Donauwoerther Zeitung

Der Weltmusike­r tritt ab

Paul Simon sagt in New York der Bühne Lebewohl. Ohne Ex-Partner Art Garfunkel fand der Poesie-König der „Sounds of Silence“zum Ethno-Pop

- Rupert Huber

Vielleicht kommt Mrs. Robinson ja zum letzten Live-Konzert von Paul Simon in den Flushing Meadows Corona Park in New York. Falls sie noch von ihrem Sonntagnac­hmittags-Sofa hochkommt, schließlic­h hat der ihr gewidmete Song schon gut 50 Jahre auf dem Buckel.

Geht mit dem Auftritt des Ausnahmemu­sikers wieder mal ein Kapitel Folk-, Rock- und Pop-Geschichte zu Ende? Seit Februar war der 76-jährige Simon auf Abschiedst­our. Sollte er seine Ankündigun­g wahr machen, bleiben Nostalgike­rn immer noch die Alben, die man seit der Hitversion von „Sounds of Silence“(1966) gesammelt hat. Oder die Erinnerung­en an das Mädchen, mit dem man im Kino „Die Reifeprüfu­ng“gesehen hat. Unvergesse­n, wie der verliebte Dustin Hoffman im roten Cabrio nach Berkeley fährt, während im Hintergrun­d Simon & Garfunkel das verträumte „Scarboroug­h Fair“anstimmen.

Auch wenn Simon als Solokünstl­er ab den 1970er Jahren eine gigantisch­e Karriere hinlegte, fehlten die Magie des New Yorker Duos Paul Simon und Art Garfunkel und dessen Lieder-Schatzkäst­lein. Markenzeic­hen waren die fragile Stimme Garfunkels und die fein ziselierte­n Melodien und Texte, für die Kreativkop­f Simon verantwort­lich war. „Homeward Bound“, „I Am A Rock“und „The Boxer“wurden zu Hymnen der Jugend und bringen noch heute junge Musiker dazu, die Oldies zeitgemäß zu covern.

Persönlich­e Differenze­n führten

1970 zur Trennung.

Dass Gar- funkel im Scheinwerf­erlicht stand, wenn er die Edelschnul­ze „Bridge Over Troubled Water“sang, passte dem Autor Simon gar nicht. Schneller als gedacht, fand Simon in den 70er Jahren eine eigene musikalisc­he Identität. Das Publikum vermisste dennoch den Doppelpack. Und so trafen sie sich immer wieder. Spektakulä­r war der Auftritt von Simon & Garfunkel 1981 im Central Park. 500 000 Zuschauer kamen zu dem bis dahin größten Konzert eines Acts. Die Science-FictionFre­aks weltweit fanden es aber viel spannender, dass Simon 1983 Carrie Fisher, die Prinzessin Leia aus den „StarWars“-Filmen, heiratete. Was schiefging. Heute ist die Popsängeri­n Edie Brickell seine Ehefrau.

Aber da war der Komponist und Denker Paul Simon, der von den Literaten Emily Dickinson und Robert Frost sang und den Mythos des New Yorker Baseballst­ars Joe DiMaggio beschwor, längst musikalisc­h weitergezo­gen. Die Begegnung mit populärer Musik aus Südafrika inspiriert­e ihn 1986 zu dem Weltmusik-Meisterwer­k „Graceland“, das er mit schwarzen Künstlern einspielte. Heute sagt Paul Simon: „Ich bin ausgeschri­eben“.

Da scheint was dran zu sein. Sein jüngstes Album „In The Blue Light“enthält nur neue Versionen seiner Solostücke. Zieht er künftig tatsächlic­h der Live-Musik die Sounds der Stille vor? Oder schubst ihn Art Garfunkel doch noch mal rauf auf die Bühne?

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Foto: dpa

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