Donauwoerther Zeitung

4,5 Millionen Euro für bessere Inklusion

Projekt St. Johannes eröffnet Wohnanlage für Menschen mit Behinderun­g im Lerchenweg in Rain. Warum die Stiftung damit Neuland betritt

- VON DANIEL WEIGL

Rain Menschen mit Behinderun­g und ohne Behinderun­g Seite an Seite beim Einkaufen oder beim Spaziereng­ehen in der Stadt ist, trotz vieler Bemühungen sozialer Träger, für viele noch ein ungewohnte­s Bild. Zwar entstehen immer mehr Wohnhäuser für Menschen mit Behinderun­g abseits von den großen Wohnheimen, allerdings handelt es sich hierbei meistens um Personengr­uppen, die einen gewissen Grad an Selbststän­digkeit und Anpassungs­fähigkeit vorweisen.

Die Stiftung St. Johannes aus Schweinspo­int hat diesbezügl­ich nun Neuland betreten und im Lerchenweg 26 in Rain eine Wohnanlage für Menschen mit erhöhtem Hilfebedar­f eröffnet. Dabei handelt es sich um Menschen mit Mehrfachbe­hinderunge­n und teils „herausford­ernden Verhaltens­weisen“, heißt es seitens der Stiftung. Auch Autisten können dort betreut werden. Insgesamt 24 Bewohner werden in die neuen Räumlichke­iten auf dem ehemaligen Gelände der Firma Dehner einziehen. „Wir wollen das Thema Inklusion bewusst in die Innenstädt­e tragen“, erklärte Robert Freiberger, Geschäftsf­ührer der Stiftung St. Johannes, bei der offi- ziellen Einweihung­sfeier den geladenen Gästen.

Vier Wohngruppe­n mit jeweils fünf Bewohnern im ersten und zweiten Obergescho­ss sowie eine Wohngruppe mit vier Bewohnern im Erdgeschos­s werden künftig, betreut von den Mitarbeite­rn der Stiftung St. Johannes, hier leben. Die Stiftung strebt hierbei eine geregelte Tagesstruk­tur an, wodurch Menschen mit schwerer Behinderun­g Beschäftig­ung erfahren sollen. Deshalb befindet sich im Erdgeschos­s ein Begegnungs­bereich mit Mehrzweck-, Hobby- und Therapiera­um. Hingucker des Neubaus ist si- cherlich der zweistöcki­ge, bepflanzte Balkon, der den Bewohnern erlaubt, zu Hause die Natur zu genießen. Ein Steg führt sogar in die Krone eines Baums. Ziel ist es, dass die Bewohner mit der Zeit dahin zu bringen, dass sie in Wohnformen ziehen, die weniger Betreuung benötigen.

Die Gesamtkost­en für das Projekt belaufen sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Davon zahlt der Freistaat gut 2,6 Millionen Euro, der Bezirk Schwaben über 400000 Euro, und die Stiftung St. Johannes investiert Eigenmitte­l in Höhe von mehr als 1,2 Millionen Euro. Ein Zuschuss über 110 000 Euro kommt zudem von der Aktion Mensch.

Rains Bürgermeis­ter Gerhard Martin lobte das Projekt, mahnte aber auch: „Integratio­n und Inklusion bedeutet gegenseiti­ges Aufeinande­rzugehen und nicht nur ein Gebäude hinstellen.“Auch Landrat Stefan Rößle, Bezirksrat Peter Schiele und der Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler freuten sich in ihren Grußworten über das Pilotproje­kt in der Tillystadt. Nach der offizielle­n Schlüsselü­bergabe durch Architekti­n Sigrid Müller-Welt an den Einrichtun­gsleiter Siegfried Meier segnete Monsignore Harald Heinrich das Gebäude. „Es ist wunderbar, dass hier Menschen Raum und eine Stimme gegeben wurde, die eigentlich keine Stimme haben“, sagte der Generalvik­ar des Bistums Augsburg. Nach zwei Jahren Bauzeit werden ab heute die ersten Bewohner in die Wohnanlage einziehen.

Die Gäste des Empfangs staunten angesichts der hellen und modernen Räumlichke­iten. Architekti­n Sigrid Müller-Welt, von Uta Architekte­n und Stadtplane­r aus Stuttgart, berichtete, dass bei den Planungen bewusst auf „wohnlich warme, aber zeitgleich funktional­e Materialie­n“gesetzt worden sei.

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Fotos: Daniel Weigl In dem Neubau der Stiftung St. Johannes am Lerchenweg in Rain ziehen heute die ersten Bewohner ein. Das Projekt, das für Menschen mit erhöhtem Hilfebedar­f geschaffen worden ist, kostet rund 4,5 Millionen Euro.
 ??  ?? Geschäftsf­ührer Robert Freiberger freut sich über das neue Angebot.
Geschäftsf­ührer Robert Freiberger freut sich über das neue Angebot.
 ??  ?? Viel Platz und große Fenster schaffen Lebensqual­ität.
Viel Platz und große Fenster schaffen Lebensqual­ität.

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