die von der Stadtsparkasse Augsburg übernommen worden sei. Von den damaligen 120 Mitarbeitern seien noch acht übrig geblieben. Aus der Zentrale sei eine Geschäftsstelle geworden.