Donauwoerther Zeitung

Auf dem Weg zur Legende

Trainer Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim ist der dienstälte­ste im deutschen Profiberei­ch. Warum er und seine Bodenständ­igkeit beim Zweitligis­ten und dessen Fans hoch im Kurs stehen

- VON GÜNTHER HÖDL

Dillingen Kurz hintereina­nder meldeten Anfang der Woche die Medien: Markus Weinzierl heuert beim VfB Stuttgart an, Frank Schmidts Vertrag beim Zweitligis­ten 1. FC Heidenheim ist um drei weitere Jahre verlängert worden. Weinzierl weilte bis 2016 beim FC Augsburg, wechselte dann auf Schalke und von dort aus vorzeitig in den vorübergeh­enden Ruhestand. Schmidt dagegen kennt seit 2007 nur einen Arbeitspla­tz: die Trainerban­k der Heidenheim­er Voith-Arena.

„Wir waren Sitznachba­rn beim Fußballleh­rer-Lehrgang“, erinnert sich Frank Schmidt gerne an gemeinsame Azubi-Tage mit Weinzierl und sagt: „Wir verstehen uns gut, telefonier­en in unregelmäß­igen Abständen.“Als Spieler blieb beiden der große Durchbruch versagt, wenngleich Schmidt in einem durchaus denkwürdig­en PokalMatch auf dem Platz stand: im Trikot des damaligen Drittligis­ten Vestenberg­sgreuth beim 1:0-Triumph über Bayern München.

Den Kopf zur Seite geneigt, das Kinn nachdenkli­ch auf die Hand gestützt, konzentrie­rt das Geschehen im Visier – so steht der inzwischen 44-Jährige heute oft an der Seitenlini­e. So kennen und mögen ihn die Fans auf der Ostalb. Der Schultersc­hluss zwischen Anhang und Trainer, der mit Frau und zwei Töchtern gleich hinter der „Grenze“im bayerisch-nordschwäb­ischen Bachhagel (Landkreis Dillingen) wohnt, fällt nicht schwer. Die Menschen im grundsolid­en Heidenheim schätzen ihren bodenständ­igen Trainer. Bei leerem Magen bevorzugt der ein ordentlich­es Schnitzel, vom Fernweh getrieben reist er gern nach Südtirol. Schmidt statt Guardiola. Trainingsa­nzug statt edlem Zwirn.

Originelle­r Pragmatike­r statt Konzepttra­iner? Schmidt: „Ein Konzept haben wir hier auch, für mich steht aber immer der Mensch im Mittelpunk­t. Nicht irgendeine Taktik. Ich bin schon ein Trainer, der sehr pragmatisc­h arbeitet. Originell? Na ja …“Nicht umsonst beschreibt sich Schmidt als geradehera­us und offen.

Und weil das alles in Heidenheim so gut zusammenpa­sst, ist Schmidt auf bestem Weg, einen Rekord zu brechen: Dem dienstälte­sten Trainer im deutschen Profi-Fußball fehlen nur noch wenige Jahre zur Best- marke von Volker Finke. Freiburgs Trainer-Legende coachte die Breisgauer von 1991 bis 2007. Vor elf Jahren, als Finke in Freiburg ging, übernahm Schmidt den TrainerPos­ten der Ostalb-Kicker: „Mein erster Spruch war: Wenn, dann mache ich das richtig und will der Volker Finke von Heidenheim werden.“Mit dem vorzeitig bis 2023 verlängert­en Vertrag ist ein weiterer Schritt dafür getan.

Basis für eine Zusammenar­beit von Trainer und Verein bleibt freilich der Erfolg. Von der viertklass­igen Oberliga bis in die zweite Liga stieg Schmidt auf und wurde dabei eines von drei „Gesichtern“, die maßgeblich für den Weg des FCH von den Amateuren zu den Profis stehen: Kapitän Marc Schnattere­r, der vom Landesliga-Manager zum Vorstandsv­orsitzende­n avancierte Holger Sanwald – und eben Frank Schmidt. Platz zehn mit sieben Punkten Polster auf die Abstiegsrä­nge beschreibt die realistisc­hen Ambitionen des Vereins: möglichst schnell den Klassenerh­alt sichern. Am nächsten Spieltag (Samstag, 20. Oktober, 13 Uhr) empfängt Heidenheim den FC Magdeburg.

Schmidt wäre aber nicht Schmidt, würde er sich im Bangen um den Ligaerhalt einrichten: „Warum sollten wir nicht mal nah rankommen an den Erstliga-Aufstieg oder ihn sogar schaffen. Es gibt dafür Beispiele kleinerer Vereine. Wir verwalten nicht, wir wollen etwas erreichen.“

Und man ist geneigt, ihm seine Antwort auf die Frage abzukaufen: Was würden Sie tun, wenn der FCA oder Bayern anrufen? Frank Schmidt: „Es ist hypothetis­ch, darüber nachzudenk­en. Ich bin keiner, der beim nächstmögl­ichen Angebot davonrennt.“

 ?? Foto: pm-fch ?? Frank Schmidt ist und fühlt sich als „Schwabe“. Da passt sein Wohnort im bayerische­n Regierungs­bezirk Schwaben gut zum Arbeitspla­tz auf der württember­gischen Ostalb. Seit elf Jahren ist er nun schon Trainer des 1. FC Heidenheim.
Foto: pm-fch Frank Schmidt ist und fühlt sich als „Schwabe“. Da passt sein Wohnort im bayerische­n Regierungs­bezirk Schwaben gut zum Arbeitspla­tz auf der württember­gischen Ostalb. Seit elf Jahren ist er nun schon Trainer des 1. FC Heidenheim.

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