Angst vor Atomkrieg ist zurück
Gorbatschow und SPD warnen vor Wettrüsten
Berlin Seit US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, das wichtigste nukleare Abrüstungsabkommen zu beenden, wächst die Sorge vor einem atomaren Wettrüsten. Der Flirt mit der Eskalation weht einen Hauch des Kalten Krieges über die Welt. Am Donnerstag informierten die USA die Nato-Partner offiziell über ihre Pläne. Aus Bündniskreisen hieß es, die Atmosphäre sei angespannt gewesen. Hochrangige Politiker und angesehene frühere Parteichefs warnen inzwischen davor, Errungenschaften der vergangenen Jahre leichtsinnig aufs Spiel zu setzen.
„Es wird keinen Sieger in einem ,Krieg jeder gegen jeden‘ geben – besonders wenn es in einem Atomkrieg endet“, schrieb der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow in einem Gastbeitrag für die New York Times. Ein unritterliches Wettrüsten und allgemeines Misstrauen würden das Risiko erhöhen. Es gebe immer noch zu viele Atomwaffen auf dieser Welt, so Gorbatschow, der 1987 den sogenannten INF-Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und der damaligen Sowjetunion mit unterzeichnet hatte. Dieser verbietet beiden den Bau und den Besitz landgestützter atomar bewaffneter Marschflugkörper und Raketen mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern.
Auch aus Deutschland kommen mahnende Worte – gebündelt in einer ungewöhnlichen Initiative. Von Hans-Jochen Vogel über Gerhard Schröder bis Martin Schulz: Neun ehemalige SPD-Vorsitzende warnen wegen des Kurses von Trump gemeinsam vor einer akuten atomaren Gefahr für Europa. Eine Eskalation werde damit wahrscheinlicher, fürchten sie.