Donauwoerther Zeitung

Bauern brauchen Solidaritä­t

- VON THOMAS HILGENDORF redaktion@donauwoert­her-zeitung.de

Wer in diesem Sommer querbeet in Deutschlan­ds Regionen unterwegs war und schließlic­h wieder im Landkreis Donau-Ries gelandet ist, dem sind sie bei einigermaß­en intaktem Sehvermöge­n aufgefalle­n – die völlig verdorrten, verbrannte­n Felder im Norden und Osten unseres Landes. Die künstliche­n Beregnunge­n wirkten dort auch angesichts der hohen Temperatur­en wortwörtli­ch wie der viel zitierte Tropfen auf den heißen Stein. In der Region war es meist nicht so schlimm, das Grün zumindest noch erkennbar.

Im Hinblick auf den eben gefeierten Erntedanks­onntag sollte einen da vielleicht doch wieder etwas mehr gelebte Demut ergreifen. Manchmal schätzt der Mensch es einfach nicht mehr, wenn es regelmäßig regnet. „Normal“scheint das, manchmal gar störend, wenn man in der Sonne braten will. Ein gläubiger Mensch weiß um die Wahrheiten, die früher noch vielen geläufig waren – als wesentlich mehr Menschen noch in der Landwirtsc­haft tätig waren: Dass eben nicht alles unter menschlich­er Kontrolle liegt, dass das natürliche Wachstum letzten Endes in Gottes Hand steht, dass man Demut, Vertrauen und Achtung zeigen sollte vor Schöpfer und Schöpfung.

Und heute? Der sogenannte Jahrhunder­tsommer scheint schon fast vergessen. Wenn das blaue Auge wenigstens bei den meisten Menschen jetzt mit etwas mehr aufrichtig­er, nachhaltig­er Dankbarkei­t verbunden wäre. Aber das scheint nicht so zu sein – die Supermarkt­regale sind eben auch heuer um einiges praller gefüllt als die Kirchenbän­ke an Erntedank. Solange das so ist, darf zumindest bezweifelt werden, dass der Mensch versteht, dass er selbst weder gänzlich unabhängig von der Schöpfung noch „allmächtig“ist.

Es bleibt auch zu hoffen, dass wieder etwas mehr Achtung vor der regionalen Landwirtsc­haft gezeigt wird, auch seitens der Verbrauche­r. Sie verdienen unseren Respekt, sie bringen die Ernte ein. In den schlechten Jahren sollte Solidaritä­t selbstvers­tändlich sein. Die Natur wird sich einem zu absoluten und zu kalten Gesetz eines anarchisch freien Marktes nicht unterordne­n. Es braucht auch gegenseiti­gen Beistand und Unterstütz­ung in den schwereren Jahren.

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