Mit Duplo Programmieren lernen
Jana Seemann arbeitet ein ganzes Semester an einem Lernspielzeug für Kinder. Nun wurde die Nördlingerin dafür mit dem Future-Design-Award ausgezeichnet
Nördlingen Immer mehr Berufe setzen Grundkenntnisse im Programmieren voraus – das stellte die Studentin Jana Seemann bei der Recherche zu ihrem Projekt „Tinker Bricks“, ein Lernspielzeug aus Duplo-Steinen, fest. Um Kinder frühzeitig an die Computersprache heranzuführen, entwickelte sie zusammen mit zwei Studentinnen das Spielzeug für Fünf- bis Zehnjährige. Nun wurde die Nördlingerin dafür mit dem Future-Design-Award, ein Preis, der sich mit der Erziehung in der Digitalisierung beschäftigt, ausgezeichnet.
Seit dem Wintersemester 2016 studiert die 25-Jährige das „Internet der Dinge“an der Hochschule in Schwäbisch Gmünd. Im Rahmen des Studienfachs Prototyping arbeitete sie mehr als ein Semester zusammen mit ihrem Team an dem Projekt „Tinker Bricks“. Das Lernspielzeug sei dafür gedacht, alte Duplo-Steine wiederzuverwerten, da Kinder normalerweise das Interesse nach wenigen Jahren verlieren und dann eher auf Lego umsteigen würden, sagt sie. Bei Tinker Bricks hätten sich die drei Studentinnen bewusst gegen eine Steuerung mit dem Smartphone oder dem Tablet entschieden. „Dort bekommen Kinder eine totale Reizüberflutung.“Bei ihrem Spielzeug hingegen könnten sich die Kinder voll und ganz auf die Platte und das Fahrzeug konzentrieren, so Jana.
Die Leiterin der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Donau-Ries, Cornelia Blässing, sagt, dass Duplo und Lego als Spielzeuge durchaus sinnvoll bei Kindern seien. Denn sie fordern das räumliche und logische Denken. Außerdem können die Kinder beim Spielen mit den Bausteinen etwas selbst errichten. Das habe nochmals einen anderen Effekt, als wenn sie in das Smartphone tippen und auf dem Bildschirm etwas entstehe. Jana Seemann, die ihr Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium absolvierte, habe sich auch schon überlegt, das Spielzeug bei Duplo einzureichen. Allerdings müsse es bis dahin noch weiter ausgebaut und verfeinert werden.
Und so funktioniert das Spielzeug: Für Tinker Bricks haben die Studentinnen eine Steckplatte auf eine Holzkiste montiert, die sie mit Nägeln durchbohrten. Auf der Innenseite der Kiste setzten die Studentinnen Kupferdrähte ein, die sie mit den Nägeln verbunden und an ein Netzteil angeschlossen haben. Das war die Grundlage des Projektes. Im zweiten Schritt bauten die drei jungen Frauen ein kleines Fahrzeug aus Duplosteinen, das per Bluetooth mit der Platte kommunizierte. Dann schoben sie noch Kupferdrähte in lose Bausteine ein. „Setzt man nun einen Duplostein auf die Platte, dann passiert etwas mit dem Fahrzeug“, sagt Jana Seemann. Je nachdem, wo man den Stein aufstecke, leuchtet das Fahrzeug, bewegt den rechten oder eben den linken Reifen. „Das fordert das logische Denken bei Kindern“, sagt die 25-Jährige.