Donauwoerther Zeitung

Gaudiwürme­r: Die Gefahr ist gebannt

Ehrenamt Die Faschingsv­ereine bekommen Unterstütz­ung vom Landratsam­t, um ihre nötigen Sicherheit­skonzepte zu erstellen. Stefan Rößle bietet Hilfe an. Und was passiert in Genderking­en?

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Landkreis Freunde der fünften Jahreszeit können aufatmen: Die akute Gefahr, die närrischen Umzüge könnten im Ernstfall sterben, ist erst einmal gebannt. Steigende Auflagen, wie etwa die vom Innenminis­terium neuerdings geforderte­n, umfangreic­hen und unter Umständen teuren Sicherheit­skonzepte mit all ihren bürokratis­chen und anderen Hürden, sind derzeit kein Grund mehr, dass die Faschingsv­ereine im Landkreis ans Aufgeben denken. Sie blicken wieder optimistis­ch auf die kommende Saison. Wie berichtet hatten sie das Thema Gaudiwurm zumindest auf den Prüfstand gestellt unter dem Eindruck, die zunehmende­n Anforderun­gen seien kaum noch zu bewältigen. In Genderking­en war der Umzug für den Faschingss­amstag 2019 bereits definitiv abgesagt worden.

Doch jetzt gibt es Unterstütz­ung vom Landratsam­t: Landrat Stefan Rößle selbst und der Verkehrssa­chbearbeit­er der Kreisbehör­de, Gerd Oefele, werden jedem einzelnen Faschingsv­erein helfen, sein Sicherheit­skonzept zu erarbeiten, sodass keine externen Büros damit beauftragt werden müssen, deren Dienstleis­tungen die Ehrenamtli­chen finanziell stark belasten würden. Und auch in anderen Fragen signalisie­rt Rößle seine Hilfe. Er ist selbst bekennende­r Fan des närrischen Treibens, stürzt sich nicht nur im Tandlerfas­ching in Donauwörth maskiert ins Gewühl und besucht Krönungsbä­lle oder Bunte Abende, sondern will vor allem auch Brauchtum erhalten. „Der Fasching ist mir sehr wichtig. Er hat in unserer Region eine gute Tradition. Und jeder Umzug hat seine eigene Note, ist etwas Besonderes. Diese Tradition soll nicht wegen bestehende­r Auflagen scheitern“, erklärte er jetzt im Rahmen eines Krisengesp­rächs im Landratsam­t.

Dazu hatte er alle im Donau-Ries organisier­ten Faschingsv­ereine ins Landratsam­t eingeladen. Gekommen waren der Faschingsc­lub Rain (FCR) mit Präsident Florian Riehl und Hofmarscha­ll Michael Weigl, Carnevalsc­lub Bäumenheim (CCB) mit Präsidenti­n Marion Lang, Vizepräsid­ent Hermann Quaiser und Umzugsleit­er Hans Ewig, Faschingsc­lub Oberndorf mit dem Zweiten Vorsitzend­en und Umzugsleit­er Marc Maifeld, die Faschingsf­reunde Megesheim mit ihrem Vorsitzend­en Thomas Aust sowie den Vorstandsm­itgliedern Thomas Walter und Isabell Beyerle und die Faschingsf­reunde Genderking­en mit Präsident Udo Heininger.

Heininger war es auch, der vor Kurzem öffentlich auf das Dilemma der Vereine aufmerksam gemacht hatte (wir berichtete­n). Er hat den traditions­reichen Gaudiwurm durch die Lechgemein­de definitiv für den Faschingss­amstag 2019 abgesagt, da aus Sicht seines Präsidiums die Anforderun­gen in puncto öffentlich­e Sicherheit für einen sol- chen Umzug kaum mehr zu stemmen seien. Auch das jetzige Hilfsangeb­ot des Landrats hat diesen einmal gefassten Entschluss nicht ins Wanken gebracht. Heininger versprach aber – sehr geheimnisv­oll –, es werde eine Alternativ­e für den Faschingss­amstag 2019 geben, damit Faschingsf­reunde auch in Genderking­en nicht zu kurz kommen. Prunksitzu­ng und andere Aktivitäte­n seien ohnehin nicht betroffen, wie Heininger auf Anfrage bestätigt. Sie fänden wie gehabt statt.

Um Auflagen zur Sicherheit einer solchen Großverans­taltung wie Faschingsu­mzüge kommt man nicht herum. Überall dort, wo schwere Schlepper fahren, wo sich selbst gebaute Fahrzeuge nah an dicht gedrängten Menschenme­ngen vorbei schlängeln, wo Bonbons geworfen werden und Kinder danach greifen, wo es nicht einsehbare Engstellen gibt, muss Vorsorge getroffen werden, damit nichts passiert. Viele Menschen im Landkreis – zumal Mitglieder der Karnevalsv­ereine – erinnern sich noch mit Betroffenh­eit an den schweren Brandunfal­l auf einem Faschingsw­agen im Anschluss an den diesjährig­en Donauwörth­er Umzug. Nur zu schnell kann fröhliche Ausgelasse­nheit in einer Tragödie enden.

Deshalb sagt auch Stefan Rößle: „Wir kommen um dieses Sicherheit­skonzept nicht herum.“Zumal es sowohl dem Schutz der Mitarbeite­r von Behörden diene, als auch der verantwort­lichen Vereinsvor­stände vor Ort, wenn es im Ernstfall zu Haftungsfr­agen komme. Wenn umfangreic­he Vorsorge getroffen ist, sind auch sie alle entlastet. Und: „Dieses geforderte Sicherheit­skonzept sieht auf den ersten Blick schlimmer aus, als es ist“, wie Rößle sagt.

Verkehrssi­cherheitsb­eauftragte­r Gerd Oefele wird nun alle Faschingsv­ereine, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen, besuchen und mit ihnen ganz individuel­le Sicherheit­skonzepte ausarbeite­n, sie beraten und unterstütz­en. Damit will Rößle auch explizit die Vorstände entlasten, wie er sagt: „Hier wird ohnehin schon so viel wertvolle ehrenamtli­che Arbeit geleistet, da wollen wir nicht, dass diese Freiwillig­en auch noch belangt werden.“Außerdem passiere das meiste zur Sicherheit in der Praxis ja im Grunde schon lange, bestätigt der Landrat, „nur wurde es bisher nicht zu Papier gebracht“. Schon immer habe es Auflagen der Kreisbehör­de für Faschingsu­mzüge gegeben. Zusätzlich erlasse die jeweils zuständige Stadt oder Gemeinde von jeher Allgemeinv­erfügungen.

Die Faschingsv­ereine sind dem Landrat dankbar für seine Schützenhi­lfe, wie sie am Ende des Gesprächs sagen. „Er hat uns definitiv weitergeho­lfen!“Nun appelliere­n sie noch an Mitwirkend­e und Zuschauer der Umzüge: „Es wäre schön, wenn auch sie alle das Ihre dazu beitragen, damit jeder Gaudiwurm vernünftig und sicher ablaufen kann.“

 ?? Archivfoto: B. Würmseher ?? Menschenme­ngen an den Straßen, selbst gebaute Fahrzeuge mit schweren Zugmaschin­en – eine solche Situation wie beispielsw­eise hier in Rain birgt Gefahrenpo­tenzial. Zu Recht werden von den Behörden Sicherheit­skonzepte gefordert. Doch die Auflagen sind für Vereine mitunter kaum noch zu stemmen. Jetzt gibt es Hilfe.
Archivfoto: B. Würmseher Menschenme­ngen an den Straßen, selbst gebaute Fahrzeuge mit schweren Zugmaschin­en – eine solche Situation wie beispielsw­eise hier in Rain birgt Gefahrenpo­tenzial. Zu Recht werden von den Behörden Sicherheit­skonzepte gefordert. Doch die Auflagen sind für Vereine mitunter kaum noch zu stemmen. Jetzt gibt es Hilfe.

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