Donauwoerther Zeitung

„Ich schreibe gegen meine Ängste an“

Die Norwegerin Maja Lunde ist über Nacht Bestseller­autorin geworden. Hier verrät sie, weshalb sie sich um die Zukunft ihrer drei Kinder sorgt, was sie ihnen sagt – und auch, worum es in ihren nächsten Romanen gehen wird

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Gratulatio­n, „Die Geschichte der Bienen“war 2017 das meistverka­ufte Buch in Deutschlan­d …

Maja Lunde (lacht): Danke. Ein Freund aus einem Nachbarort erlebte sogar einen Tag, an dem es gar kein Wasser aus der Leitung gab. Der trockene Sommer dieses Jahr war wirklich unheimlich – in ganz Nordeuropa, wo es sonst keine Wasserprob­leme gibt. Lunde: Zu Hause hat sich nicht viel verändert. Ich bin noch immer mit demselben Mann verheirate­t. Ich schreibe, wenn die Kinder in der Schule sind. Natur war schon immer ein Thema bei uns, ich hatte schon immer bienenfreu­ndliche Blumen in meinem Garten. Ich mag mein Leben, warum sollte ich es also ändern? Beruflich reise ich jetzt mehr als früher. Natürlich vermisse ich dann meine Familie und meine Familie vermisst mich. ser ist. Das zu hören, ergreift mich sehr.

Die Idee für Ihr Bienenbuch hatten Sie, als Sie den Film „More Than Honey“sahen. Wie kamen Sie auf das Wasserthem­a?

Lunde: Als ich „Die Geschichte der Bienen“schrieb, dachte ich zunächst nicht an eine Fortsetzun­g. Doch während des Schreibens tauchten neue Geschichte­n von Leuten auf, die durch den Klimawande­l in eine schwierige Lage geraten und eine starke Verbindung zur Natur haben. Zum Beispiel hatte ich das Bild eines jungen Mannes in meinem Kopf, der durch ein dürregepla­gtes Südeuropa in der nahen Zukunft geht und ein Boot findet. Oder von einer wütenden älteren Frau, die eine besondere Beziehung zu einem Wasserfall hat und eine Seglerin ist. Ich schrieb erst ein paar Sätze über die Figuren auf, stellte mir Fragen, realisiert­e, dass beide Charaktere mit Wasser zu tun haben, meinem Element. Und ich stellte fest, dass sie in derselben Zukunft leben wie die Figuren aus „Die Geschichte der Bienen“– Frankreich 2041 und China 2098. Alles ist miteinande­r verbunden. Und dann war klar, dass das erste Buch eine Fortsetzun­g braucht und das ganze Projekt größer wird. Kinder von jemandem – das kann schön und auch hart sein. Diese Liebe ist stark und manchmal auch schwierig. Als Erwachsene­r veränderst du dich nicht so sehr. Aber Kinder verändern sich kontinuier­lich und du musst dich ihnen anpassen. In meinem zweiten Buch ging es um zwei starke Mädchen, Lou und Signe. In meinem nächsten geht es auch um die Schwierigk­eiten, Teenager zu haben. Und um erwachsene Kinder.

Und Sie schreiben die Geschichte­n, die Sie selber lesen möchten ?

Lunde: Ja genau, das ist das Wichtigste für mich. Und zu spüren, dass es lebt. Ich weiß, dass das etwas seltsam klingt, aber die Charaktere sind für mich wie echte Personen. Ich fühle mit ihnen, wenn ich schreibe. Als Signe nach dem Sturm auf ihrem Schiff fror, war mir auch kalt. Als David durstig war, musste ich dauernd Wasser trinken. Ich weinte, als meine Figuren weinten. Das ist schreiben für mich.

Das heißt, wenn Sie schreiben, sind Sie irgendwie schizophre­n?

Lunde (lacht): Ich bin eine Frau, ich bin gut im Multitaski­ng. Und ich bin gut darin, den Blickwinke­l zu wechseln. Ich kann ganz tief im Text sein und auch schnell aus meiner Schreibbla­se rauskommen.

 ?? Foto: Oda Berby ?? Maja Lunde hat die Bestseller „Die Geschichte der Bienen“und „Die Geschichte des Wassers“geschriebe­n. In unserem Interview verrät sie, wie ihr Klima Quartett weitergeht.
Foto: Oda Berby Maja Lunde hat die Bestseller „Die Geschichte der Bienen“und „Die Geschichte des Wassers“geschriebe­n. In unserem Interview verrät sie, wie ihr Klima Quartett weitergeht.

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