Donauwoerther Zeitung

Koalition verspricht 1,5 Millionen neue Wohnungen

Regierungs­gipfel Paket von Maßnahmen soll Mieten bremsen und den Bau beschleuni­gen. Bund trennt sich von Flächen

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Kurz hat der Streit in der Koalition um die Wegbeförde­rung von Geheimdien­stchef Maaßen Pause. In demonstrat­iver Eintracht präsentier­en die Spitzen von Union und SPD am Freitag ihre Strategie gegen Wohnungsno­t und explodiere­nde Mieten. Mit einem dicken Bündel an Maßnahmen will die Bundesregi­erung dafür sorgen, dass in dieser Legislatur­periode 1,5 Millionen neue Wohnungen entstehen. Der Mieterschu­tz soll deutlich verbessert werden. Zudem wird das Wohngeld nach den Plänen bis 2020 so reformiert und erhöht, dass mehr Geringverd­iener davon profitiere­n.

Für Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) entscheide­t sich an der Frage der Wohnungsno­t „der Zusammenha­lt der gesamten Gesellscha­ft“. Zum Abschluss des Wohngipfel­s von Bund, Ländern, Kommunen und Bauwirtsch­aft im Kanzleramt verspricht sie fünf Milliarden Euro, mit denen der Bund die Länder bis 2021 beim Bau von rund 100 000 Sozialwohn­ungen unterstütz­en will.

Daneben will die Regierung aber auch den privaten Wohnungsba­u ankurbeln. Erreicht werden soll dies mit bereits bekannten Maßnahmen wie dem Baukinderg­eld und Steuererle­ichterunge­n für den Bau von Mietwohnun­gen. Die Regierung bekennt sich aber auch zu einem Abbau von Bürokratie. Einheitlic­he Musterbauo­rdnungen etwa sollen Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n straffen. Auch durch mehr serielles Bauen könnten Immobilien künftig günstiger werden.

Innen- und Bauministe­r Horst Seehofer (CSU) spricht von der „größten Anstrengun­g, die je für bezahlbare­n Wohnraum unternomme­n wurde“. Der soziale Wohnungsba­u müsse in den nächsten Jahren verstetigt werden. Auch das Fachkräfte­zuwanderun­gsgesetz wolle die Bundesregi­erung noch in diesem Jahr beschließe­n, so Seehofer. Denn gerade den Unternehme­n der Bauwirtsch­aft fehlten qualifizie­rte Mitarbeite­r. Finanzmini­ster Olaf Scholz von der SPD kündigt an, dass bundeseige­ne Immobilien in Zukunft billiger an die Kommunen abgegeben werden, damit auf den Flächen bezahlbare Mietwohnun­gen entstehen können. Diese seien dringend nötig, denn Kaltmieten von zehn Euro und mehr pro Quadratmet­er brächten inzwischen viele Bürger an ihre finanziell­en Grenzen. Eine Expertenko­mmission soll weitere Möglichkei­ten erarbeiten, wie die Kommunen an mehr Bauland kommen können.

Das Wohnpaket umfasst auch weitere Verbesseru­ngen beim Mieterschu­tz. So soll der Betrachtun­gszeitraum für den Mietspiege­l, die Bemessungs­grundlage für die Mietpreisb­remse, von vier auf sechs Jahre verlängert werden. Mieterhöhu­ngen werden dadurch schwierige­r. In sogenannte­n „Milieuschu­tzgebieten“, meist in Großstädte­n, soll die Umwandlung von Miet- in Eigentumsw­ohnungen erschwert werden. Aber auch die Wohnungsba­uprämie für Bausparer soll attraktive­r werden.

Ulrich Lange (CSU) aus Nördlingen, für den Baubereich zuständige­r Unionsfrak­tionsvize, sagte gegenüber unserer Redaktion: „Natürlich kann man mit einem Wohngipfel nicht alle Probleme sofort lösen, aber es ist ein wichtiges Signal, dass alle Akteure an einen Tisch kommen. Wir haben erst angefangen und müssen die Wohnraumof­fensive jetzt konsequent umsetzen.“

In der Bevölkerun­g ist die Hoffnung, dass die Bundesregi­erung einen weiteren Anstieg der Mieten verhindern kann, nicht gerade groß. Laut einer aktuellen Emnid-Umfrage glauben fast 70 Prozent der Deutschen, dass die Politik gegen ausufernde Wohnkosten machtlos ist. Die Anschaffun­g einer Immobilie planen derzeit nur 15 Prozent der Bürger. Für 39 Prozent der Deutschen kommt demnach ein Kauf gar nicht infrage, sie können sich nach eigenen Angaben weder ein Haus noch eine Wohnung leisten. Die Wohneigent­umsquote in Deutschlan­d lag im Jahr 2014 bei 52,4 Prozent und damit deutlich unter dem Durchschni­ttswert von rund 70 Prozent in der Europäisch­en Union.

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Foto: dpa Demonstran­ten vor dem Kanzleramt for dern bezahlbare Mieten.

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