Gebremster Quereinstieg
Früher mussten verliebte Mannsbilder beim Fensterln nicht selten durch niedrige Luken quer einsteigen. Aber darüber sprach man nicht. Erst im Jahre 2004 erschien das Wort „Quereinsteiger“im Duden. Inzwischen beherrscht es die Nachrichten. Allerdings muss sich der aktuelle Quereinsteiger nicht mehr mühsam durch enge Fensterrahmen quälen. Denn er ist an den vielen freien Stellen in Wirtschaft und Kultur hochwillkommen. Wer schon einmal einen Dübel gesetzt hat, steigt zum Management Assistant im IT-Team auf. Wer ein bisschen Blockflöte spielt, hat plötzlich die Chance, als quer einsteigender Musiklehrer verpflichtet zu werden. Nur der Quereinstieg mit Beförderung zum Staatssekretär stößt noch auf Schwierigkeiten. Die Massen empfanden Hans-Georg Maaßens Rauswurf mit Beförderung und Neuverwendung als dermaßen ungewöhnlich und gewissermaßen auch als absurd, sodass selbst die Parteivorsitzenden den Vorgang sehr kritisch maßen. Auch die Medien beschäftigte das Geschehen über alle Maßen. Massenblätter wandten sich massiv gegen die geäußerte These, dass sich der vorübergehende Maaßen-Quereinstieg einigermaßen an Recht, Gesetz und Maß gehalten habe. Daraufhin durchzog die Volksseele jenes Gefühl, das auch die Abonnenten der Neuen Rheinischen Zeitung erfüllt haben mag, als sie am 19. Oktober 1848 lesen konnten: „Die Partheileidenschaft hat sich der vorliegenden Gegenstände über die Maaßen hinaus bemächtigt.“