Donauwoerther Zeitung

Raser in Magdeburg

Polizeiruf 110: Crash

- MDR Rupert Huber

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr Die junge Sara Wagner hat nachts um drei noch schnell eine Flasche alkoholfre­ien Sekt an der Tanke gekauft. Plötzlich wird sie von einem Auto erfasst und in die Luft geschleude­rt. Sie stirbt an der Unfallstel­le. Der Fahrer, unterwegs mit extrem hoher Geschwindi­gkeit, flüchtet.

Der Fall, mit dem es die Hauptkommi­ssare Doreen Brasch (Claudia Michelsen) und Dirk Köhler (Matthias Matschke) zu tun haben, reißt einen aber nicht von der Couch. Schon bei dem Wort „alkoholfre­i“macht es klickelick im Kopf des Zuschauers. Was Wunder, dass der Magdeburge­r „Polizeiruf 110“mit dem Titel „Crash“, in dem illegale Autorennen im Mittelpunk­t stehen, trotz des Tempos der Fahrzeuge nur schwer in die Gänge kommt. Kann jemand noch ständig nächtliche Straßen, aggressive Scheinwerf­er und Asia-Buden ertragen?

Da nützt es auch nicht, wenn Brasch mit einem Wagen unterwegs ist, dessen PS-Zahl sie mit vorne „drei“angibt, um mit der Raser-Gang mitzuhalte­n. „Le Magdeburg“nennen sich die lichtscheu­en Typen. Eine Anspielung auf die Rennen von Le Mans – und die historisch­e Vorliebe des Ostens für französisc­he Namen. Ein Stückchen Freiheit eben.

Die jungen Männer, die Rollenklis­chees vom Paketausli­eferer (Tommy Otto) bis hin zum verwöhnten Bubi aus reichem Haus (Henry Müller) bedienen, sind auch routiniert­e Autoknacke­r, die die Fahrzeuge gegen tschechisc­he Drogen verhökern – ebenfalls keine Überraschu­ng. Fakt ist, dass Henry wie Tommy was mit Sara hatte.

Das Balkongesp­räch Henrys mit Klaus Wagner (stark: Ben Becker), dem scheinbar dem Schicksal ergebenen Vater des Opfers, offenbart kumpelhaft­e Momente. Dagegen war die Annäherung der bislang sturen Ermittler längst fällig. Zugunsten der aktiven Kommissari­n: „Sie online, ich offline“.

Matthias Matschke dreht nur noch zwei Episoden. Zwei Jahre „Polizeiruf 110“waren nicht viel. Länger war auch sein Vorgänger Sylvester Groth nicht dabei. Da darf der jetzt grübeln.

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Foto: Stefan Erhard, filmpool fiction, MDR, HA, dpa Klaus (Ben Becker) spielt den Vater des Opfers.
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