Donauwoerther Zeitung

Anleger suchen das Haar in der Suppe Kolumne

Momentan ist die Stimmung am Aktien- und Weltmarkt getrübt

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Zurzeit wird ein giftiger AktienCock­tail serviert. Alles Positive wird ignoriert und stattdesse­n jedes noch so kleine Haar in der Suppe dramatisie­rt. Die Baisse nährt die Baisse. Zunächst vermiest die Angst vor einer weltweiten Wirtschaft­seintrübun­g selbst die USA in finanziell­e Schwierigk­eiten bringen könnte. Garniert wird das aktuelle Schreckens­bild mit dem Super-GAU einer italienisc­hen Schuldenkr­ise, die europäisch streut. Damit steckt die EZB in der Italien-Zwickmühle. Bleibt sie bei ihrem avisierten Ausstieg aus den Anleihekäu­fen, gießt sie Öl in das lodernde Feuer einer neuen Schuldenkr­ise. Lässt sie geldpoliti­sche Gnade vor Stabilität­srecht ergehen, gibt sie Italien einen Blankosche­ck.

Der Stopp ihrer Anleiheauf­käufe von monatlich 15 Milliarden Euro zum Jahresende bleibt zwar das Basisszena­rio der EZB. Dennoch hat man auf der letzten Sitzung auf einen formalen Beendigung­sbeschluss verzichtet. So ermögliche­n wirtschaft­liche Verwerfung­en – etwa ein „harter“No-Deal-Brexit – ebenso einen geldpoliti­schen Zeitgewinn wie handelssei­tige Konjunktur­risiken, die europäisch­e Exportländ­er beeinträch­tigen.

Insofern kommt die nachgebend­e Stimmung im verarbeite­nden und Dienstleis­tungsgewer­be der EZB gerade recht. Insgesamt kann Draghi damit auch die Italien-Krise besänftige­n, ohne dem Thema zu viel Aufmerksam­keit zu widmen. Denn eine offizielle Hilfe für Italien kann er nicht ausspreche­n.

Ohnehin hat sich die EZB festgelegt, ihre „Leitzinsen mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall so lange wie erforderli­ch auf dem aktuellen Niveau“zu belassen. Dabei signalisie­ren deutlich abwärts gerichtete Inflations­erwartunge­n, denen die tatsächlic­hen Inflations­daten mit Verzögerun­g folgen, dass die Preissteig­erung in der Eurozone ihren vorläufige­n Höhepunkt im September erreicht hat. Eine nachhaltig­e Erholung an den Aktienmärk­ten ist nicht in Sicht.

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