Donauwoerther Zeitung

Horror im wahren Leben

Ein Norweger arbeitet Massaker auf

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Oslo, 22. Juli 2011: Um 15.25 Uhr detoniert eine Bombe, acht Menschen werden in den Tod gerissen. Aber das Grauen ist steigerung­sfähig. Die Kids im Ferienlage­r der Sozialdemo­kraten auf der Insel Utøya verfolgen die schlimmen Nachrichte­n aus der nahe gelegenen Hauptstadt. Sie sorgen sich um Angehörige, die Handynetze sind überlastet. Die Jugendlich­en ahnen nicht, dass der Attentäter auf dem Weg zu ihnen ist. Er hat sich als Polizist verkleidet und ist schwer bewaffnet. Er will so viele Kinder töten wie irgend möglich. Der Film nennt seinen Namen nicht und er zeigt den Täter nur kurz und schemenhaf­t. Hier stehen die Opfer im Mittelpunk­t.

Ein viel zu selten gewählter Ansatz, wenn das Kino wahre Verbrechen aufarbeite­t. Der Zuschauer folgt einer Jugendlich­en mit der Handkamera und völlig ohne Schnitt. Als die Hölle losbricht und Schüsse ohne Unterbrech­ung fallen, macht sich Kaja (großartig: Andrea Berntzen) inmitten der Panik auf die Suche nach ihrer Schwester. Regisseur Erik Poppe inszeniert­e das unfassbare Geschehen als das, was es war: blanker, ungeschmin­kter Horror, der ins wahre, unschuldig­e Leben einbrach. Doch ein Großteil des Horrors spielt sich im Kopf ab. Umso eindringli­cher.

» Utøya (1 Std. 33 Min.), Dokudrama, Norwegen 2018

Wertung ★★★★✩

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