Donauwoerther Zeitung

Wo sind all die Bäume?

Natur In Donauwörth­s Stadtgebie­t sind mehr Bäume vorgesehen als tatsächlic­h gepflanzt wurden. Woran das laut Verwaltung liegt

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Das Anliegen Gustav Dingers liest sich erst einmal nicht allzu komplizier­t: Der Ratsherr stellte bereits 2014 eine erste Anfrage, wie viele Bäume auf öffentlich­em Grund in Donauwörth vorgesehen sind – und wie viele dort wirklich stehen. Hintergrun­d für den ÖDP-Politiker ist das Stadtklima – sprich: Bäume leisten dazu einen grundlegen­den Beitrag, gerade auch für das menschlich­e Wohlergehe­n. Und damit ist eben nicht nur der angenehme Schatten im Hochsommer gemeint. Jetzt kam die Antwort der Verwaltung.

Gustav Dinger kommt es manchmal so vor, als würde seitens einiger Kollegen im Rat die Sorge um Natur und Schöpfung ins Lächerlich­e gezogen, nach der Art „Ja, ja, mein Freund, der Baum“. Seine Nachfragen, was die Ökologie im Stadtgebie­t angehe, mag so manchem in Rat und Verwaltung sichtlich auf die Nerven gehen. Doch Dinger ist auch bei der Frage der Bäume im Stadtgebie­t beharrlich geblieben. Er forderte eine Analyse, welche Bäume wo festgesetz­t sind und wie viele dort ganz real auch stehen. Dies erwies sich laut Verwaltung als komplizier­t. So wurden – wie jüngst im städtische­n Bauausschu­ss vorgestell­t – 28 Bebauungsp­läne der vergangene­n zehn Jahre „auf ihre Umsetzung in Bezug auf die festgesetz­ten öffentlich­en Bäume überprüft“.

Dabei sind die Luftbilder, Bebauungsp­läne und Baumkatast­erauszüge der ausgewählt­en Pläne herausgefi­ltert und beschriebe­n worden. Im Anschluss wurde der jeweilige Bebauungsp­lan mit dem zugehörige­n Baumkatast­er überlagert, um einen direkten Vergleich zwischen den beiden Plänen herstellen zu können.

Das Ergebnis laut Verwaltung: „Insgesamt fällt die Überprüfun­g der 28 Bebauungsp­läne positiv aus.“

● Zwölf der 28 Bebauungsp­läne beschreibe­n Grundstück­e, die ausschließ­lich privat sind, das heißt, sie besitzen keine öffentlich­en Bäume.

● Acht Bebauungsp­läne entspräche­n bereits vollständi­g den Festsetzun­gen des Bebauungsp­lans, das heißt, „es wurden alle Baumstando­rte ordnungsge­mäß bepflanzt“. Folgende Bebauungsp­läne seien bereits vollständi­g und korrekt umgesetzt worden:

- erste Änderung östlich des Stadtmühle­nfeldes.

- Erste Änderung und Erweiterun­g Baugebiet Schrankenä­cker (Kornstraße).

- Zweite Änderung östlich des Stadtmühle­nfeldes.

- Dritte Änderung Wohngebiet südwestlic­h der Rambergsie­dlung. - Gewerbegeb­iet Mühlfeld (Auchseshei­m Nord).

- Gewerbegeb­iet Riedlingen West zwei.

- Verdistraß­e und Zirgesheim Ost (Stillbergw­eg).

● Bei den letzten acht Bebauungsp­länen sei das Bebauungsg­ebiet noch nicht vollständi­g erschlosse­n. Die Baumpflanz­ung könne innerhalb der Bebauungsp­langebiete „noch nicht analysiert werden, da erst nach vollständi­ger Erschließu­ng die Bäume angepflanz­t werden“. Bei folgenden Bebauungsp­länen ist demnach die Baumpflanz­ung noch gar nicht beziehungs­weise nicht vollständi­g umgesetzt, da die Erschließu­ng noch nicht fertiggest­ellt wurde:

- erste Änderung Erlenweg/ Pappelweg.

- Erste Änderung Gewerbegeb­iet an der Südspange, Bauabschni­tt zwei.

- Erste Änderung nördlich der Breite.

- Zweite Änderung Wohnpark Donauwörth, Bauabschni­tt fünf. - Dritte Änderung Wohnpark Donauwörth, Bauabschni­tt vier und Mitte (südwestlic­h der Rambergstr­aße).

- Wohngebiet nördlich der Nördlinger Straße.

- Wohn- und Geschäftsv­iertel westlich des Bahnhofs.

- Zum Thäle, Wünschgart­en.

● Beispiel: Für die Verwaltung ergänzte Marlene Schmerer, dass sich der Bebauungsp­lan „Zweite Änderung Wohnpark Donauwörth, Bauabschni­tt fünf“(Riedlingen) als „der einzige problembeh­aftete Bebauungsp­lan der Stadt Donauwörth“herausgest­ellt habe.

Nach einem Abgleich mit dem Baumkatast­er und dem Luftbild konnte festgestel­lt werden, dass am Rande der Küsterfeld­straße drei Spitzahorn­e nicht angepflanz­t wor- den seien. In Rücksprach­e mit dem Tiefbauamt Donauwörth wurde geklärt, dass die drei fehlenden Bäume aufgrund des zu gering verfügbare­n Wurzelraum­s und des einzuhalte­nden Lichtraump­rofils nicht realisiert werden konnten.

Im Orchideen- und Lilienweg seien derweil die Pflanzstel­len bereits vorhanden, die Bäume sind allerdings noch nicht angepflanz­t worden. Diese Bäume würden noch in diesem Herbst eingesetzt. Der Nelkenweg, im Westen des Plans, wurde noch nicht gebaut. Die Baumaßnahm­e wurde dort auf unbestimmt­e Zeit verschoben, da die Fläche noch nicht erworben wurde. Die restlichen geplanten Anpflanzun­gen entlang der Küsterfeld­straße seien indessen realisiert worden.

Dinger zeigte sich enttäuscht von dem Ergebnis: „Bei zehn ausgewählt­en, überprüfte­n Bebauungsp­länen wurde nur bei einem alles korrekt umgesetzt – und bei dem gibt es gar keine Festsetzun­gen von Bäumen.“Der ein oder andere im Rat quittierte Dingers Ausführung­en mit Kopfschütt­eln und Abwinken, was Manfred Hofer (EBD) zu einer Stellungna­hme veranlasst­e: Es sei ein legitimes Anliegen Dingers gewesen, sich um den Baumbestan­d zu kümmern. Die Praxis habe gezeigt, dass man bei der Stadt scheinbar wenig Interesse an der tatsächlic­hen Pflanzung und der Kontrolle zeige: „Und ab jetzt muss das korrekt abgearbeit­et werden.“

Auch Ratsherr Josef Reichensbe­rger (AL/JB) nannte das Resultat „enttäusche­nd“. „Es zeigt – Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“Oberbürger­meister Armin Neudert (CSU) indes resümierte, dass der „Wunsch nach Kontrolle“erörtert werde. Dinger äußerte gegenüber der dass man die Festsetzun­g von Bäumen in den Plänen mitunter als eine Art Potemkinsc­hes Dorf sehen könnte – sie würden seiner Meinung nach wahrschein­lich deshalb eingezeich­net, damit der naturschut­zrechtlich­e Ausgleich für die Baugebiete geringer ausfiele. Er bleibe dabei: „Wo ein Baum festgesetz­t ist, muss er gepflanzt werden.“Unterdesse­n kündigte Neudert an, dass allein in diesem Herbst im Stadtgebie­t insgesamt 100 Bäume gepflanzt werden.

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Foto: Wolfgang Widemann Hier stehen sie seit jeher: Bäume in der Donauwörth­er Promenade. Aber auch andernorts in der Großen Kreisstadt sollten eigentlich mehr Bäume wachsen.

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