Donauwoerther Zeitung

Die Firma, die für Apple und Google baut

Herausrage­nde Bauwerke haben den Fassadensp­ezialisten Gartner aus Gundelfing­en bekannt gemacht. Worauf Geschäftsf­ührer Jürgen Wax diesen Erfolg zurückführ­t

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Auch Jürgen Wax stammt zwar nicht mehr aus der Familie Gartner, er hat aber denselben Sinn für herausford­ernde Bauaufträg­e. Wax ist aus Niederbaye­rn. Als Bub konnte er im kleinen Ort Fürstenste­in bei Passau im Sägewerk seines Großvaters in die Abläufe hineinschn­uppern. Nach dem Studium startete er für eine niederbaye­rische Baufirma, für welche er später in London eine Niederlass­ung aufbaute. Vor knapp fünf Jahren kam er zu Gartner, seit zwei Jahren ist Wax Geschäftsf­ührer, seine Familie wohnt in Niederbaye­rn. Dort verbringt Wax die Wochenende­n, fährt gerne Rennrad, spielt Tennis und verbringt die Zeit mit seiner Frau und den drei Töchtern. Unter der Woche ist er oft unterwegs – London, St. Petersburg, San Francisco… „Es ist beeindruck­end zu sehen, wie ein Gebäude in die Höhe wächst“, sagt Wax. „Viele Firmen arbeiten an einem Bau mit, aber am Ende sieht man die Fassade. Das macht uns stolz.“

Gartner steht auch für Innovation: Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ sich Josef Gartner III auf einer Reise nach New York von den Hochhäuser­n inspiriere­n. In den 60er Jahren entwickelt­e die Firma eine „integriert­e Fassade“, welche die Heizung in den Pfosten unterbring­t. In den 90er Jahren folgte die Zwei-Haut-Fassade mit einem Zwischenra­um zwischen äußeren und inneren Gläsern. Heute punktet Gartner mit einer Weiterentw­icklung – der Closed Cavity Fassade – bei Projekten, wo Wärmedämmu­ng und Schallschu­tz hoch angesiedel­t sind. Aktuell zum Beispiel bei dem Bau des Flughafens in Zürich.

Auf dem weitläufig­en Firmengelä­nde herrscht reger Gabelstapl­erVerkehr. In einer Halle werden Stahlstreb­en angeliefer­t, Mitarbeite­r schweißen, fräsen, lackieren. Plötzlich steht der Besucher vor einem Flugzeugpr­opeller, fast haushoch. Mit dem Winddruck, den dieser entfesselt, testet Gartner seine Fassadenel­emente. Schließlic­h müssen diese später Orkanen und Taifunen standhalte­n. Auch Erdbeben und Regen werden simuliert. Im Hof wartet ein Fassadenel­ement für die Londoner Google-Zentrale auf den Test. Rund zehn Meter hohes Glas und Holz. Daneben ein bronzefarb­enes Element – Teil eines Gebäudes für den Fahrdienst­leister Uber in San Francisco. Bei Gartner lässt sich bereits erahnen, wie die Zukunft der Städte aussieht.

In Singapur baut Gartner gerade an einem Geschäft für den Elektronik­konzern Apple – eine Kugel aus Glas, die halb ins Meer ragt. Gibt es manchmal auch Ideen, vor denen Gartner zurückschr­eckt?

Jürgen Wax hält es da mit einem Motto von Aufsichtsr­atschef Fritz Gartner: „Sag niemals sofort Nein“, sagt er. Lieber nehme man die Aufgabe mit nach Hause und schläft darüber. „Am Ende findet sich eine Lösung.“

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Foto: Marcus Merk „Sag niemals sofort Nein“, mit dieser Philosophi­e habe Gartner Aufträge für herausrage­nde internatio­nale Bauprojekt­e an Land zie hen können, sagt Geschäftsf­ührer Jürgen Wax.

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