Donauwoerther Zeitung

„Wir wollen die Jugend mit ins Boot holen“

Ein Treffen in lockerer Runde noch im Herbst soll der Anfang sein. Aber die Vorstellun­gen gehen noch weiter

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Noch in diesem Herbst will sich die Stadt Rain intensiv mit Jugendlich­en zusammense­tzen, um deren Wünsche und Ziele zu ermitteln. Welche Themen interessie­ren sie? Besteht der Bedarf nach einem festen Treffpunkt? Wie sehen sie ihre Stadt? – Antworten auf Fragen wie diese und andere mehr sollen in lockerer Runde und cooler Atmosphäre eingesamme­lt werden. Kleine Workshops – unter Moderation eines Jugendpfle­gers – sollen beitragen, an diesem Abend miteinande­r ins Gespräch zu kommen und Kontakte zu knüpfen. Es könnte im Idealfall der Beginn einer Zukunftswe­rkstatt werden, die die Richtung für weitere Entwicklun­gen vorgibt. So stellt es sich der Stadtrat vor und ganz besonders ein Arbeitskre­is aus diesem Gremium, der seit Juli mit viel Enthusiasm­us nicht öffentlich daran arbeitet, der Stadt ein (auch) jüngeres Image zu geben.

„Unsere Jugend ist ein knapp bemessenes und wertvolles Gut. Die Jugendund Zukunftsfr­eundlichke­it einer Kommune sind ein wichtiger Standortfa­ktor.“So formuliert­e es die Kommunale Jugendpfle­gerin Martina Drogosch vom Landratsam­t. Sie stellte dem Rainer Stadtrat in dessen Sitzung am Dienstag Erkenntnis­se und Möglichkei­ten vor, wie man junge Menschen am Ort binden kann und warum das so bedeutend für eine Kommune ist. „Es gibt schon viele Dinge in Rain“, bewertete sie den Istzustand. „Man kann es aber noch profession­eller angehen und kann junge Menschen mit offener Jugendarbe­it begleiten.“Dazu sei es wichtig, bei den Interessen der Jugendlich­en anzusetzen, deren Entwicklun­g zu fördern, Benachteil­igungen abzubauen und positive Lebensbedi­ngungen zu unterstütz­en.

Martina Drogosch hat die Jugendlich­en zwischen elf und 18 Jahren im ganzen Landkreis befragt und insgesamt 1608 Fragebögen zurückbeko­mmen. Davon stammen 98 aus Rain, was sie als eine repräsenta­tive Zahl einstuft. Allerdings war diese Umfrage bereits im Jahr 2014.

Damals kam heraus, dass sich Jugendlich­e aus Rain mit ihren Freunden hauptsächl­ich im Elternhaus treffen, an öffentlich­en Plätzen und in Vereinen, denn Jugendräum­e sind nicht vorhanden. Auch schulische Räume werden zunehmend stärker frequentie­rt, da sich das Leben immer mehr in der Schule abspielt.

„Wie sind die Möglichkei­ten, in der Gemeinde deine Freizeit zu verbringen?“lautete eine weitere Frage. Das Ergebnis zeigt, dass 52 Prozent der Jugendlich­en in Rain eher nicht zufrieden sind.

Auch wünschen sie sich mehr Mitwirkung­smöglichke­iten. Laut Martina Drogosch ist das für 13,5 Prozent sehr wichtig, für 38,5 Prozent wichtig, 26 Prozent sind unentschlo­ssen, für 14,6 Prozent ist Mitwirkung weniger wichtig und für 7,3 Prozent überhaupt nicht wichtig. Im Schnitt wünschen sich also etwa 65 Prozent der Jugendlich­en mehr Einflussna­hme. „Jetzt ist es wichtig, die Jugendlich­en mit ins Boot zu holen“, appelliert­e Martina Drogosch.

Ein offener Jugendtref­f ist nach Ihrer Erfahrung ein wichtiger Bestandtei­l der sozialen Infrastruk­tur. Nicht in Konkurrenz zur sehr positiven und interessan­ten Jugendarbe­it in Vereinen, sondern als Ergänzung. Eine Kommune muss sich dabei über mögliche Trägerscha­ften im Klaren werden, über das Anstellung­sverhältni­s von Fachperson­al und über Kooperatio­ns- und Zweckverei­nbarungen. Martina Drogosch ermutigte den Rainer Stadtrat, indem sie finanziell­e Förderung des Landkreise­s in Aussicht stellte, wie auch fachliche Begleitung mit Rat und Tat.

Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier räumte ein: „Wir haben vieles versucht, aber ich gebe zu, es gibt noch ein bisschen was zu tun bei uns.“Auch Claudia Marb erklärte: „Wir haben uns bemüht, ein Jugendforu­m auf die Beine zu stellen, aber vielleicht nicht nachhaltig genug.“

Dafür scheint jetzt ein Ruck durch den Stadtrat zu gehen, dessen neuer Arbeitskre­is für die Jugendarbe­it viel Elan ausstrahlt. „Die Jugendlich­en sind uns wichtig“, so Marb. „Und wir sind auf dem Weg.“Karl Rehm bekräftigt­e: „Wir wollen die Jugendlich­en dort abholen, wo sie stehen, ihre Meinungen erfragen und Aktivitäte­n anregen. Wir wollen keine einmaligen Aktionen, sondern Nachhaltig­keit. In unserer langsam überaltern­den Gesellscha­ft werden Jugendlich­e immer wichtiger. Deshalb nehmen wir als Kommunalpo­litiker die Herausford­erung an.“

Auch Ruth Thrä-Mayr unterstütz­te diesen Weg im Namen der WVRST ausdrückli­ch – mit dem Schwerpunk­t Nachhaltig­keit. Man wolle die Jugend mit ins Boot holen. Dritter Bürgermeis­ter Hans Hafner sah die Jugendarbe­it in der Vergangenh­eit vor allem an kleineren Projekten festgemach­t. Jetzt aber müsse man einen Schritt weiter gehen: „Vielleicht gelingt es uns, einen Jugendtref­f anzugehen.“

Leo Meier indes dämpfte die Erwartunge­n ein wenig. Einerseits äußerte er ein klares Bekenntnis zur Jugend, anderersei­ts aber stellte er klar: „Ich selbst bin als Kind öfter mal an meine Grenzen gestoßen und hoffe, das gibt es auch heute noch. Es wird jedenfalls kein Wunschkonz­ert geben.“

 ?? Symbolfoto: Karl Aumiller ?? Mit Jugendlich­en bei einem Workshop ins Gespräch kommen. Dieses Ziel hat sich der Rainer Stadtrat noch für diesen Herbst vorgenomme­n.
Symbolfoto: Karl Aumiller Mit Jugendlich­en bei einem Workshop ins Gespräch kommen. Dieses Ziel hat sich der Rainer Stadtrat noch für diesen Herbst vorgenomme­n.

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