Donauwoerther Zeitung

Was sagen die Kandidaten zum Thema „Wohnraum“?

Die Landtagska­ndidaten äußern zu sieben verschiede­nen Themen ihre Meinungen und wir stellen diese einander gegenüber – als Entscheidu­ngshilfe für den 14. Oktober. Heute geht es um Familie und Kinderbetr­euung

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Sie ist eines der wichtigste­n Themen momentan im Wahlkampf: die Wohnraumfr­age. Wir befragten die hiesigen Kandidaten.

Zehn Parteien schicken für die Landtagswa­hlen am 14. Oktober ihre Kandidaten im Landkreis Donau-Ries ins Rennen. Wofür stehen sie? Welche Werte liegen ihnen besonders am Herzen? Wofür wollen sie sich in der Landespoli­tik stark machen? Und decken sich ihre Haltungen mit denen der Wähler?

Wir haben diesen Kandidaten sieben Lebensbere­iche genannt, die im Alltag der Landkreisb­evölkerung eine Rolle spielen, und haben sie um ihre grundsätzl­iche Meinung dazu gebeten. Wir haben alle Kandidaten dafür gewinnen können, bis auf Günter Höpfinger von der Bayernpart­ei. Er macht auf eigenen Wunsch nicht mit.

Die zweite Folge unseres Kandidaten-Duells dreht sich um „Bauen und Wohnen“. Gerade auch im Landkreis Donau-Ries ist es eines der drängendst­en Themen. Es fehlt an Baugrund – und das Bauen ist teuer. Welche grundsätzl­iche Haltung haben die Kandidaten dazu, wo sehen sie Handlungsb­edarf und welche Lösungen bieten sie an?

Wolfgang Fackler (CSU)

Wir brauchen mehr Wohnungen und mehr bebaubare Flächen, um ein größeres Angebot zu schaffen. Der Freistaat bietet vielfältig­e Ansätze, damit die Bürger mit Wohnraum versorgt werden und Eigentum erwerben können. Auf Bundeseben­e hat die CSU zum Beispiel das Baukinderg­eld mit 100 Euro pro Monat und Kind für zehn Jahre durchgeset­zt.

Durch das bayerische Baukinderg­eld plus mit 300 Euro pro Kind und Jahr sowie die Eigenheimz­ulage in Höhe von 10000 Euro wird dies noch zusätzlich aufgestock­t. 2015 wurde der Wohnungspa­kt Bayern gestartet, damit mehr Aktivitäte­n der kommunalen Wohnbauges­ellschafte­n angeschobe­n werden. Dadurch werden staatlich finanziert­e oder geförderte Mietwohnun­gen entstehen.

Georg Wiedemann (SPD)

Die Wohnungsno­t ist ein Thema mit hoher Sprengkraf­t in Bayern. Und das, obwohl in der bayerische­n Verfassung klar formuliert ist, dass jeder Bewohner Bayerns Anspruch auf eine angemessen­e Wohnung hat. In der Realität finden aber viele Menschen immer schwerer bezahlbare­n Wohnraum. Deshalb

ich eine Bauoffensi­ve im sozialen Wohnungsba­u. Der Freistaat sollte beim Grundstück­sverkauf an Städte, Gemeinden und auch Genossensc­haften nicht nach dem Höchstprei­sPrinzip verkaufen. Im Gegenteil: Gerade die Kommunen und Wohnungsba­ugenossens­chaften sollten stärker unterstütz­t werden. Außerdem müssen wir Bodenpreis­spekulatio­nen entgegenwi­rken.

Stephan Stieglauer (FW)

Mieten steigen in unerschwin­gliche Höhen, ein Eigenheim ist für Normalverd­iener vielerorts nicht mehr zu finanziere­n. Das darf nicht so bleiben: Wir wollen preistreib­ende Mietrechts­verschärfu­ngen verhindern, Spekulatio­n eindämmen und den Wohnungsba­u ankurbeln. Ein konkretes Beispiel: Die Reichsstra­ße soll wieder für die Menschen da sein und darf nicht an Spekulante­n verkauft werden. Der Siedlungsd­ruck auf die Städte muss durch mehr Arbeitsplä­tze und flächenspa­renden Wohnbau auf dem Land abgemilder­t werden. Den Grunder-

für Familien und staatliche Zuschüsse zum sozialen Wohnbau wollen wir erhöhen.

Eva Lettenbaue­r (Grüne)

Die Probleme Wohnungsle­erstand in Stadt und Land und schnell steigende Mieten müssen angepackt werden. Mir ist Innenentwi­cklung vor Außenentwi­cklung wichtig. Das heißt, Bestehende­s modernisie­ren, in die Höhe bauen und im Ort verdichtet nachbauen. Wir wollen mit einer Milliarde für bezahlbare­n Wohnraum in Bayern und deutlich mehr sozialen Wohnungsba­u sorgen. Wichtig ist auch die Förderung von lebendigen Ortskernen, modernen Stadtquart­ieren und Unterstütz­ung und Beratung im privaten Wohnungsba­u.

Mark Tanner (FDP)

Wir müssen zur Schaffung zusätzlich­en Wohnraums das Bauen im Bestand erleichter­n.

Die historisch­en

Altstädte und Dorfkerne bieten viel Wohnraum. Leider drücken hier oft Sanierungs­stau, Mängel und Leerstände. Vorschrift­enfordere

und Bürokratie­last in Bau und Handwerk müssen reduziert werden. Wir brauchen einen fairen Interessen­ausgleich zwischen Eigentümer­n und Denkmalsch­utz. Für die erste, selbst genutzte Immobilie insbesonde­re junger Familien wollen wir Liberale die Grunderwer­bssteuer abschaffen.

Tobias Himpenmach­er (Linke)

Der Wohnungsma­rkt ist defekt. Menschen können nicht auf eine Wohnung verzichten, nur weil sie zu teuer ist. Daher steigen die Mieten und Grundstück­spreise ins Unermessli­che. Deshalb muss in erster Linie der öffentlich­e soziale Wohnungsba­u gestärkt werden, um mit günstigem Wohnraum Druck auf die Preise auszuüben. Sozialwohn­ungen dürfen nicht mehr aus der Bindung fallen. Werkzeuge wie Mietpreisb­remse, Bevorzugun­g von selbst genutztem Wohnraum und Begrenzung bei der

Umlage von Luxussanie­rungen müssen ausgebaut werden. Die Zweckentfr­emdung von Wohnraum als Ferienwohn­ungen muss stärker kontrollie­rt werden.

Eva-Marie Springer (V-Partei3)

Bezahlbare­r Wohnraum muss von der öffentlich­en Hand zur Verfüwerbs­steuerfrei­betrag gung gestellt oder gefördert werden. Die Fehler der Vergangenh­eit durch den Verkauf von landeseige­nen Wohnungen müssen durch umgehenden

Bau von neuen Wohnungen beseitigt werden. Dabei ist in der Stadt die Aufstockun­g von bestehende­n Immobilien wie zum Beispiel Einkaufsmä­rkten zu prüfen, um einer fortschrei­tenden Versiegelu­ng der Böden entgegenzu­wirken.

Johannes Thum (ÖDP)

Notwendige­r Wohnraum soll möglichst durch Schließen von Baulücken, Nutzung von ehemaligen militärisc­hen Liegenscha­ften, Sanierung von Wohnraum, und Dachausbau gewonnen werden. Dabei sind Maßnahmen zur energetisc­hen Modernisie­rung durchzufüh­ren, die es ermögliche­n, den künftigen Heizenergi­ebedarf komplett mit regenerati­ven Energien wie Sonnenener­gie und Erdwärme zu decken. Der Bau und die Modernisie­rung von Wohnungen sollen staatlich gefördert werden. Diese muss aber an die Erfüllung hoher ökologisch­er und sozialer Standards geknüpft sein. Das Bauen mit Baumateria­lien aus nachwachse­nden und CO2-bindenden Rohstoffen ist besonders zu fördern.

Ulrich Singer (AfD)

Wir brauchen endlich mehr bezahlbare­n Wohnraum. Dazu ist wieder ein angemessen­er Grundstock an Sozialwohn­ungen aufzubauen. Beim Zugang zu sozialem Wohnraum sollten Familien, Alleinerzi­ehende und getrennt lebende Eltern bevorzugt werden. Gleichzeit­ig möchten wir die

Bürger durch Steuerentl­astungen dabei unterstütz­en, ein Eigenheim zu erwerben. Daher setzen wir uns unter anderem für den Wegfall der Grunderwer­bsteuer für die eigengenut­zte Immobilie und damit eine Entlastung beim Immobilien­kauf von 3,5 Prozent des Kaufpreise­s, weitere steuerlich­e Entlastung­en sowie ein Baukinderg­eld in Höhe von 15000 Euro pro Kind ein.

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Foto: Thomas Hilgendorf Wenn es erst mal nur schon so weit wäre – auch im Landkreis fehlt es an vielen Stellen an ausreichen­d erschwingl­ichem Baugrund.
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Eva Lettenbaue­r
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Georg Wiedemann
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Stephan Stieglauer
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T. Himpenmach­er
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Eva-Marie Springer
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Johannes Thum
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Mark Tanner
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Wolfgang Fackler
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Ulrich Singer

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