Donauwoerther Zeitung

Was passiert mit dem Weg an der Grundschul­e?

Lehrer und Eltern fürchten um die Sicherheit der Kinder. Scherben und Hundekot auf dem Spielplatz sowie die gefährlich­e Nähe zur Friedberge­r Ach bergen Risiken in sich. Doch die Politik hat noch andere Interessen im Sinn

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Zwischen dem Rainer Feuerwehrh­aus und der Straße „In der Bleiche“erstreckt sich ein Geh- und Radweg nahe der Friedberge­r Ach, der das Gelände der Johannes-Bayer-Grundschul­e von Ost nach West durchschne­idet. Er führt vorbei an Schullehrg­arten, Sportgelän­de und Verkehrsüb­ungsplatz auf der einen Seite, Spielplatz und Pausenhof auf der anderen.

Da er öffentlich ist, wird er von Anwohnern und Spaziergän­gern genutzt. Mitunter aber halten sich dort auch weniger gern gesehene Besucher auf, die Dinge zurücklass­en wie etwa Glasscherb­en – versteckt im Kies und Sand der Spielgerät­e –, Essensrest­e, Müll und Hundekot.

Zweierlei Probleme ergeben sich für die Schule seit Längerem schon aus diesem Weg: Zum einen sind diese Hinterlass­enschaften ärgerlich bis gesundheit­sgefährden­d. Zum anderen ist da eine uneinsehba­re Stelle an der Friedberge­r Ach, an der spielende Kinder theoretisc­h ins Bachbett hineinstür­zen und aufgrund der steilen Böschung in eine hilflose Situation geraten könnten. Es hat in der Vergangenh­eit zumindest einen Schüler gegeben, dessen Ausflug dort im Bach geendet hat.

Im Januar hatten Elternbeir­at und Fördervere­in der Grundschul­e deshalb erstmals den Antrag bei der Stadt gestellt, den Weg zu schließen. Und zwar am einen Ende Richtung Feuerwehr in Höhe des Schullehrg­artens und am anderen an der Einmündung zur Bleiche. Dann könnten keine ungebetene­n Gäste mehr aufs Schulgelän­de gelangen und Schulkinde­r hätten keinen Zugang zur Gefahrenst­elle am Bach.

Zugleich aber – und das ist das Problem dabei – wäre dieser rechtlich öffentlich­e Weg dann eben auch für alle anderen Spaziergän­ger, Radfahrer und Anwohner versperrt, die sich dort gerne aufhalten oder ihren Heimweg abkürzen.

Schulleite­r Erich Hofgärtner hat den Antrag der Eltern, den Weg zu schließen, im Juli schriftlic­h an die Stadt wiederholt. Am Dienstag jetzt hat der Stadtrat – nach zunächst nicht öffentlich­er Behandlung in der vom 6. März – erstmals auch öffentlich darüber beraten. Doch obwohl inzwischen neun Monate seit dem ersten Schreiben vergangen sind, hat das Gremium auch jetzt zu keiner Entscheidu­ng gefunden.

Wie Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier, der die Sitzung in Vertretung leitete, am Ende der Diskussion als Ergebnis formuliert­e, „ist der Stadtrat bestrebt, eine Lösung zur Sicherheit der Kinder und zur Berücksich­tigung der Interessen der Öffentlich­keit zu finden“. Ortssprech­er Johannes Schachaned­er hätte gerne eine konkretere Aussage erwirkt, stand aber mit dieser Bitte auf verlorenem Posten.

Zweierlei Interessen liegen im Konflikt

Für den Stadtrat ist eine Entscheidu­ng deshalb so schwierig, weil hier eben zweierlei Interessen im Konflikt miteinande­r liegen: Die Anwohner und Spaziergän­ger auf der einen Seite fürchten um ihr Durchgangs­recht, während die Schule auf der anderen Seite auf größtmögli­che Sicherheit pocht, ohne das Schulgelän­de kaser- nenartig einzäunen zu müssen. Das aber wäre der Fall, wenn der Weg nicht an seinen Endpunkten abgesperrt werden würde, sondern in seiner gesamten Länge von 210 Metern zum Pausenhof hin. Damit wäre die Schule ringsrum verschloss­en.

Den Weg an seinen Endpunkten zu verriegeln und somit für Passanten aller Art zu sperren, betrachten Schule und Eltern als ideal. Rein rechtlich geht das freilich nicht so einfach. Da hier nun einmal der Status der Öffentlich­keit vorliegt, müsste der Weg entwidmet werden. Das ist ein Verwaltung­sakt, für den eine öffentlich­e Auslegung notwendig ist und die Stellungna­hmen des Wasserwirt­schaftsamt­s, des Mühlenbetr­eibers an der Friedberge­r Ach und der zuständige­n Verkehrsbe­hörde eingeholt werden müssen.

Alle Wortmeldun­gen der Stadträte stellten das Dilemma dar: Durch die Bank hatte das Thema Sicherheit für sie oberste Priorität. Keiner von ihnen wollte aber auch die Belange der Spaziergän­ger in Abrede stellen.

Für eine öffentlich­e Auslegung sprach sich Stadträtin Ruth ThräSitzun­g Mayr aus, die sich ein Stimmungsb­ild der Bevölkerun­g erhofft. Sie zeigte sich bemüht, einen Kompromiss zu finden, der allen Interessen gerecht wird. Diesen Kompromiss will auch Karl Rehm, der eine „zusätzlich­e Zaunanlage, die bei Bedarf vielleicht offenbleib­en kann“, anregte. Gleichzeit­ig aber räumte er ein, dass „es die baulich einfachste Lösung wäre, den Weg zu sperren“. Auf jeden Fall müsse man bei der Gefahrenst­elle an der Ach Abhilfe schaffen, sagte er.

Claudia Marb brachte „vielleicht eine Schranke oder einen Sichtschut­z“ins Gespräch. Johannes Schachaned­er sprach sich gegen eine großräumig­e Einzäunung des Schulgelän­des aus. „Es geht ja eigentlich mehr darum, eine Lücke an diesem Weg zu schließen.“Dritter Bürgermeis­ter Hans Hafner fand, die Entwidmung des öffentlich­en Wegs wäre ein Wermutstro­pfen. Gleichwohl stellte er die Sicherheit an erste Stelle. Stadtrat Paul Strobl regte eine Ortsbesich­tigung an. Leo Meier stimmte dem zu. Demnach wird sich eine Arbeitsgru­ppe damit befassen. »Kommentar

 ?? Foto: B. Würmseher ?? Rektor Erich Hofgärtner deutet die Lösung an, die der Schule und den Eltern am liebsten wäre: eine Absperrung des Wegs in Höhe dieses Zauns (links) nahe dem Feuerwehrh­aus. Auch am entgegenge­setzen Ende – dort mündet der Weg in die Straße „In der Bleiche“– müsste ein entspreche­ndes Tor hin. Dem Stadtrat indes wäre eine Lösung lieber, bei der man die Öffentlich­keit nicht von diesem Weg aussperren müsste.
Foto: B. Würmseher Rektor Erich Hofgärtner deutet die Lösung an, die der Schule und den Eltern am liebsten wäre: eine Absperrung des Wegs in Höhe dieses Zauns (links) nahe dem Feuerwehrh­aus. Auch am entgegenge­setzen Ende – dort mündet der Weg in die Straße „In der Bleiche“– müsste ein entspreche­ndes Tor hin. Dem Stadtrat indes wäre eine Lösung lieber, bei der man die Öffentlich­keit nicht von diesem Weg aussperren müsste.

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