Es fehlen die alten Bäume
Zu „Zu viel Waldromantik?“(Bayern) vom 29. September:
Dass die Waldbesitzer die größten Naturschützer sind und dass die Artenvielfalt im Wirtschaftswald am größten sein soll, gehört ins Reich der Märchen. Zahlreiche mir bekannte Studien belegen das genaue Gegenteil. Zwar ist sicherlich zu loben, dass das Thema Naturschutz endlich auch im Wald aufschlägt, aber mit ein paar wenigen Totholzbäumen, die man übrig lässt, ist es nicht getan. Bei den Totholzkäfern, mit 1400 eine der artenreichsten Insektengruppen im Wald, stehen 60 Prozent auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Viele brauchen spezielle Lebensräume wie Mulmhöhlen oder von bestimmten Pilzen zersetztes Totholz, auf die im normalen Waldbau keine Rücksicht genommen wird. Einige besonders stark gefährdete Bockkäferarten findet man eher in Parks als im Wald, da im Wald so gut wie keine wirklich alten Bäume mehr übrig geblieben sind. Auch die Möblierung des Waldes mit Fledermaus- und Vogelkästen ist nicht gerade ein Zeichen von Naturnähe. Es fehlen nämlich im herkömmlichen fichtendominierten Wirtschaftswald die alten Bäume mit Höhlen für Spechte und Fledermäuse, mit Baumpilzen und Moosen. Jeden Quadratmeter naturbelassenen Waldes sofort als „Käseglocken-Naturschutz“zu diskreditieren, zeugt von wenig Verständnis über ökologische Zusammenhänge. Dr. Klaus Kuhn, Augsburg