Drogen: Aufzucht mitten in Wohnung
Polizei Durch Zufall wird eine große Menge Rauschgift entdeckt. Fälle aus dem südlichen Landkreis Donau-Ries beschäftigen die Justiz
Oberndorf/Rain Dass es im südlichen Donau-Ries-Kreis ein Drogenproblem gibt, ist seit geraumer Zeit offensichtlich. So ist es der Polizei unter anderem gelungen, mehrere Kifferrunden auffliegen zu lassen. Gegen eine ganze Reihe von Personen, die an diesen beteiligt waren oder die anderweitig mit Rauschgift erwischt wurden, laufen Verfahren – oder sind schon abgeschlossen.
Am vorigen Sonntag ist – wie schon kurz gemeldet – der Polizei nahe Oberndorf durch Zufall ein junger Mann ins Netz gegangen, der möglicherweise im größeren Stil mit Marihuana gehandelt hat. Dieser Verdacht drängt sich allein schon wegen der Menge der Drogen auf, welche die Beamten in einer Wohnung sicherstellten: mehr als ein Kilogramm Cannabisprodukte. Ein Fund in dieser Dimension komme in der Region eher selten vor, ist von der Polizei zu hören. Mit Eigenbedarf sei die gefundene Menge „nicht in Einklang zu bringen“.
Der Erfolg im Kampf gegen Rauschgift entsprang glücklichen Umständen. Demnach hielt die Polizei am Sonntagnachmittag nach Autoaufbrüchen im Lechgebiet verstärkt Ausschau nach möglichen Verdächtigen. Auf einem Feldweg fiel einer Streife der 20-Jährige auf, der auf einem Fahrrad unterwegs war. Auf die Bitte, sich auszuweisen, reagierte der Radler jedoch abweisend. Er wollte laut Polizei einfach nicht seine Identität preisgeben. Deshalb suchten die Beamten nach dem Ausweis – und fanden in der Satteltasche 30 Gramm Marihuana.
Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft und dem zuständigen Ermittlungsrichter durchsuchten Polizisten die Wohnung des 20-Jährigen – und machten in dem Ein-Zimmer-Appartement eine überraschende Entdeckung: Sie standen in dem Raum vor einer mehrere Quadratmeter großen und etwa zwei Meter hohen Aufzuchtanlage. Die Polizisten stellten die Cannabisprodukte sicher. Der junge Mann führte die Ermittler zudem zu einer Anpflanzung unweit des Lechs auf der Gemarkung Genderkingen. Der 20-Jährige sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Nähere Angaben zu dem Fall möchte die Polizei derzeit nicht machen: „Die Ermittlungen stehen noch am Anfang.“
Andere Rauschgift-Verfahren aus dem südlichen Landkreis sind schon weiter. Am Amtsgericht in Nördlingen fanden bereits mehrere Prozesse statt. Allein sechs Verfahren arbeitete seit Februar das Schöffengericht ab, berichtet Direktor Dieter Hubel. Bei den Verfahren mussten sich jeweils Männer verantworten, die Drogen an Minderjährige abgegeben hatten. Dies stellt laut Strafgesetzbuch ein Verbrechen dar und wird hart bestraft. Die Angeklagten bekamen Freiheitsstrafen zwischen einem und zwei Jahren – ausgesetzt zur Bewährung. Bereits im März war in Zusammenhang mit einem der Prozesse von mehr als zwei Dutzend Verdächtigen die Rede.
Erst in der vorigen Woche erhielten zwei junge Männer aus dem südlichen Donau-Ries-Kreis Bewährungsstrafen.