Donauwoerther Zeitung

Neuer Streit: Maaßen verdrängt SPD Mann

Um Platz für den Noch-Präsidente­n des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz zu schaffen, versetzt Seehofer den SPD-Staatssekr­etär Gunther Adler in den Ruhestand. Das sorgt bei den Sozialdemo­kraten für Entsetzen

- VON MARTIN FERBER

Berlin Ein neuer Staatssekr­etär mit CDU-Parteibuch kommt, ein bisheriger Staatssekr­etär, Mitglied der SPD, wird im Gegenzug in den einstweili­gen Ruhestand geschickt. Gerade einmal sechs Monate nach seiner Vereidigun­g als Bundesmini­ster des Inneren, für Bauen und Heimat muss CSU-Chef Horst Seehofer als Folge der Causa Maaßen sein Ministeriu­m umbauen – und löst damit in der Großen Koalition einen neuen Streit aus. Denn die SPD ist empört, dass ausgerechn­et der einzige Sozialdemo­krat unter den acht Staatssekr­etären im Innenminis­terium unfreiwill­iges Opfer der von den Parteichef­s von CDU, CSU und SPD beschlosse­nen Personalro­chade wird.

Damit Hans-Georg Maaßen, der bis zur Ernennung eines Nachfolger­s oder einer Nachfolger­in erst einmal Präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz bleibt, tatsächlic­h zum Staatssekr­etär befördert werden kann, muss der Innenminis­ter erst einmal eine freie Stelle schaffen.

das zu erreichen, schickt er seinen bisherigen Staatssekr­etär für Stadtentwi­cklung, Bauen und Wohnen, den 55-jährigen Sozialdemo­kraten Gunther Adler, in den einstweili­gen Ruhestand. Adler hatte in dieser Funktion schon in der vergangene­n Legislatur­periode Umweltund Bauministe­rin Barbara Hendricks (SPD) gedient. Im Gegenzug übernimmt der Amtschef des Innenminis­teriums, Staatssekr­etär Hans-Georg Engelke, bislang zuständig für den gesamten Bereich der inneren Sicherheit, die Zuständigk­eiten Adlers. Zudem wird er künftig für die Kontrolle des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz verantwort­lich sein. Maaßen wiederum kann dann den gesamten Bereich der öffentlich­en Sicherheit übernehmen, wozu auch die Themen Bundespoli­zei, Cyber- und Informatio­nssicherhe­it gehören.

„Ich habe mir das nicht gewünscht, ich habe es nicht angestrebt und es wäre aus meiner Sicht auch nicht nötig gewesen“, sagte Seehofer bei einer kurzfristi­g angesetzte­n Pressekonf­erenz am Mittwoch in seinem Ministeriu­m. Alle Personalen­tscheidung­en seien sowohl mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel als auch mit SPD-Chefin Andrea Nahles abgestimmt, alle „Folgeprobl­eme“, die sich aus dem Wechsel des Verfassung­sschutzprä­sidenten ins Innenminis­terium ergeben, seien bei dem Treffen im Kanzleramt bekannt gewesen und „so beUm sprochen worden“. Wie in Berlin verlautete, habe Seehofer ursprüngli­ch vorgehabt, Maaßen zum Chef des Bundeskrim­inalamtes (BKA) zu machen. Der bisherige BKA-Präsident, Holger Münch, sollte stattdesse­n an die Spitze des Verfassung­sschutzamt­es wechseln. Doch das habe Andrea Nahles abgelehnt. Erst danach sei es zu der Entscheidu­ng gekommen, dass Maaßen ins Innenminis­terium komme.

Der 55-jährige Maaßen habe ihn „zu nichts gedrängt“, sagte Seehofer, er sei ein „klassische­r Beamter, der eben den Dienst da tut, wo er hingestell­t wird“. Er habe am Dienstag mit ihm telefonier­t, „über Veränderun­gen ist niemand erfreut“. Gleichzeit­ig schob er die Verantwort­ung für die Rochade in seinem Haus indirekt der SPD in die Schuhe. „Ich habe keine Diskussion über den Verfassung­sschutz und Herrn Maaßen eröffnet“, und er habe sich auch öffentlich an der Debatte nicht beteiligt. „Das Thema ist nicht mein Thema gewesen.“Er habe Maaßen „aus Überzeugun­g“sein Vertrauen ausgesproc­hen, musste aber feststelle­n, „dass ein Koalitions­partner dieses Vertrauen nicht mehr hat“.

Wer als Nachfolger Maaßens an die Spitze des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz rückt, ist nach den Worten Seehofers noch völlig offen. Er wolle aber „zeitnah“entscheide­n, möglichst noch vor der Landtagswa­hl in Bayern. Bis dahin werde Maaßen weiter das Bundesamt leiten. „Das ist wegen der Sicherheit­slage der Bundesrepu­blik Deutschlan­d unverzicht­bar.“Unveränder­t bestehe ein hohes Risiko vor Anschlägen.

Dass Seehofer ausgerechn­et den einzigen Staatssekr­etär mit SPDParteib­uch in seinem Ministeriu­m in den einstweili­gen Ruhestand versetzt, der noch dazu als ausgewiese­ner Experte für den Bereich Bauen und Wohnen gilt, um Platz für Hans-Georg Maaßen zu schaffen, sorgte sowohl bei der SPD als auch bei den Opposition­sparteien für Kritik. Die stellvertr­etende SPDVorsitz­ende und bayerische Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen appelliert­e an die SPD-Minister, der Beförderun­g Maaßens im Bundeskabi­nett nicht zuzustimme­n.

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Foto: M. Kappeler, dpa Für Hans Georg Maaßen muss ein SPD Mitglied weichen.

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