Donauwoerther Zeitung

Grätscht Trump Siemens ins Geschäft?

Investitio­nen Der deutsche Konzern hatte sich um den Ausbau der Stromverso­rgung im Irak beworben und gute Chancen. Nun will auch der US-Riese General Electric den Auftrag und bekommt Unterstütz­ung vom Präsidente­n

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München/Boston/Bagdad US-Präsident Donald Trump ist bekannt dafür, seine Interessen mit brachialen Methoden durchzuset­zen – oft genug mit Erfolg. Zum Leidtragen­den dieses Bulldozer-Stils könnte nun auch Siemens werden. Es geht um einen Milliarden-Auftrag im Irak, bei dem es für den deutschen Industrie-Riesen zunächst gut auszusehen schien. Doch auch der große USKonkurre­nt General Electric (GE) ist im Rennen – mit der mächtigen Trump-Regierung im Rücken. Wird Siemens das lukrative Geschäft auf der Zielgerade­n weggeschna­ppt?

Bei dem Auftrag geht es um den Ausbau der Stromverso­rgung um weitere elf Gigawatt in den nächsten vier Jahren – laut Siemens rund die Hälfte der derzeitige­n Stromerzeu­gungskapaz­itäten in dem vom Krieg gezeichnet­en Land. Sowohl für Siemens als auch für die Amerikaner wäre der Deal enorm wichtig.

In München bemüht man sich bislang um Gelassenhe­it. „Wir glauben weiterhin, das beste Angebot für den Irak vorgelegt zu haben“, betont ein Siemens-Sprecher. Aus Kreisen der Bundesregi­erung heißt es, eine Entscheidu­ng über die Vergabe des Auftrags sei von den Irakern noch nicht getroffen worden. Bundesregi­erung unterstütz­e Siemens bei dessen Auslandsge­schäften, auch im Irak. Firmen wie Siemens könnten dort einen großen Beitrag zum Wiederaufb­au und zur Ausbildung der Fachkräfte leisten.

Ein Sprecher des amtierende­n irakischen Premiermin­isters Haider al-Abadi sagte dem Finanzdien­st Bloomberg, beide Bewerbunge­n würden geprüft – politische Erwägungen spielten keine Rolle. General Electric wollte sich nicht äußern.

glaubt man internatio­nalen Medienberi­chten, so brodelt es hinter den Kulissen. So berichtete die Financial Times, die USA versuchten mit massivem Druck auf die irakische Regierung, den Deal für General Electric zu sichern. Die USA wollten unter anderem Waffen liefern. Auch Bloomberg schrieb, ranghohe Vertreter der US-Regierung hätten al-Abadi gewarnt, die Beziehunge­n zwischen den Ländern zu riskieren, falls der Auftrag an SieDie mens vergeben werden sollte. Beide Medien berichten übereinsti­mmend, dass es bereits eine Absichtser­klärung zwischen General Electric und dem Irak geben soll.

Eine Niederlage gegen General Electric wäre für die Münchner ein schwerer Schlag. Das Auftragsvo­lumen wird auf einen hohen einstellig­en Milliarden­betrag geschätzt. Das Geld könnten beide Konzerne gut gebrauchen. Wegen Überkapazi­täten bei Großturbin­en und der Energiewen­de stecken ihre Kraftwerks­parten tief in der Krise.

General Electric – ehemals Innovation­sführer und Aushängesc­hild der US-Wirtschaft – ist wegen dieses und anderer Probleme seit Jahren im freien Fall. Jüngst erst setzte die mehr als 125 Jahre alte US-Industrie-Ikone ihren erfolglose­n Spitzenman­ager John Flannery vor die Tür – es war der zweite Chefwechse­l innerhalb von 14 Monaten. Die Aktie des Traditions­konzerns, dessen Wurzeln auf Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison zurückgehe­n, befindet sich im Sturzflug und stieg dieses Jahr erstmals seit 110 Jahren aus dem US-Leitindex Dow Jones aus. Kurzum: Nichts könnte das Unternehme­n besser gebrauchen als einen Großauftra­g.

Doch auch Siemens tut sich in eiDoch nigen Geschäftsb­ereichen schwer und senkt die Kosten: Vor wenigen Wochen vereinbart­e der Konzern mit Betriebsra­t und IG Metall den Abbau von rund 6900 Stellen weltweit, etwa 2900 in Deutschlan­d. Kein Wunder, dass sich beide Konzerne einen Wettkampf im Irak liefern. Bislang hatte sich Siemens stets zuversicht­lich gegeben. Konzernche­f Joe Kaeser warb vor wenigen Wochen persönlich bei Iraks Premiermin­ister für den Deal – gemeinsam mit dem parlamenta­rischen Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um, Thomas Bareiß (CDU).

Ein Siemens-Sprecher hatte im September gesagt, Ziel sei es auch, mit dem Auftrag tausende von Arbeitsplä­tzen im Land zu schaffen, den Kampf gegen Korruption sowie die Ausbildung von Irakern zu unterstütz­en. Im Februar sei dem irakischen Regierungs­chef al-Abadi ein Plan zum Wiederaufb­au vorgelegt worden. Es habe ein „positives Feedback von der Regierung für die Entwicklun­g der Energieinf­rastruktur“gegeben. Doch letztlich könnte Siemens leer ausgehen. Am 30. Oktober veröffentl­icht General Electric seinen Quartalsbe­richt – fünf Tage später als ursprüngli­ch geplant. Womöglich gibt es dann schon neue Details zu dem Irak-Geschäft.

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Foto: Martin Schutt, dpa Siemens wollte im Irak ein Milliarden­geschäft abschließe­n: Es geht um den Ausbau der Stromverso­rgung in dem Land. Nun wird es eng.

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