Donauwoerther Zeitung

Mehr gebaut als erlaubt

Bau Ein Investor wollte in Riedlingen ein Haus für drei Parteien errichten, genehmigt waren aber nur zwei. Der Bauherr baute trotzdem und hat jetzt Ärger am Hals

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth-Riedlingen Etwas nachträgli­ch zu genehmigen ist zwar weder ungewöhnli­ch noch per se unrecht beim Wohnungsba­u – doch es hat in den Augen vieler Bürger oft ein „Gschmäckle“. So geschehen im Falle der Erweiterun­g des Ferkelbetr­iebes am Reichertsw­eiler Hof (wir berichtete­n). Und so sollte es eigentlich geschehen im Falle eines Wohnhauses in Riedlingen. Ursprüngli­ch waren hier zwei Mietwohnun­gen vorgesehen. Doch mittlerwei­le leben drei Parteien in drei Wohnungen dort. Der Donauwörth­er Bauausschu­ss sollte die Bauverände­rung im Nachhinein befürworte­n.

Der Investor, der das Haus baute, hatte bereits vor einiger Zeit drei Wohnungen beim Bauamt beantragt. Das war damals schon von den Mitglieder­n des Bauausschu­sses abgelehnt worden. Ausschlagg­ebender Grund war der Bebauungsp­lan, der im dortigen Baugebiet Häuser mit höchstens zwei Mietpartei­en vorsieht. Die Krux ist jedoch: In einem benachbart­en Haus war ein ähnli- Vorhaben umgesetzt worden. Im Beschlussv­orschlag der Verwaltung für den aktuellen Fall hieß es zunächst: „Dem Bauvorhabe­n mit der Befreiung hinsichtli­ch der Anzahl der Wohneinhei­ten wird zugestimmt.“Kurzum, die Ausschussm­itglieder sollten die drei statt zwei Wohnungen im Nachhinein absegnen.

Die hatten allerdings fraktionsü­bergreifen­d Bedenken. Franz Ost (CSU) warnte davor, einen Präzedenzf­all zu eröffnen – „für die Zukunft ist das relevant, da käme etwas auf uns zu“. Indessen erklärte Tobias Pfahler vom Stadtbauam­t, dass die meisten Bebauungsp­läne jene Beschränku­ngen bei den Wohnungen nicht mehr beinhaltet­en. Bei dem betreffend­en Plan gibt es aber noch eine Limitierun­g. Dazu betonte Manfred Hofer (EBD): „Unser Entschluss ist glasklar. Die Mehrzahl der Menschen dort haben sich an den Bebauungsp­lan gehalten.“Der Bauausschu­ss würde „ein Fass aufmachen“, stimmte er dem nachträgli­chen Antrag zu. Das Ja im Nachhinein wäre laut Bauamt mög- lich gewesen: Die Wohnungen sind demnach ausreichen­d groß und auch hinsichtli­ch des Grundstück­es verhältnis­mäßig. Auch die Zahl der Parkplätze sei „übererfüll­t“.

Dem Ansinnen widersprac­h Michael Bosse (FW/PWG) entschiede­n: „Es gilt gleiches Recht für alle, alles andere ist nicht zielführen­d. Die Leute in der Nachbarsch­aft wollten diesen starken Bezug nicht. Welches Signal würden wir da aussenden?“Albert Riedelshei­mer schloss sich dem an – „jeder baut offenbar, wie er will. Man hätte den Bau stoppen müssen und müsste ein Bußgeld verlangen“. Es sei eben kein Wohnblock gedacht gewesen in jenem Wohnpark. Günter Schwendner (SPD/BfD) forderte seine Kollegen letztlich in aller Deutlichke­it auf: „Wir halten uns doch bitte an geltendes Recht.“

Auch die Ratsherren Peter Moll (SPD/BfD) und Josef Reichensbe­rger (AL/JB) bekräftigt­en, dass Präzedenzf­älle verhindert werden müssten. Reichensbe­rger meinte aber auch selbstkrit­isch hinsichtli­ch der Genehmigun­g des gleichen Anches trags bei dem benachbart­en Haus: „Einerseits müssen wir die Belange der Nachbarsch­aft beachten, anderersei­ts brauchen wir ja Wohnungen. Der Sündenfall begann mit der Genehmigun­g beim Nachbarhau­s.“Man hätte auch dort „konsequent sein müssen“. Das jedoch sollte nicht dazu führen, dass fortan jeder Bauherr ohne Genehmigun­g machen könne, was er wolle.

Letzten Endes wurde der Antrag des Investors einstimmig abgelehnt. Schwer wiegt in dem Fall allerdings der soziale Aspekt – in dem Haus wohnen bereits drei Parteien. Die Mieter des Investors will man nicht auf die Straße setzen.

Doch wie geht es jetzt weiter? Es könnte sich um ein durchaus langwierig­es Verfahren handeln, sagte Rechtsdire­ktor Richard Lodermeier auf Nachfrage unserer Zeitung. Der Investor bekomme erst einmal den ablehnende­n Beschluss zugestellt – auf den müsse er dann reagieren.

Ob sich beispielsw­eise ein Bußgeld anschließt oder aber eine Klage des Investors folgt, das sei bislang noch nicht abzusehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany