Grüne fordern Verbesserungen für Pflegekräfte
Bei einer Diskussionsrunde stellen die Vertreter der Partei, darunter die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz, Forderungen auf
Landkreis Der Pflegenotstand in Krankenhäusern und Seniorenheimen ist mittlerweile ein Dauerthema in der politischen Diskussion. Die Bundesregierung verspricht zur Entlastung der Pflegekräfte Verbesserungen durch künftige Personaluntergrenzen und die Schaffung von 13 000 neuen Stellen. Verantwortliche von Pflegeeinrichtungen des Landkreises sind skeptisch, ob diese Vorhaben ausreichende Verbesserungen bringen werden. Weitere Maßnahmen seien notwendig.
Dies wurde bei einem Fachgespräch deutlich, zu dem Andrea Eireiner von den Landkreis-Grünen ins Jugend & Familiengästehaus in Nördlingen eingeladen hatte. Gesprächspartner waren die GrünenBundestagsabgeordnete Ekin Deligöz aus Neu-Ulm, die Donau-Rieser Landtagskandidatin Eva Lettenbauer und Albert Riedelsheimer, der für den Bezirkstag antritt.
Deligöz nannte es ein „Drama“, dass die Pflege kein „Topthema“in der Öffentlichkeit sei. „Das ist umso bedauerlicher vor dem Hintergrund, dass der Anteil der auf Pflege angewiesenen Menschen in Deutschland um 67 Prozent angestiegen ist.“Vordringliches Ziel müsse es deshalb sein, die Pflege als Ganzes aufzuwerten und die zahlreichen Probleme der Branche seitens der Politik stärker als bisher anzugehen, so die Abgeordnete.
Dazu gehörten an erster Stelle bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten, ein besseres Image der Pflegeberufe sowie neue Personalbemessungsinstrumente für die Einrichtungen, ergänzte Lettenbauer, die sich auch dafür aussprach, das bestehende Fallpauschalensystem grundlegend zu überarbeiten. Für die gemeindliche Ebene forderte Lettenbauer die Etablierung von Pflegestützpunkten in Kommunen, die für alle Angelegenheiten der Bürger beratend zur Seite stünden.
Riedelsheimer brachte kurzfristig in Anspruch zu nehmende Pflegetage für Angehörige ins Gespräch, etwa einen Tag zur Organisation eines Kurzzeitpflegeplatzes nach einem Krankenhausaufenthalt.
Norbert Lambertz, Pflegedienstleiter am Nördlinger Stiftungskrankenhaus, plädierte darüber hinaus für mehr Eigenverantwortlichkeit der Pflegekräfte. „Sie dürfen nicht länger nur Handlanger der Ärzte sein“, meinte Lambertz. Pflegekräfte besäßen eine hohe fachliche Kompetenz, die sie jedoch nicht immer einsetzen könnten: „Das Pflegepersonal sollte mehr eigenverantwortlich entscheiden können und nicht alles von einem Arzt absegnen lassen müssen.“Der Pflegedienstleiter machte dies an einem Beispiel deutlich. Lambertz hält ebenso einen festen Pflegeschlüssel für die einzelnen Stationen für notwendig, um die Beschäftigten zu entlasten. Gleichzeitig gehöre zur Wertschätzung der Mitarbeiter eine angemessene Bezahlung.
Einig waren sich alle Teilnehmer über einen ständigen Druck, der auf den Beschäftigten laste. Viele Mitarbeiter seien zudem von Ängsten begleitet, Fehler zu machen und dann von den Verantwortlichen „eins auf den Deckel zu bekommen“. Dieses Gefühl erzeuge Stress und gehe mitunter an die Substanz.
Als „keinen großen Wurf“bezeichnete die Leiterin der gKUKrankenpflegeschule in Donauwörth, Karola Rigel, die künftige generalisierte Pflegeausbildung. Sie befürchte, dass dadurch keine vertiefte Ausbildung der Nachwuchskräfte mehr möglich sein werde.