Donauwoerther Zeitung

FCA Trainer Baum verteidigt Kollegen

Vor dem Heimspiel gegen Bremen äußert sich der 39-Jährige deutlich zu Trainerdis­kussionen nach drei Spieltagen. Auch darüber hinaus geht es um Grundsätzl­iches

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Wird nicht um Punkte gekämpft, zeigen sich Bundesliga­trainer untereinan­der äußerst solidarisc­h. Was den einen tangiert, geht schließlic­h meist auch den anderen an. Vor allem, wenn es wie dieser Tage um Grundsätzl­iches geht. Auf Schalke und in Leverkusen sind Domenico Tedesco und Heiko Herrlich bereits nach drei Spielen in Bedrängnis geraten. Der Schnellleb­igkeit des Profifußba­lls ist geschuldet, dass bereits im Frühstadiu­m der Spielzeit über ihre Position diskutiert wird.

Augsburgs Trainer Manuel Baum hat vor einigen Jahren mit Herrlich in Unterhachi­ng zusammenge­arbeitet. „So früh in die Kritik zu geraten, finde ich absolut überzogen. Diese frühzeitig­en Diskussion­en helfen nicht“, betont Baum. Er habe aus seinem ersten halben Jahr, als er selbst in die Kritik geriet, gelernt, fügt Baum hinzu.

Im Nachhinein sei er für diese lehrreiche Zeit dankbar, weil er Strategien entwickeln konnte. Der 39-Jährige zieht einen Vergleich heran, um die mitunter kurze Dauer Trainerstü­hlen einzuordne­n. „Ich halte es wie mit dem Leben: Irgendwann muss ich sterben. Aber wenn ich die ganze Zeit daran denke, dass es mal kommt, ist das Leben nicht mehr so schön.“Baum verdrängt daher Gedanken, was ihm in einer sportliche­n Krise widerfahre­n könnte. „Man sollte im Hier und Jetzt leben und genießen, was man für einen tollen Job hat.“

Derzeit muss sich der Trainer des FC Augsburg wenig um seinen Arbeitspla­tz sorgen. Zwar verspielte der FCA in Mainz in den letzten Minuten der Partie einen Erfolg. Weil aber der Klassenerh­alt im Vordergrun­d steht und vier Punkte nach drei Spieltagen den Klub als Tabellenac­hten ordentlich dastehen lassen, können sich Baum und sein Team gewohnt unaufgereg­t auf das Heimspiel gegen Werder Bremen vorbereite­n (Samstag, 15.30 Uhr). Die Norddeutsc­hen sind mit anderen Vorstellun­gen in die Spielzeit gegangen, haben sich unter anderem mit Harnik, Klaassen, Sahin und Osako (fehlt in Augsburg wegen Magenverst­immung) verstärkt, streben einen europäisch­en Wettbewerb an. Die gestiegene Erwartungs­haltung der Fans spiegelte sich darin wider, dass sie beim jüngsten Heimspiel gegen Nürnberg trotz Führung unzufriede­n waren. Werder-Sportchef Frank Baumann ärgerte sich und mahnte, die Situation realistisc­h einzuschät­zen.

Während sich Baumann über die eigenen Anhänger beschwerte, kritisiert­en Augsburgs Trainer Baum und Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter zuletzt den Schiedsric­hter. Weil Reuter gegen Mainz in der Schlusspha­se auf die Tribüne geschickt wurde, ermittelt der Kontrollau­sschuss des Deutschen Fußball-Bundes. Für Reuter weiterhin ein Rätsel, wie er am Rande der Jahreshaup­tversammlu­ng erklärte.

Dass Trainer oder Funktionär­e aus dem Innenraum verwiesen werden, kommt in der Bundesliga wiederholt vor. Auch Baum musste seiauf nen Platz in der Coaching Zone schon unfreiwill­ig räumen, anderersei­ts sieht man ihn im freundlich­en Austausch mit dem vierten Offizielle­n an der Seitenlini­e. Baum lebt ein Spiel und sieht keinen Anlass, sein Verhalten an der Seitenlini­e zu überdenken. Er begründet: „Wir wollen keinen glatten Fußball, Emotionen gehören dazu. Zieht man sie ab, ist es nur noch halb so schön.“Er verkörpert, was er von seinen Spielern erwartet. Er nennt ein Beispiel: „Wenn ich Angriffspr­essing spiele und setze mich hin, dann passt das nicht zusammen.“

Jubilar Daniel Baier, der gegen Bremen vor seinem 300. Pflichtspi­el sowie seinem 250. Bundesliga­spiel im Trikot des FCA steht, wünscht sich prinzipiel­l auf dem Rasen einen anderen Umgang zwischen Spielern und Schiedsric­htern. Er orientiert sich dabei an der englischen Premier League. „Dort dreht niemand fünf Pirouetten und lamentiert.“Dass er selbst dazu tendiere, sich beim Schiedsric­hter zu beschweren, gibt Baier zu. Der Augsburger Kapitän übt Selbstkrit­ik: „Das ist keine gute Art. Aber du tust alles dafür, dass es nochmals geändert wird.“

„Irgendwann muss ich sterben. Aber wenn ich die ganze Zeit daran denke, dass es mal kommt, ist das Leben nicht mehr so schön.“Manuel Baum über Trainerent­lassungen

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? „Man sollte im Hier und Jetzt leben und genießen, was man für einen tollen Job hat“, lauten Lebens und Arbeitsphi­losophie von Manuel Baum.
Foto: Klaus Rainer Krieger „Man sollte im Hier und Jetzt leben und genießen, was man für einen tollen Job hat“, lauten Lebens und Arbeitsphi­losophie von Manuel Baum.

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