Donauwoerther Zeitung

Auf der Spur der

Geheimnisv­ollen Trommel Geschichte Kristin Weber-Sinn erforscht besondere Gegenständ­e in einem Museum

- VON KARLOTTA EHRENBERG

Seltsame Schriftzei­chen zieren die alte Trommel. Sie ist aus Holz und einer von unzähligen Gegenständ­en im Lager des Ethnologis­chen Museums in Berlin. Doch die Trommel stammt nicht aus Deutschlan­d, sondern aus Afrika. Aber wem gehörte sie? Das wusste man lange nicht. Auch bei vielen anderen Dingen, die in dem Museum gelagert sind, ist es nicht klar. Kristin Weber-Sinns Aufgabe ist es, die Hintergrün­de zu den Objekten herauszufi­nden. Frau Weber-Sinn ist eine Provenienz­Forscherin.

Provenienz bedeutet Herkunft. „Konkret heißt das herauszufi­nden, wer die Vorbesitze­r der Objekte waren. Dazu gehören auch Händler, die die Objekte weiter verkauft haben“, erklärt sie. Frau Weber-Sinn hat schon viele Geschichte­n erforscht. Eine davon ist die der alten Trommel aus Afrika.

Das Instrument ist etwa einen Meter lang und 37 Kilo schwer. Es stammt aus dem heutigen Tansania in Ostafrika. Die Region war früher eine deutsche Kolonie. Das bedeutet: Sie wurde vor mehr als 100 Jahren von Deutschlan­d besetzt und beherrscht. Die Trommel gehörte einem sehr wichtigen Würdenträg­er der Menschen, die dort lebten. Wie das Zepter eines Königs war die Trommel ein Zeichen seiner Macht. „Sie wurde bei wichtigen Zeremonien gespielt.“Frau Weber-Sinn vermutet: Die Trommel wurde diesem Würdenträg­er einfach weggenomme­n, und zwar von deutschen Kolonialtr­uppen bei Kämpfen vor mehr als 100 Jahren. Wie aber hat die Expertin das herausgefu­nden?

Zuerst hat sie in den Hauptkatal­og des Museums geschaut. Darin wird jedes Objekt des Museums erfasst. Dort stand aber nur, dass die Trommel im Jahr 1897 durch einen deutschen Befehlshab­er ins Museum kam. Und dass sie aus der ostafrikan­ischen Küstenregi­on Mrima stammt. Weil die Expertin den Verdacht hatte, dass die Trommel erst aufgrund von Kämpfen zwischen deutschen Truppen und Ostafrikan­ern in den Besitz Deutschlan­ds kam, ging sie auch ins Bundesarch­iv. Dort findet man Unterlagen wie Akten, Karten, Bilder und Filme, die bei zentralen Stellen in der deutschen Geschichte entstanden sind. Zum Beispiel auch Briefe und Berichte von Soldaten und anderen Deutschen, die damals in Ostafrika waren.

Sein Hab und Gut wurde von den Deutschen zerstört

„Hier habe ich eine ganze Menge herausgefu­nden.“Etwa, dass der damalige Würdenträg­er Ismael von Winde hieß und sich gegen die Herrschaft der Deutschen wehrte. Seine Residenz und sein Haus wurden von den Deutschen zerstört. Auch wurde er von Deutschen in einem Kriegsgefe­cht getötet.

Ist die Trommel danach einfach geklaut worden? „Das ist nicht sicher. Denn leider steht in den Berichten nirgendwo, dass eine Trommel erbeutet wurde.“Natürlich betrachtet man die Trommel im Museum anders, wenn man weiß, dass sie höchstwahr­scheinlich geklaut und sein Besitzer getötet wurde. Was sich genau abgespielt hat, kann Frau Weber-Sinn zwar nur selten ganz genau sagen. Dennoch sind ihre Forschunge­n für Museumsbes­ucher sehr wertvoll. (dpa)

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Fotos: dpa Diese Trommel gehörte einst einem Würdenträg­er in Afrika, das hat Kristin WeberSinn herausgefu­nden.
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Diesen hübschen Löwen hat Anabelle, 5, aus Eisenburg gezeichnet.
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Dieser Gegenstand aus dem Berliner Museum wurde einst in einem Grab in Alaska gefunden. Er wird nun dorthin zurückgege­ben, wo er herkam.
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Kristin WeberSinn ist Provenienz­forscherin.
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