Gaudiwürmer: Die Gefahr ist gebannt
Ehrenamt Die Faschingsvereine bekommen Unterstützung vom Landratsamt, um ihre nötigen Sicherheitskonzepte zu erstellen. Stefan Rößle bietet Hilfe an. Und was passiert in Genderkingen?
Landkreis Freunde der fünften Jahreszeit können aufatmen: Die akute Gefahr, die närrischen Umzüge könnten im Ernstfall sterben, ist erst einmal gebannt. Steigende Auflagen, wie etwa die vom Innenministerium neuerdings geforderten, umfangreichen und unter Umständen teuren Sicherheitskonzepte mit all ihren bürokratischen und anderen Hürden, sind derzeit kein Grund mehr, dass die Faschingsvereine im Landkreis ans Aufgeben denken. Sie blicken wieder optimistisch auf die kommende Saison. Wie berichtet hatten sie das Thema Gaudiwurm zumindest auf den Prüfstand gestellt unter dem Eindruck, die zunehmenden Anforderungen seien kaum noch zu bewältigen. In Genderkingen war der Umzug für den Faschingssamstag 2019 bereits definitiv abgesagt worden.
Doch jetzt gibt es Unterstützung vom Landratsamt: Landrat Stefan Rößle selbst und der Verkehrssachbearbeiter der Kreisbehörde, Gerd Oefele, werden jedem einzelnen Faschingsverein helfen, sein Sicherheitskonzept zu erarbeiten, sodass keine externen Büros damit beauftragt werden müssen, deren Dienstleistungen die Ehrenamtlichen finanziell stark belasten würden. Und auch in anderen Fragen signalisiert Rößle seine Hilfe. Er ist selbst bekennender Fan des närrischen Treibens, stürzt sich nicht nur im Tandlerfasching in Donauwörth maskiert ins Gewühl und besucht Krönungsbälle oder Bunte Abende, sondern will vor allem auch Brauchtum erhalten. „Der Fasching ist mir sehr wichtig. Er hat in unserer Region eine gute Tradition. Und jeder Umzug hat seine eigene Note, ist etwas Besonderes. Diese Tradition soll nicht wegen bestehender Auflagen scheitern“, erklärte er jetzt im Rahmen eines Krisengesprächs im Landratsamt.
Dazu hatte er alle im Donau-Ries organisierten Faschingsvereine ins Landratsamt eingeladen. Gekommen waren der Faschingsclub Rain (FCR) mit Präsident Florian Riehl und Hofmarschall Michael Weigl, Carnevalsclub Bäumenheim (CCB) mit Präsidentin Marion Lang, Vizepräsident Hermann Quaiser und Umzugsleiter Hans Ewig, Faschingsclub Oberndorf mit dem Zweiten Vorsitzenden und Umzugsleiter Marc Maifeld, die Faschingsfreunde Megesheim mit ihrem Vorsitzenden Thomas Aust sowie den Vorstandsmitgliedern Thomas Walter und Isabell Beyerle und die Faschingsfreunde Genderkingen mit Präsident Udo Heininger.
Heininger war es auch, der vor Kurzem öffentlich auf das Dilemma der Vereine aufmerksam gemacht hatte (wir berichteten). Er hat den traditionsreichen Gaudiwurm durch die Lechgemeinde definitiv für den Faschingssamstag 2019 abgesagt, da aus Sicht seines Präsidiums die Anforderungen in puncto öffentliche Sicherheit für einen sol- chen Umzug kaum mehr zu stemmen seien. Auch das jetzige Hilfsangebot des Landrats hat diesen einmal gefassten Entschluss nicht ins Wanken gebracht. Heininger versprach aber – sehr geheimnisvoll –, es werde eine Alternative für den Faschingssamstag 2019 geben, damit Faschingsfreunde auch in Genderkingen nicht zu kurz kommen. Prunksitzung und andere Aktivitäten seien ohnehin nicht betroffen, wie Heininger auf Anfrage bestätigt. Sie fänden wie gehabt statt.
Um Auflagen zur Sicherheit einer solchen Großveranstaltung wie Faschingsumzüge kommt man nicht herum. Überall dort, wo schwere Schlepper fahren, wo sich selbst gebaute Fahrzeuge nah an dicht gedrängten Menschenmengen vorbei schlängeln, wo Bonbons geworfen werden und Kinder danach greifen, wo es nicht einsehbare Engstellen gibt, muss Vorsorge getroffen werden, damit nichts passiert. Viele Menschen im Landkreis – zumal Mitglieder der Karnevalsvereine – erinnern sich noch mit Betroffenheit an den schweren Brandunfall auf einem Faschingswagen im Anschluss an den diesjährigen Donauwörther Umzug. Nur zu schnell kann fröhliche Ausgelassenheit in einer Tragödie enden.
Deshalb sagt auch Stefan Rößle: „Wir kommen um dieses Sicherheitskonzept nicht herum.“Zumal es sowohl dem Schutz der Mitarbeiter von Behörden diene, als auch der verantwortlichen Vereinsvorstände vor Ort, wenn es im Ernstfall zu Haftungsfragen komme. Wenn umfangreiche Vorsorge getroffen ist, sind auch sie alle entlastet. Und: „Dieses geforderte Sicherheitskonzept sieht auf den ersten Blick schlimmer aus, als es ist“, wie Rößle sagt.
Verkehrssicherheitsbeauftragter Gerd Oefele wird nun alle Faschingsvereine, die seine Hilfe in Anspruch nehmen wollen, besuchen und mit ihnen ganz individuelle Sicherheitskonzepte ausarbeiten, sie beraten und unterstützen. Damit will Rößle auch explizit die Vorstände entlasten, wie er sagt: „Hier wird ohnehin schon so viel wertvolle ehrenamtliche Arbeit geleistet, da wollen wir nicht, dass diese Freiwilligen auch noch belangt werden.“Außerdem passiere das meiste zur Sicherheit in der Praxis ja im Grunde schon lange, bestätigt der Landrat, „nur wurde es bisher nicht zu Papier gebracht“. Schon immer habe es Auflagen der Kreisbehörde für Faschingsumzüge gegeben. Zusätzlich erlasse die jeweils zuständige Stadt oder Gemeinde von jeher Allgemeinverfügungen.
Die Faschingsvereine sind dem Landrat dankbar für seine Schützenhilfe, wie sie am Ende des Gesprächs sagen. „Er hat uns definitiv weitergeholfen!“Nun appellieren sie noch an Mitwirkende und Zuschauer der Umzüge: „Es wäre schön, wenn auch sie alle das Ihre dazu beitragen, damit jeder Gaudiwurm vernünftig und sicher ablaufen kann.“