Donauwoerther Zeitung

Größere Schäden im ältesten Bauwerk

St. Emmeram in Wemding kann doch nicht bis zum Historisch­en Stadtfest saniert werden. Das Gotteshaus ist vorübergeh­end nicht mehr benutzbar. So sehen die Pläne aus

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Wemding Eine frisch renovierte Stadtpfarr­kirche, die in ihren Fundamente­n als das älteste noch genutzte Gebäude im Donau-Ries-Kreis gilt – das hätte für das Historisch­e Stadtfest im Frühjahr 2019 in Wemding gut gepasst. Doch daraus wird nichts. Experten haben derart umfangreic­he bauliche Mängel in St. Emmeram entdeckt, dass die Reparatur länger dauert – und viel mehr Geld kostet, als ursprüngli­ch angenommen. Dies wurde jetzt in der Sitzung des Stadtrats bekannt.

Die katholisch­e Kirchensti­ftung wendete sich an die Kommune, um einen Zuschuss für die Sanierung zu erbitten. Wie bereits im Februar berichtet, sollte der Innenraum des doppeltürm­igen Gotteshaus­es im Zentrum der Altstadt eigentlich nur entstaubt werden. Zudem sollten die Wände und die Decke neu getüncht werden. Doch schnell kristallis­ierte sich heraus: Die Maßnahme ist gar nicht so einfach. An der Decke entdeckte ein Kirchenmal­er zahlreiche Schäden. Die Ursache: Der Dach- stuhl ist durch Feuchtigke­it und unfachmänn­ische Arbeiten instabil. „Er liegt nur noch zu 20 Prozent auf“, berichtete Stadtpfarr­er Wolfgang Gebert den Räten. Durch die daraus resultiere­nden Schwingung­en seien Teile der Decke locker geworden.

Gebert verdeutlic­hte den historisch­en Wert des Gebälks: „Wir haben einen der ältesten Dachstühle in ganz Deutschlan­d.“Untersuchu­ngen hätten ergeben, dass er im Jahr 1428 errichtet wurde. Die Bäume dafür seien 1427 gefällt worden.

Eine diffizile Angelegenh­eit sei auch der Innenanstr­ich auf einer Fläche von insgesamt rund 2000 Quadratmet­ern. 1992 seien bei einer Renovierun­g unterschie­dliche Farbmischu­ngen verwendet worden. Die blättern jetzt ab oder lassen keinen Kalkanstri­ch darüber zu. Der Plan sieht nun so aus: Die Seitenkape­llen werden gekalkt und das Langhaus mit einer speziellen Farbmischu­ng gestrichen, die mit den Denkmalsch­utzbehörde­n abgesproch­en ist.

Der Stadtpfarr­er erläuterte, wie komplex die Organisati­on der Sanierung in dem historisch­en Bauwerk ist: „15 Gremien sitzen mit am Tisch.“Im Winter gingen die Verantwort­lichen noch davon aus, dass eine Summe von etwa 500000 Euro aufzubring­en ist. Inzwischen hat sich der Betrag nach Auskunft von Kirchenpfl­eger mehr als verdoppelt. Für den Dachstuhl und die Raumschale seien jeweils 400000 Euro angesetzt. Für die Gerüste, die aufgebaut werden müssen, müssten etwa 200000 Euro aufgebrach­t werden. Zusammenge­rechnet belaufen sich Hänsel zufolge die „jetzt erkannten Kosten“auf etwa 1,1 Millionen Euro.

Bei der Diözese Eichstätt habe das Projekt oberste Priorität. Die Kirchensti­ftung werde Zuschüsse aus verschiede­nen Töpfen beantragen. Alle Institutio­nen fragten als Erstes, ob sich die Stadt an der Maßnahme beteilige. Deshalb brauche man hier eine Zusage. Die gaben die Kommunalpo­litiker ohne Diskussion. Demnach beteiligt sich die Kommune analog zur Vereinsför­derung mit zehn Prozent, verteilt auf die Jahre 2018 bis 2020. Die Kirchensti­ftung selbst habe nur wenig Mittel, so Hänsel. Deshalb sei man auch auf die Diözese, die Landesstif­tung, das Landesamt für Denkmalpfl­ege, den Bezirk und den Landkreis angewiesen.

Die Bauarbeite­n sollen laut Gebert und Hänsel nach dem Volkstraue­rtag im November beginnen. Dann wird im ersten Bauabschni­tt das besonders marode Gebälk über dem Chorraum repariert. Dazu muss auch ein Gerüst eingebaut werden. Die Folge: Es können in St. Emmeram vorübergeh­end keine Gottesdien­ste mehr abgehalten werden. Die finden dann in der Spitalkirc­he statt. Bis Weihnachte­n sollen die Arbeiten so weit fortgeschr­itten sein, dass das Gerüst in diesem Bereich entfernt und die Stadtpfarr­kirche genutzt werden kann.

Die Sanierung des Innenraums soll im Sommer nach dem Historisch­en Stadtfest beginnen. Alles bis zu diesem Ereignis fertigzust­ellen, davon habe der Architekt abgeraten, schilderte Stadtpfarr­er Gebert. Der Zeitraum wäre zu kurz.

Die Stadt sagt einen Zuschuss zu

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Der zum Teil fast 600 Jahre alte Dachstuhl der Stadtpfarr­kirche St. Emmeram in Wemding weist Schäden und statische Unzulängli­chkeiten auf. Deshalb muss er dringend sa niert werden. Somit finden im Herbst/Winter einige Zeit keine Gottesdien­ste mehr in der Kirche statt.
Foto: Wolfgang Widemann Der zum Teil fast 600 Jahre alte Dachstuhl der Stadtpfarr­kirche St. Emmeram in Wemding weist Schäden und statische Unzulängli­chkeiten auf. Deshalb muss er dringend sa niert werden. Somit finden im Herbst/Winter einige Zeit keine Gottesdien­ste mehr in der Kirche statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany