Zustimmung trotz Skepsis
Der Donauwörther Bauausschuss sieht sich gezwungen, einer Erweiterung der Reichertsweiler Ferkel GmbH im Nachhinein zuzustimmen. Der Bau erntet Kritik
Donauwörth Die Reichertsweiler Ferkel GmbH hat ihren Schweinezuchtbetrieb am Reichertsweiler Hof in Wörnitzstein zuletzt erweitert. Ein Ferkelstall für 12 760 Tiere wurde gebaut. Jenes Gebäude sei aber nicht entsprechend der genehmigten Pläne des Landratsamtes errichtet worden, wie Tobias Pfahler vom Stadtbauamt jüngst im Donauwörther Bauausschuss erläuterte. Trotzdem sah sich das Gremium letztlich gezwungen, zuzustimmen. Tapfheim wehrt sich derweil.
Wie die Vertreter der Stadtverwaltung den Ausschussmitgliedern im Donauwörther Rathaus berichteten, sei am Reichertsweiler Hof ein anderes Gebäude mit einer anderen Innenaufteilung entstanden als ursprünglich geplant. Es werde auch nicht entsprechend der Geneh- migung genutzt: Es handle sich nun um eine „reine Ferkelhaltung mit Futterküche“anstatt eines Laufstalles für Zuchtschweine. Die Stadt Donauwörth verlangte sodann, dass ein neues immisionsschutzrechtliches Gutachten „mit umfassender Prüfung“vorgelegt werden müsse.
Der Betrieb als auch das Landratsamt Donau-Ries hielten dies aber, so die Verwaltung, für nicht erforderlich. Trotzdem sei das Vorhaben an sich nach dem Baugesetz rechtlich zulässig. Eine entsprechende juristische Prüfung sei „zwischenzeitlich ebenfalls mit positivem Ergebnis abgeschlossen“worden. Die Gemeinde Tapfheim indes weigert sich, dem Vorgehen der Reicherstweiler Ferkel GmbH im Nachhinein zuzustimmen. Das Bauvorhaben wurde teilweise auf Tapfheimer Flur umgesetzt. Bis dato verwehrt die Gemeinde ihr Einver- nehmen. Sie sieht eine Beeinträchtigung der Wasserversorgung, eine Verschmutzung des Zeisbaches, Geruchsbelästigung, eine unzureichende Erschließung sowie eine zusätzliche Verkehrsbelastung durch Lastwagen in den Ortsteilen Brachstadt und Oppertshofen (wir berichteten). Auch in Donauwörth sieht man das so – Pfahler: „Das Argument, dass Tiertourismus in der Form stattfindet, dass Mutterschweine zum Abferkeln zum Reichertsweiler Hof gebracht werden (...) hat sich bestätigt, hat aber keine Auswirkung auf die baurechtliche Zulässigkeit des Vorhabens.“
Entsprechend stimmten die Ausschussmitglieder dem Antrag gegen zwei Stimmen aus den Reihen von Grünen (Albert Riedelsheimer) und Sozialdemokraten (Brigitte Kundinger-Schmidt) zu. Franz Ost (CSU) erklärte hierzu: „Das Baurecht ist da, wir haben keine Wahl.“Dem schloss sich auch Günter Schwendner aus der SPD/BfD-Fraktion an. Albert Riedelsheimer (Grüne) wetterte hingegen gegen das Unternehmen: „Das ist kein bäuerlicher Familienbetrieb, sondern ein Massenbetrieb. Was ist das nun für ein Signal für die heimische Landwirtschaft?“
Die Reichertsweiler Ferkel GmbH gehört zur LFD Holding in Jerichow in Mecklenburg-Vorpommern. Das Unternehmen schreibt auf seiner Internetseite zum Thema „Tierwohl“: „Verantwortung beginnt in unseren Ställen. Deshalb legen wir besonderen Wert darauf, unsere Tiere sicher, artgerecht und gesund zu halten. Als größter Ferkelzüchter in Deutschland sehen wir uns in der Verantwortung, beim Thema Tierwohl als Branchenvorbild voranzugehen.“