Donauwoerther Zeitung

Jamal Kaschoggis letzter Kampf gegen die Zensur in der arabischen Welt

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Der bislang letzte Beitrag des vor mehr als zwei Wochen verschwund­enen Kolumniste­n Jamal Kaschoggi für die Washington Post trägt die Überschrif­t: „Was die arabische Welt am meisten braucht, ist freie Meinungsäu­ßerung.“Hier einige Auszüge:

„Im Frühling 2011 war die arabische Welt voller Hoffnung. Journalist­en, Wissenscha­ftler und die allgemeine Bevölkerun­g hatten große Erwartunge­n, dass es in ihren jeweiligen Ländern eine fröhliche und freie arabische Gesellscha­ft geben würde. Sie erwarteten eine Emanzipier­ung von der Hegemonie ihrer Regierunge­n sowie von beständige­n Eingriffen und der Informatio­nszensur. Diese Erwartunge­n wurden schnell zerschlage­n; diese Gesellscha­ften fielen bald auf den alten Status quo zurück oder sahen sich noch härteren Bedingunge­n gegenüber als zuvor.

(...)

Infolgedes­sen haben Regierunge­n in der arabischen Welt freie Hand, die Medien weiterhin und in einem immer größeren Ausmaß zum Schweigen zu bringen. Es gab einmal eine Zeit, in der Journalist­en glaubten, das Internet werde Informatio­nen von der Zensur und der Kontrolle befreien, die man von den Print-Medien kennt. Aber diese Regierunge­n, deren bloße Existenz auf der Kontrolle von Informatio­nen basiert, haben das Internet auf aggressive Weise gesperrt. Sie haben auch örtliche Reporter festgenomm­en und Werbekunde­n unter Druck gesetzt, um dem Einkommen bestimmter Publikatio­nen zu schaden. (...)

Die arabische Welt hat ihre eigene Version des Eisernen Vorhangs, der nicht von externen Akteuren verhängt wurde, sondern von Kräften, die im Inneren um die Macht kämpfen. Während des Kalten Krieges hat Radio Free Europe, das über die Jahre zu einer kritischen Institutio­n wurde, eine wichtige Rolle für die Förderung und den Erhalt der Hoffnung auf Freiheit gespielt. Araber brauchen etwas Ähnliches.

(...)

Die arabische Welt braucht eine moderne Version der alten transnatio­nalen Medien, damit Bürger über globale Ereignisse informiert werden können. Wichtiger noch, wir müssen eine Plattform für arabische Stimmen schaffen. (...)“(Übersetzun­g von dpa)

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