Aus der Praxis in die Politik
Mark Tanner will für die FDP in den Landtag einziehen und für die medizinische Versorgung in der Region kämpfen. Seine Wurzeln liegen in einer anderen Partei
Nördlingen Wer heute im Landkreis Donau-Ries einen Hausarzt sucht, hat recht gute Karten. Doch das könnte sich schon bald ändern, warnt der Nördlingen Dermatologe Dr. Mark Tanner. Viele der praktizierenden Mediziner seien bereits über 60
Jahre alt und würden bald Nachfolger brauchen. Deshalb sei es wichtig, dass die Politik die richtigen Entscheidungen treffe, um eine hochwertige Versorgung in ländlichen Regionen wie dem Ries auch in Zukunft sicherzustellen. Dafür wolle er mit seiner Partei, der FDP, kämpfen.
Der 54-Jährige will als Direktkandidat für die Liberalen in den Landtag einziehen. Seine Wurzeln hat er allerdings in einer anderen Partei. Vor vier Jahren trat Tanner in die FDP ein, zuvor war er Mitglied der CSU. „Mir ist die Freiheit der Bürger sehr wichtig“, kommentiert der Nördlinger seinen Parteinwechsel. Die Politik der Liberalen entspreche einfach mehr seinen Idealen. Sein Steckenpferd sei natürlich das Thema Gesundheit mit all seinen Aspekten. Um den Pflegenotstand auszumerzen, genüge es nicht, immer mehr Stellen zu schaffen, die dann von niemandem besetzt werden können, kritisiert der Mediziner beispielsweise. Stattdessen sei es sinnvoller, eine faire Bezahlung zu etablieren und mehr Nachwuchskräfte auszubilden. Dass immer mehr Geburtshilfekliniken im ländlichen Raum schließen würden, sei eine bedenkliche Entwicklung. Die Bürokratie in allen Heilberufen abzubauen, wäre Tanner zufolge ein erster Schritt, um die Situation zu verbessern. „Ich sehe es bei mir selbst in der Praxis. Ich verwende ein Viertel der Zeit für Verwaltungsaufgaben. Die habe ich dann nicht für Patienten“, sagt der 54-Jährige. In der Pflege sei die Dokumentation der Behandlung teils sogar noch aufwendiger als in anderen Bereichen. Auch wenn das häufig verklärt werde, die FDP beschäftige sich eingehend mit dem Thema Landwirtschaft – das sei auch ihm ein persönliches Anliegen, weil es in seiner Familie landwirtschaftliche Betriebe gebe, sagt Tanner. Es könne nicht sein, dass Großbetriebe vom Staat bevorzugt werden, kleine dafür aber immer häufiger verschwänden. Generell sei die FDP der Ansicht, dass man mit Subventionen sparsam umgehen sollte. Wenn, dann müsse man Unterstützung gezielt einsetzen und nicht mit der Gießkanne verteilen, fordert Tanner. Kleine landwirtschaftliche Betriebe wären dabei eine gute Adresse für Zuwendungen, denn diese würden schließlich die Fluren in der Region pflegen und die ländliche Struktur prägen.
Den Liberalen könnte bei der Landtagswahl eine wichtige Rolle als Koalitionspartner der CSU zukommen, um eine Mehrheit zu bilden. Zu möglichen Zusammenschlüssen will Tanner noch keine Aussagen machen. Doch er deutet an, dass er vom Polizeiaufgabengesetz, das von der CSU beschlossen wurde, wenig hält. Um die Sicherheit in ländlichen Regionen zu gewährleisten, wäre es besser, die dortigen Polizeidienststellen personell aufzurüsten, sagt der 54-Jährige. Wie es mit seiner Hautarzt-Praxis weitergeht, falls es dem Nördlinger gelingt, ins Münchner Maximilianeum einzuziehen? „Sie wird auf jeden Fall in vollem Umfang weitergeführt“, versichert Tanner. Den Kollegen, die bereits im Landtag sitzen, gelinge das ja ebenfalls.