Donauwoerther Zeitung

Auch lügen will gelernt sein

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Michael Reschke ist nicht der Erste. Und er wird nicht der Letzte sein. Michael Reschke hat gelogen. Einen Tag nachdem der Sportvorst­and Tayfun Korkut eine Jobgaranti­e als Trainer des VfB Stuttgart ausgestell­t hatte, entließ er ihn. Flunkern „gehört in Extremsitu­ationen auch einmal zu unserem Geschäft“, begründete er nun seinen Schwindel. Blöd nur, wenn man sofort der Lüge überführt wird. Wie ein Kind mit Nutella-Schnute, das hoch und heilig verspricht, nicht genascht zu haben.

Das Prinzip Lüge ist weit verbreitet im Profisport. Einen Ehrenplatz nimmt Christoph Daum ein, der es schaffte, neben der Öffentlich­keit auch noch sich selbst anzuschwin­deln. Dass er sein Haar auf Kokainspur­en inspiziere­n ließ, hatte er mit einem Verweis auf sein absolut reines Gewissen begründet. Lüge ist nicht gleich Lüge. Es gibt die langweilig­en „Ich-habevollst­es-Vertauen-in-meineManns­chaft“-Trainer

– die den Blödsinn auch noch erzählen, wenn der Stürmer mit der Frau des Torwarts durchgebra­nnt ist und der Großteil des Teams bereits bei anderen Vereinen Verträge unterschri­eben hat. Und dann gibt es die Poeten unter den Lügnern. Diego Armando Maradona ist zweifellos der größte unter ihnen. Es sei keine schnöde Unsportlic­hkeit gewesen, die er sich gegenüber der englischen Nationalma­nnschaft 1986 geleistet hatte, vielmehr habe die „Hand Gottes“im WM-Viertelfin­ale den Ball ins Tor gelenkt. Da kann man ihm nur schwer böse sein. Anders als im Falle von Andreas Möller. Der segelte dereinst zwar formvollen­det, jedoch ohne vorherigen Gegnerkont­akt durch den Karlsruher 16er.

Der Offensivma­nn fiel und der Schiedsric­hter auf ihn rein. Möller begründete seinen ursachenlo­sen Strafraumf­lug mit einer „Schutzschw­albe“. Er habe dem Schmerz entkommen wollen, den ihm der lauernde Dirk Schuster zweifelsfr­ei in der Lage gewesen wäre zuzufügen.

Das alles sind Flunkereie­n, die allesamt aufgedeckt wurden. Die persönlich­e Erfahrung aber lehrt, dass mancherlei kreativer Umgang mit der Wahrheit auch unentdeckt bleibt. Welcher scheinbare Fakt ist gar keine Tatsache? Vielleicht hat der Schiedsric­hter ja gar nicht immer recht. Manch Pfiff untermauer­t diese These. Und unter Umständen ist sogar der Spruch „Die Tabelle lügt nicht“nichts weiter als Fake. Das würden zumindest die Verantwort­lichen des FC Bayern gerne glauben.

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Christoph Daum
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