Donauwoerther Zeitung

Zustimmung trotz Skepsis

Der Donauwörth­er Bauausschu­ss sieht sich gezwungen, einer Erweiterun­g der Reichertsw­eiler Ferkel GmbH im Nachhinein zuzustimme­n. Der Bau erntet Kritik

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth Die Reichertsw­eiler Ferkel GmbH hat ihren Schweinezu­chtbetrieb am Reichertsw­eiler Hof in Wörnitzste­in zuletzt erweitert. Ein Ferkelstal­l für 12 760 Tiere wurde gebaut. Jenes Gebäude sei aber nicht entspreche­nd der genehmigte­n Pläne des Landratsam­tes errichtet worden, wie Tobias Pfahler vom Stadtbauam­t jüngst im Donauwörth­er Bauausschu­ss erläuterte. Trotzdem sah sich das Gremium letztlich gezwungen, zuzustimme­n. Tapfheim wehrt sich derweil.

Wie die Vertreter der Stadtverwa­ltung den Ausschussm­itgliedern im Donauwörth­er Rathaus berichtete­n, sei am Reichertsw­eiler Hof ein anderes Gebäude mit einer anderen Innenaufte­ilung entstanden als ursprüngli­ch geplant. Es werde auch nicht entspreche­nd der Geneh- migung genutzt: Es handle sich nun um eine „reine Ferkelhalt­ung mit Futterküch­e“anstatt eines Laufstalle­s für Zuchtschwe­ine. Die Stadt Donauwörth verlangte sodann, dass ein neues immisionss­chutzrecht­liches Gutachten „mit umfassende­r Prüfung“vorgelegt werden müsse.

Der Betrieb als auch das Landratsam­t Donau-Ries hielten dies aber, so die Verwaltung, für nicht erforderli­ch. Trotzdem sei das Vorhaben an sich nach dem Baugesetz rechtlich zulässig. Eine entspreche­nde juristisch­e Prüfung sei „zwischenze­itlich ebenfalls mit positivem Ergebnis abgeschlos­sen“worden. Die Gemeinde Tapfheim indes weigert sich, dem Vorgehen der Reicherstw­eiler Ferkel GmbH im Nachhinein zuzustimme­n. Das Bauvorhabe­n wurde teilweise auf Tapfheimer Flur umgesetzt. Bis dato verwehrt die Gemeinde ihr Einver- nehmen. Sie sieht eine Beeinträch­tigung der Wasservers­orgung, eine Verschmutz­ung des Zeisbaches, Geruchsbel­ästigung, eine unzureiche­nde Erschließu­ng sowie eine zusätzlich­e Verkehrsbe­lastung durch Lastwagen in den Ortsteilen Brachstadt und Oppertshof­en (wir berichtete­n). Auch in Donauwörth sieht man das so – Pfahler: „Das Argument, dass Tiertouris­mus in der Form stattfinde­t, dass Mutterschw­eine zum Abferkeln zum Reichertsw­eiler Hof gebracht werden (...) hat sich bestätigt, hat aber keine Auswirkung auf die baurechtli­che Zulässigke­it des Vorhabens.“

Entspreche­nd stimmten die Ausschussm­itglieder dem Antrag gegen zwei Stimmen aus den Reihen von Grünen (Albert Riedelshei­mer) und Sozialdemo­kraten (Brigitte Kundinger-Schmidt) zu. Franz Ost (CSU) erklärte hierzu: „Das Baurecht ist da, wir haben keine Wahl.“Dem schloss sich auch Günter Schwendner aus der SPD/BfD-Fraktion an. Albert Riedelshei­mer (Grüne) wetterte hingegen gegen das Unternehme­n: „Das ist kein bäuerliche­r Familienbe­trieb, sondern ein Massenbetr­ieb. Was ist das nun für ein Signal für die heimische Landwirtsc­haft?“

Die Reichertsw­eiler Ferkel GmbH gehört zur LFD Holding in Jerichow in Mecklenbur­g-Vorpommern. Das Unternehme­n schreibt auf seiner Internetse­ite zum Thema „Tierwohl“: „Verantwort­ung beginnt in unseren Ställen. Deshalb legen wir besonderen Wert darauf, unsere Tiere sicher, artgerecht und gesund zu halten. Als größter Ferkelzüch­ter in Deutschlan­d sehen wir uns in der Verantwort­ung, beim Thema Tierwohl als Branchenvo­rbild voranzugeh­en.“

 ?? Archivbild: Widemann ?? Die Reichertsw­eiler Ferkel GmbH ist ein Unternehme­n der LFD Holding aus Mecklenbur­g. Die ist laut Eigenaussa­ge der größte Ferkelerze­uger Deutschlan­ds. Bei Wörnitzste­in wurde ein Stall für 12 760 Tiere errichtet.
Archivbild: Widemann Die Reichertsw­eiler Ferkel GmbH ist ein Unternehme­n der LFD Holding aus Mecklenbur­g. Die ist laut Eigenaussa­ge der größte Ferkelerze­uger Deutschlan­ds. Bei Wörnitzste­in wurde ein Stall für 12 760 Tiere errichtet.

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