Bauern brauchen Solidarität
Wer in diesem Sommer querbeet in Deutschlands Regionen unterwegs war und schließlich wieder im Landkreis Donau-Ries gelandet ist, dem sind sie bei einigermaßen intaktem Sehvermögen aufgefallen – die völlig verdorrten, verbrannten Felder im Norden und Osten unseres Landes. Die künstlichen Beregnungen wirkten dort auch angesichts der hohen Temperaturen wortwörtlich wie der viel zitierte Tropfen auf den heißen Stein. In der Region war es meist nicht so schlimm, das Grün zumindest noch erkennbar.
Im Hinblick auf den eben gefeierten Erntedanksonntag sollte einen da vielleicht doch wieder etwas mehr gelebte Demut ergreifen. Manchmal schätzt der Mensch es einfach nicht mehr, wenn es regelmäßig regnet. „Normal“scheint das, manchmal gar störend, wenn man in der Sonne braten will. Ein gläubiger Mensch weiß um die Wahrheiten, die früher noch vielen geläufig waren – als wesentlich mehr Menschen noch in der Landwirtschaft tätig waren: Dass eben nicht alles unter menschlicher Kontrolle liegt, dass das natürliche Wachstum letzten Endes in Gottes Hand steht, dass man Demut, Vertrauen und Achtung zeigen sollte vor Schöpfer und Schöpfung.
Und heute? Der sogenannte Jahrhundertsommer scheint schon fast vergessen. Wenn das blaue Auge wenigstens bei den meisten Menschen jetzt mit etwas mehr aufrichtiger, nachhaltiger Dankbarkeit verbunden wäre. Aber das scheint nicht so zu sein – die Supermarktregale sind eben auch heuer um einiges praller gefüllt als die Kirchenbänke an Erntedank. Solange das so ist, darf zumindest bezweifelt werden, dass der Mensch versteht, dass er selbst weder gänzlich unabhängig von der Schöpfung noch „allmächtig“ist.
Es bleibt auch zu hoffen, dass wieder etwas mehr Achtung vor der regionalen Landwirtschaft gezeigt wird, auch seitens der Verbraucher. Sie verdienen unseren Respekt, sie bringen die Ernte ein. In den schlechten Jahren sollte Solidarität selbstverständlich sein. Die Natur wird sich einem zu absoluten und zu kalten Gesetz eines anarchisch freien Marktes nicht unterordnen. Es braucht auch gegenseitigen Beistand und Unterstützung in den schwereren Jahren.