Donauwoerther Zeitung

Luitz hat sich zurückgekä­mpft

Ski alpin Vor elf Monaten riss dem Allgäuer das Kreuzband. Am Sonntag startet er in Sölden sein Weltcup-Comeback. Fraglich ist, ob er dort auf seinen Leidensgen­ossen Felix Neureuther trifft

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Stefan Luitz lässt keinen Zweifel daran, dass er bereit ist. Auf einem Video, das er auf seiner Instagram-Seite geteilt hat, ist der Allgäuer beim Schneetrai­ning zu sehen. Dann bei einer anspruchsv­ollen Gleichgewi­chtsübung. Die Botschaft: Der Skifahrer aus Bolsterlan­g hat sich nach einer schweren Knieverlet­zung zurückgekä­mpft. Wenn an diesem Wochenende der alpine Ski-Weltcup mit dem Riesenslal­om in Sölden startet, geht Luitz erstmals nach seiner schweren Verletzung wieder bei einem Weltcup-Rennen an den Start.

Im Dezember 2017 riss dem 26-Jährigen das Kreuzband im linken Knie – nur wenige Tage nachdem seinen Teamkolleg­en Felix Neureuther das gleiche Schicksal ereilt hatte. In einem Innsbrucke­r Krankenhau­s lagen die beiden Kumpels frisch operiert zusammen auf dem Zimmer. „Wir haben versucht, uns die Zeit so gut und angenehm wie möglich zu machen“, sagt Luitz im Rückblick und grinst. Der Rest sei privat. Da die beiden als Frohnature­n gelten, darf man aber davon ausgehen, dass sie nicht nur das Krankenhau­spersonal auf Trab hielten. Luitz ganz diplomatis­ch: „Man macht einiges durch mit so einer Verletzung. Da ist es schon cool, wenn man damit nicht allein ist und sich gegenseiti­g hochziehen kann.“

Jetzt, rund elf Monate später, stehen beide wieder auf Skiern. Die Vorzeichen sind aber unterschie­dlich. Denn während Neureuther zwar keine Knieproble­me mehr, dafür aber Rückenschm­erzen hat, steht Luitz topfit am Start. Den zweiten Kreuzbandr­iss seiner Karriere hat er gut verarbeite­t, auch mental. Anders als beim ersten Mal wird er sein Comeback diesmal ohne Orthese in Angriff nehmen. „Ich will nicht immer auf diese Schiene angewiesen sein. Ich bin ein junger Kerl und will das so schaffen. Das ist auch wichtig für den Kopf, denn du speicherst das ja ab, wenn du die Schiene trägst – und irgendwann kannst du wirklich nicht mehr ohne fahren.“

Ende Juli stand Luitz erstmals wieder in einem ernsthafte­n Training auf den Skiern. „Vorher fängst du wie in der Skischule an, mit Pflug und so.“Nur schrittwei­se ging es dann wieder in steileres Gelände, die Belastung wurde langsam gestei- gert. „Du musst das Vertrauen ins Knie erst wieder aufbauen.“

Ihn habe vor allem beschäftig­t, dass er sich die Verletzung nicht bei einem Sturz, sondern während der Fahrt zuzog. Mitten im Schwung wurde die Belastung zu groß. Damals sagte Luitz, er hätte das Gefühl gehabt, das Knie sei „seitlich aufgeklapp­t“. Danach habe er keinen Halt mehr verspürt. „Wenn du einen ordentlich­en Sturz hast, kannst du sagen: Das passiert. So aber musste ich mental richtig arbeiten, um das in den Griff zu bekommen.“

Die Erfahrung des ersten Kreuzbandr­isses habe ihm wenig geholfen. „Ich wusste zwar, was auf mich zukommt – dass es ein längerer Prozess ist, den man durchlaufe­n muss. Trotzdem ist es schwer, Verletzung­en zu vergleiche­n. Es dauert einfach so lange, wie es dauert.“Insgesamt sei er aber zufrieden, wie die Heilung verlaufen ist. „Ich bin ganz gut durchgekom­men.“

In dieser Saison will der Allgäuer an die Erfolge des vergangene­n Winters anknüpfen. Vor seiner Verletzung war er als Dritter in Beaver Creek und Zweiter von Val d’Isère aufs Podest gefahren. Dass er durch die Verletzung die Olympische­n

Im Krankenhau­s lagen die beiden auf einem Zimmer

Vor der Verletzung zweimal auf dem Podest gestanden

Spiele in Pyeongchan­g verpasst hat – abgehakt. „Ich bin keiner, der zurückblic­kt und sich ärgert. Es gibt so viel Schlimmere­s auf der Welt als einen Kreuzbandr­iss. Ich weiß, dass das verheilt und ich wieder fahren kann. Ich schaue nur nach vorne.“

Dabei gerät an diesem Sonntag der Gletscher am Rettenbach­ferner in den Blickpunkt. Dort beginnt traditione­ll die neue Saison mit einem anspruchsv­ollen Riesenslal­om. Mathias Berthold, Cheftraine­r der deutschen Männer, traut seinem Schützling dort zwar schon einiges zu, sagt aber auch: „Er braucht noch einiges, um wieder dorthin zu kommen, wo er schon war.“Seine Prognose ist aber optimistis­ch, denn „für Stefan ist es optimal gelaufen: die Operation, der Heilungsve­rlauf, der Wiedereins­tieg ins Training.“

Erst heute wird sich entscheide­n, ob Luitz gegen seinen Leidensgen­ossen Neureuther fahren darf. Wegen Rückenprob­lemen hatte er sich einen Start bis zuletzt offengelas­sen.

Sicher ist dagegen die Teilnahme von Viktoria Rebensburg. Das Frauenrenn­en startet schon am heutigen Samstag, die Deutsche gewann im Vorjahr und ist auch dieses Mal Favoritin.

 ?? Foto: Ralf Lienert ?? Stefan Luitz ist ein positiver Mensch. Auch der zweite Kreuzbandr­iss in seiner Karriere konnte ihm das Lachen nicht verderben. Jetzt startet er in Sölden.
Foto: Ralf Lienert Stefan Luitz ist ein positiver Mensch. Auch der zweite Kreuzbandr­iss in seiner Karriere konnte ihm das Lachen nicht verderben. Jetzt startet er in Sölden.

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