Leiterin einer „kleinen Insel“
Jubiläum Seit 25 Jahren leitet Andrea Hutzler den Kaisheimer Kirchenchor. Warum gerade das Miteinander so wichtig ist und wie sie zu diesem Posten gekommen ist
Kaisheim Lange hat Andrea Hutzler nicht überlegen müssen, als sie gefragt wurde, ob sie die Leitung des Kaisheimer Kirchenchors übernehmen möchte. Ganz spontan hat sie zugesagt. Wenn es nicht passt, könne sie ja wieder aufhören, dachte sie. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Am Sonntag nun feiert sie 25. Jubiläum. Und zu keiner Zeit hatte sie einen Gedanken daran verschwendet, die Leitung des Chors aufzugeben. „Ich habe es nie bereut, wir sind ein lustiger Trupp, der Zusammenhalt ist groß“, erklärt sie.
Als sie den Chor von ihrem Vorgänger übernahm, waren da nur Frauen Mitglieder. Für Andrea Hutzler war gleich klar, dass sie einen gemischten Chor haben möchte. „Und auf Anhieb haben sich sechs, sieben Männer gemeldet, die mitmachen wollten“, erinnert sie sich. Mittlerweile sind noch vier der rund 25 Mitglieder Männer, „die schlagen sich wacker“, sagt die Chorleiterin mit einem Lachen.
Bereits bevor die Lehrerin für Deutsch, Englisch und Musik nach Kaisheim kam, hat sie die Leitung von verschiedenen Chören innegehabt, einen davon in Haberskirch. „In Kaisheim hat sich das dann wohl herumgesprochen“, sagt sie.
Einmal pro Woche findet eine Probe statt, bei kirchlichen Hochfesten und verschiedenen anderen Terminen singt der Chor, darunter auch hin und wieder bei Konzerten der Stadtkapelle. „Unser Repertoire ist sehr breit gefächert, wir singen viele kirchliche Lieder, manchmal aber auch weltliche, die in Richtung Schlager gehen“, erklärt Andrea Hutzler. Die Auswahl, welche Stücke im Gottesdienst gesungen werden, trifft die Chorleiterin zwar in Absprache mit dem Pfarrer, hat aber immer Vorschläge parat.
Damit die Auftritte rei- bungslos klappen, müsse im Chor eine gute Stimmung herrschen, sagt Hutzler. „Singen ist etwas Emotionales, da muss das Miteinander passen.“Doch das sei bei ihrer Chormannschaft kein Problem, da gebe es auch keinen Neid auf jemanden, der ein Solo singen darf. Hutzler bezeichnet das als eine „kleine Insel fernab von Konkurrenzdenken“. Auch die Probenmotivation und -disziplin seien wirklich gut. „Gerade bei Beerdigungen muss die Besetzung schnell stehen, da ist die Bereitschaft aller Chormitglieder sehr groß“, lobt Hutzler.
Für sie selbst haben die wöchentlichen Proben teilweise auch etwas Entspannendes. Wenn sie nach einem stressigen Tag zu den Proben geht, „kommt einfach wahnsinnig viel zurück“. Über all die Jahre habe sich ein freundschaftliches Verhältnis entwickelt, auch, weil es keine großen Wechsel in der Chorbesetzung gibt. „Einige Mitglieder sind bereits von Anfang an dabei, der Rest seit rund zehn Jahren“, erklärt sie. Ein wenig Sorgen macht sich Hutzler um die Zukunft von Chören. „Jeder hat mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen, kirchliche noch mehr, weil der Bezug nicht mehr so da ist“, sagt sie. Dabei sei es wichtig, dass die Tradition des Singens gewahrt bleibt. Das müsse aber, so sagt sie, aus der Familie kommen.
Dass sie als Chorleiterin selbst nicht mitsingen kann, „zumindest nicht bei Aufführungen“, sagt sie lachend, macht sie mit Instrumenten wieder wett. Neben Geige und Klavier spielt die Musiklehrerin seit Kurzem E-Bass, ein totaler Gegensatz, der ihr aber sehr viel Spaß bereitet. Und außerdem könne sie ja an der Heilig-Kreuz-Realschule singen. Dort leitet sie die MusicalGruppe.
Wenn sie am morgigen Sonntag nun ihr Jubiläum feiert, singt der Chor auch wieder das Händel-Halleluja. „Das haben wir vor wenigen Jahren zum ersten Mal präsentiert, das war für uns alle schon ein besonderes Erlebnis“, erinnert sich Hutzler. Ans Aufhören denkt die 53-Jährige noch lange nicht. Für die Zukunft hat sie einen Wunsch: „Verjüngung wäre gut“, sagt sie gerade auch deshalb, um noch möglichst lang den Chor leiten zu können.
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Info Am heutigen Sonntag findet um 10 Uhr im Kaisheimer Marienmünster ein Festgottesdienst zum 25-jährigen Chorleitungsjubiläum statt. Der Kirchenchor wird dabei unterstützt von Rainer und Magdalena Hauf (Trompete), Tom Lier (Pauke) und Benedikt Pietsch (Orgel).