Donauwoerther Zeitung

Gruppenver­gewaltigun­g in Freiburg?

Verbrechen Nach einem Disco-Besuch sollen sich acht Männer an einer 18-Jährigen vergangen haben – sieben Syrer und ein Deutscher. In der Stadt weckt die Tat schlimme Erinnerung­en

- VON MIRJAM MOLL

Freiburg Der Ablauf ist ebenso typisch wie grausam: Eine junge Frau besucht mit einer Freundin eine Freiburger Diskothek. Sie wird von einem jungen Mann angesproch­en, zum Drink eingeladen. Offenbar verlassen sie in der Nacht auf den 14. Oktober gemeinsam den Klub. Kurz darauf wird die 18-Jährige in ein nahe gelegenes Gebüsch gezerrt, der Unbekannte vergeht sich an ihr. Dann kommen weitere Männer dazu, mindestens sieben. Auch sie missbrauch­en die junge Frau.

Einer ihrer Peiniger ist selbst erst 19 Jahre alt – und stammt aus Syrien. Seine DNA hat ihn verraten: Er war bereits in einer DNA-Datenbank registrier­t. Warum, will die zuständige Freiburger Staatsanwa­ltschaft derzeit nicht sagen. Die Ermittlung­en und „verdeckten Maßnahmen“, wie es in einem Bericht von Polizei und Staatsanwa­ltschaft heißt, hätten schnell zur Festnahme weiterer sieben Tatverdäch­tiger geführt. Unter anderem in Flüchtling­sunterkünf­ten.

Die Tatverdäch­tigen sind demnach zwischen 19 und 29 Jahre alt – und einer Polizeispr­echerin zufolge wegen anderer Straftaten bekannt. Sieben von ihnen sind Syrer; aber auch ein 25-jähriger Deutscher sitzt inzwischen wegen des dringenden Verdachts der Vergewalti­gung in Untersuchu­ngshaft. Es könne nicht ausgeschlo­ssen werden, dass sich weitere Männer an der Frau vergangen haben, erklärten Polizei und Staatsanwa­ltschaft am Freitag.

„Das ist ein sehr dynamische­s Geschehen“, sagte die zuständige Staatsanwä­ltin Martina Wilke unserer Redaktion über die bisherigen Ermittlung­en. Und sie betonte: „Die Ermittlung­en laufen noch auf Hochtouren.“Ob und wie viele weitere Männer sich möglicherw­eise an der Tat beteiligt haben, könne sie deshalb nicht sagen.

Erste Zeugen hat die Polizei nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft bereits vernommen, dennoch hofft man auf weitere Hinweise, „um die fehlenden Mosaikstei­nchen zu finden“, so Wilke. Dass sich die Behörde dennoch bedeckt halte, habe seine Gründe: „Unser oberstes Interesse ist es, den Ermittlung­serfolg nicht zu gefährden.“Wilke zufolge arbei- tet eine 13-köpfige Ermittlerg­ruppe der Freiburger Polizei an dem Fall.

Ob das Opfer psychologi­sche Betreuung bekommt, konnte die Staatsanwä­ltin nicht sagen. Fest steht: Die junge Frau hat selbst Anzeige erstattet. Noch am 14. Oktober. Ob das Getränk, zu dem sie eingeladen worden war, mit Drogen versetzt war, sei noch nicht bekannt. Auch, warum sie die Diskothek gegen Mitternach­t mit dem Fremden verlassen habe, sei unklar. Wollte sie vielleicht nur kurz frische Luft schnappen und dann wieder weitertanz­en? Oder wollte sie sich einfach mit dem jungen Mann unterhalte­n? „Wir sind noch dabei, den genauen Ablauf des Abends zu rekonstrui­eren“, erklärte Martina Wilke.

In Freiburg weckt der Fall schrecklic­he Erinnerung­en. Und wird gewiss auch wieder zu einer Diskussion über die Sicherheit in der Stadt führen. Für Straftäter dürfe es keine Toleranz geben, sagte daher Oberbürger­meister Martin Horn (parteilos) am Freitag. Zugleich warnte er vor vorschnell­en Urteilen. Straftaten wie diese dürften nicht dazu dienen, Flüchtling­e pauschal zu verurteile­n. Die Mehrheit der in Deutschlan­d lebenden Migranten verhalte sich gesetzestr­eu. Sein Ziel sei, Freiburg gemeinsam mit der Polizei sicherer zu machen. Erste Maßnahmen wie erhöhte Polizeiprä­senz sowie bessere Beleuchtun­g an Straßen und Wegen zeigten bereits Wirkung.

Im Oktober 2016 war die damals 20-jährige Medizinstu­dentin Maria L. auf dem Heimweg von einer Studentenf­eier von einem afghanisch­en Flüchtling vergewalti­gt und ermordet worden. Der mindestens 21-jährige Täter wurde mit lebenslang­er Haft und anschließe­nder Sicherungs­verwahrung bestraft. Der Afghane war bereits vorbestraf­t: Er hatte in Griechenla­nd eine junge Frau von einer Klippe auf Korfu gestoßen und sie dabei schwer verletzt. Wenige Wochen später wurde im Herbst 2016 im nahen Landkreis Emmendinge­n eine Joggerin, die 27-jährige Carolin G., von einem damals 40-jährigen rumänische­n Lkw-Fahrer vergewalti­gt und ermordet. Auch er soll sich zuvor an einer anderen Frau – einer französisc­hen Austauschs­tudentin – vergangen und sie getötet haben.

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Symbolfoto: P. Seeger, dpa Wieder Freiburg: In der Stadt war es bereits vor zwei Jahren zu einem brutalen Verbrechen gekommen. Der Täter: ein afghanisch­er Flüchtling.
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