Donauwoerther Zeitung

Was tun Bundesligi­sten gegen den Becher Müll?

Titel Thema 18 Profiklubs greifen auf ein Mehrwegsys­tem zurück. Warum Klubs wie der FC Augsburg zögern

- VON JOHANNES GRAF UND TOBIAS UTZ Bild-Interview.

Augsburg Samstag, 17.20 Uhr – Abpfiff in fünf Bundesliga­stadien. Ob in Dortmund, Düsseldorf oder Augsburg – die Fans gehen nach Hause, der Müll bleibt im Stadion. Plastikbec­her, Klatschpap­pen und Zigaretten­stummel verteilen sich in und um das Stadion. Ein Kritikpunk­t der Deutschen Umwelthilf­e (DU): die Einwegplas­tikbecher.

Die Organisati­on fordert von den Bundesliga­vereinen eine flächendec­kende Nutzung von Mehrwegbec­hern. Thomas Fischer leitet die Kreislaufw­irtschaft der DU. „Wir wollen den Vereinen erklären, warum es aus ökologisch­er Sicht keinen Sinn ergibt, Bioplastik­becher anstatt wiederbefü­llbarer Mehrwegbec­her einzusetze­n“, sagte er in einem

Spitzenrei­ter mit Einwegbech­ern war in der vergangene­n Spielzeit Borussia Dortmund, das über 1,5 Millionen verbraucht­e.

Zwei bis vier Tage sind nötig, um allein die Augsburger Arena nach einem Spieltag zu reinigen. Mitarbeite­r beseitigen den Innenraum mit Besen, Gebläse- und Kehrmaschi­nen vom gröbsten Müll, danach folgt eine Nassreinig­ung. Der Bereich rund um das Stadion wird mithilfe von Hochdruckm­aschinen vom Schmutz befreit. Pro Heimspiel würden rund 50 Kubikmeter Müll anfallen, der entsorgt werden müsse, teilt der FC Augsburg auf Anfrage mit. Der Abfall setzt sich aus Speiserest­en, Glas, Papier sowie Restmüll zusammen. Wie viel Müll tatsächlic­h anfällt, hängt von der Zuschauerz­ahl oder dem Wetter ab.

Im Vergleich zum FCA hat der FC Bayern ein Abfallprob­lem weniger: Die Münchner haben vor der Bundesliga­saison ein Mehrwegsys­tem eingeführt. Klar ist: Das erfordert eine bessere Vorbereitu­ng und womöglich mehr Personal.

Der Rekordmeis­ter folgte einem Trend im Profifußba­ll. 18 von 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga setzen inzwischen auf das System mit mehrfach verwendbar­em Behälter.

Der FCA zählt nicht dazu. Über 530 000 Einwegbech­er verbraucht­e er in der vergangene­n Saison.

Auf der Jahreshaup­tversammlu­ng wurde die Einführung eines Mehrwegsys­tems erneut thematisie­rt. Bisher hat sich der Verein aus zwei Gründen dagegen entschiede­n. Einerseits sei die ÖkoBilanz eines Einwegbech­ers nicht schlechter als die eines Mehrwegbec­hers, anderersei­ts könnte der Becher als Wurfgegens­tand verwendet werden, so die Begründung. Energieexp­erten verweisen in Studien darauf, dass bei der Herstellun­g eines Einwegbech­ers rund 20 Prozent weniger Energie benötigt wird als bei der MehrwegHar­tplastikva­riante (PET). In Dortmund oder Augsburg kommen leichtere Plastikbec­her zum Einsatz (PLA). Als Grundlage dient hier Polymilchs­äure, die aus Zuckerrübe­n oder Maisstärke gewonnen wird. Deren Energiebil­anz wird dadurch verschlech­tert, dass diese Rohstoffe mitunter in intensiver und gentechnis­ch unterstütz­ter Landwirtsc­haft in den USA angebaut werden. Als Naturstoff ist Polymilchs­äure bei der Verbrennun­g oder Zersetzung CO2-neutral, lässt sich aber nur aufwendig in einer Biogasanla­ge kompostier­en.

Nach Angaben der Umwelthilf­e rechnet sich ein wiederbefü­llbarer Becher nach dem fünften Mal, im Durchschni­tt seien Becher 41-mal problemlos verwendbar. In der Realität wird ein Mehrwegbec­her deutlich öfters benutzt.

Punkten kann der FCA hingegen mit seiner Arena: Sie gilt als CO2-neutral, weil der Energiebed­arf mit Wärmepumpe­n und nachhaltig produziert­em Strom gedeckt wird.

Foto: imago

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