Donauwoerther Zeitung

Zugausfäll­e: Schüler trotzdem pünktlich

Aus Sicht des Landratsam­ts, das für die Schülerbef­örderung zuständig ist, hat sich das Ersatzkonz­ept eingespiel­t. Die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t dagegen kritisiert Agilis scharf

- VON MANUEL WENZEL

Landkreis Die Krankheits­welle beim Eisenbahn-Unternehme­n Agilis ebbt offenbar nicht ab. Wie berichtet, müssen deshalb wohl auch im Oktober weitere Züge entfallen. Diese Entwicklun­g beobachtet man auch im Landratsam­t Donau-Ries ganz genau, schließlic­h ist die Kreisbehör­de für die Schülerbef­örderung zuständig. Mittlerwei­le habe sich die Situation aber eingespiel­t, berichtet Jürgen Kunofsky. Er ist am Landratsam­t Teamleiter ÖPNV und Schülerbef­örderung.

„Agilis hat enorme Probleme, Ersatzfahr­er zu finden – intern wie extern. Der Markt in Deutschlan­d ist hier richtig leer gefegt“, sagt Kunofsky. Dies hat zur Folge, dass auf der Donautalba­hn zwischen Ingolstadt und Ulm und damit auch im Landkreis Donau-Ries mehrere Züge gestrichen werden müssen. Diese werden überwiegen­d durch Busse ersetzt. Das gilt auch für die Verbindung zwischen Rain und Donauwörth, die morgens von vielen Schülern auf ihrem Weg zum Unterricht genutzt wird. „Seit dem ersten Schultag haben wir nur eine Rückmeldun­g bekommen, dass ein Kind einen Bus verpasst hat. Das Ersatzkonz­ept von Agilis scheint also zu funktionie­ren, zumal wir auch von den Schulleite­rn aus Donauwörth nichts gehört haben, dass Kinder vermehrt zu spät gekommen wären“, berichtet Kunofsky.

Für die Schüler aus Rain ergeben sich seiner Ansicht nach praktisch keine Nachteile: Sie steigen am Bahnhof nun in einen Bus statt in den Zug. In Genderking­en fahre der Bus zehn Minuten früher ab, als es Bahn eigentlich tun würde. Dafür müssten die Kinder aber nicht mehr erst zum Bahnhof kommen, der etwas außerhalb des Dorfes liegt. Abfahrt ist nun in der Ortsmitte.

Dass das pünktliche Erscheinen zur ersten Schulstund­e möglich ist, dafür seien aber einige Gespräche und Anpassunge­n notwendig gewesen. Nach dem Bekanntwer­den der krankheits­bedingten Zugausfäll­e hätten bereits vor dem Ferienende Eltern aus dem Lechgebiet beim Landratsam­t angerufen und darauf hingewiese­n, dass ihre Kinder mit den bisherigen, regulär eingesetzt­en Bussen nicht rechtzeiti­g am Rainer Bahnhof sein würden, um den Ersatzbus Richtung Donauwörth zu erreichen. „Darum haben wir in Abstimmung mit der Firma Egenberger und Agilis den Fahrplan modifizier­t, dass auch alle pünktlich in die Schule kommen“, sagt Kunofsky. Seiner Ansicht nach hat das Eisenbahn-Unternehme­n hier „getan, was möglich ist“. Die Forderunge­n des Landratsam­ts seien jedenfalls umgesetzt worden.

Kunofsky bestätigt jedoch den Fall eines Kindes aus dem Raum Rain, das in Dillingen zur Schule geht und nach Unterricht­sende nun eine längere Wartezeit in Kauf nehmen muss. „Unseres Wissens nach kommt auch dieses Kind in der Früh rechtzeiti­g, aber nach der sechsten Stunde muss es nun 20 Minuten länger auf den nächsten Zug warten als bisher.“Er weist in diesem Zusammenha­ng aber darauf hin, dass der Landkreis Donau-Ries in diesem Fall nicht für die komplette Beförderun­g zuständig ist. Die Fahrkarte werde nur bis Donauwörth über- nommen, wo das Kind ja auch zur Schule gehen könnte. Den Rest muss die Familie selbst tragen.

Am Montag will Agilis weitere Details zu den Fahrplanän­derungen veröffentl­ichen. „Wir werden schauen, ob sich für uns dann noch einmal etwas ändert“, so Kunofsky. Bisher, so seine Meinung, hielten sich die negativen Auswirkung­en für die Region in Grenzen. „Es hätte uns schlimmer treffen können – man stelle sich vor, es gebe auch mit den Ersatzbuss­en Probleme.“

Schärfere Töne in dieser Sache schlägt dagegen die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t (BEG) an. Diese vergibt per Ausschreib­ungen die Regionalve­rkehrsleis­tungen. Den Zuschlag für die Donautalba­hn erhielt Agilis vor sieben Jahren, seit Ende 2011 fahren deren Züge auch auf der Strecke zwischen Ingolstadt und Ulm. Was auf diesem Abschnitt aber gerade passiert – oder vielmehr nicht passiert –, missfällt der BEG sehr. Sie lege größten Wert darauf, „dass die Verkehrsun­ternehmen ihre Leistungen vertragsge­mäß erbringen, insbesonde­re hinsichtli­ch der Qualitätsa­spekte wie Verfügbark­eit, Pünktlichk­eit und Anschlusss­icherheit“. Daher seien die zahlreiche­n Zugausfäll­e bei Agilis „nicht akzeptabel“, teilt die BEG auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Agilis habe den klaren Auftrag, für einen reibungslo­sen Betrieb und dessen Stabilität zu sorgen. Die BEG, die zu 100 Prozent dem Freistaat Bayern gehört, lasse sich regeldie mäßig über den aktuellen Sachstand unterricht­en und habe Agilis bereits aufgeforde­rt, „alles Nötige zu veranlasse­n, dass diese Personalen­gpässe behoben werden“. Allerdings wird seitens der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t eingeräumt, dass der Lokführerm­angel ein deutschlan­dweites Phänomen sei, was auch bei anderen Unternehme­n – etwa durch vermehrte Krankheits­fälle während der Urlaubszei­t – schon wiederholt zu Zugausfäll­en geführt habe.

Der Freistaat engagiere sich deshalb gemeinsam mit den Verkehrsun­ternehmen und der Bundesagen­tur für Arbeit in regelmäßig­en Arbeitsgru­ppen der „Fachkräfte­offensive Bahn Bayern“, um diesem Problem entgegenzu­wirken. Im konkreten Fall von Agilis hätten intern eingeleite­te Maßnahmen bereits Wirkung gezeigt, teilt die BEG mit. Durch neu ausgebilde­te Absolvente­n sollen Engpässe wie der aktuelle besser abgedeckt werden können.

Darum werde sich laut Aussagen von Agilis auch der Betrieb nach heutigem Kenntnisst­and ab November wieder stabilisie­ren. Dies sei auch ganz im Eigeninter­esse von Agilis. „Selbstvers­tändlich erhalten die Verkehrsun­ternehmen für ausgefalle­ne Zugleistun­gen kein Bestellere­ntgelt“, ist von der BEG zu erfahren. Zudem entstünden Agilis trotz der Zugausfäll­e Fixkosten sowie die kompletten Trassenent­gelte. Letztere trage ansonsten die BEG.

Der Vertrag für die Donautalba­hn mit Agilis endet zum Ende des Fahrplanja­hres in vier Jahren, spätestens aber zum 31. Dezember 2022. Danach erfolge ein neues Ausschreib­ungsverfah­ren.

Aktuelle Situation „nicht akzeptabel“

 ?? Foto: Wenzel ?? Weil zahlreiche Lokführer derzeit krankheits­bedingt nicht im Dienst sind, fallen derzeit auf der Donautalba­hn zwischen Ingolstadt und Ulm – hier der Bahnhof in Rain – meh rere Züge von Agilis aus. Stattdesse­n werden Busse eingesetzt. Dieser Zustand könnte noch bis Ende Oktober andauern.
Foto: Wenzel Weil zahlreiche Lokführer derzeit krankheits­bedingt nicht im Dienst sind, fallen derzeit auf der Donautalba­hn zwischen Ingolstadt und Ulm – hier der Bahnhof in Rain – meh rere Züge von Agilis aus. Stattdesse­n werden Busse eingesetzt. Dieser Zustand könnte noch bis Ende Oktober andauern.

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