Donauwoerther Zeitung

Goldschmie­de brauchen Geduld und Geschick

Ausbildung Wer lernen will, wie man Schmuckstü­cke macht, muss damit rechnen, sich schmutzig zu machen

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Hannover Gwendolin Proksch, die kurzen Locken zu einem Knoten gebunden, die Ärmel ihres karierten Hemds aufgekremp­elt, arbeitet konzentrie­rt an einem Kastenschl­oss. Es ist nicht ihr erster Versuch, so einen Armbandver­schluss herzustell­en. „Das ist schon komplizier­t. Es dauert ein bisschen, bis man das beherrscht“, sagt die 21-Jährige, die bei der Goldschmie­de Stichnoth in Hannover eine dreieinhal­bjährige Ausbildung absolviert.

Proksch stammt aus der Nähe von Leipzig und hat sich deutschlan­dweit für eine Stelle als angehende Goldschmie­din beworben. „Es ist sehr schwierig, einen Ausbildung­splatz zu finden“, so ihre Erfahrung.

Die Goldschmie­de Stichnoth ist ein mittelstän­discher Betrieb mit 22 Goldschmie­den und neun Azubis. In der Schmuckind­ustrie gibt es auch Betriebe mit größeren Maschinen, die in Serie produziere­n. In einem solchen Betrieb hat die Gesellin Miriam Gonnissen, die bei Stichnoth die Ausbildung anleitet, gelernt. Letztendli­ch sei es typabhängi­g, wofür man sich entscheide­t, sagt sie.

Angehende Goldschmie­de können zwischen den Fachrichtu­ngen Schmuck, Juwelen oder Ketten wählen. Sie gestalten Ohrringe, Ringe und Armbänder und reparieren diese. Mitbringen sollten sie handwerkli­ches Geschick, Genauigkei­t, Kreativitä­t, Geduld, technische­s Verständni­s und logisches Denkvermög­en, sagt Miriam Gonnissen. Es reiche nicht aus, sich gerne mit Schmuck zu umgeben. „Man bekommt auch schmutzige Hände dabei.“

Messingble­che sägen, feilen, später löten und schmieden – diese Tätigkeite­n stehen in der Ausbildung zum Goldschmie­d auf dem Lehrplan. Gerade am Anfang der Ausbildung dürfe man seiner Fantasie freien Lauf lassen, sagt Gwendolin Proksch. Später kommen dann Kundenauft­räge, vor allem Reparature­n.

Zwar seien die Ausbildung­szahlen auch beim Goldschmie­d rückläufig, berichtet Brigitte Seyfried vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung in Bonn. Allerdings habe der Beruf immer noch regen Zulauf. „Wir sind in der guten Lage, dass wir mehr Bewerbunge­n haben, als wir unterbring­en können“, erklärt Rainer Fein vom Zentralver­band der Deutschen Goldschmie­de, Silberschm­iede und Juweliere. Die Bezahlung in der Ausbildung richtet sich nach dem Betrieb. Aktuell gibt es nur in Baden-Württember­g eine tarifvertr­agliche Regelung. Laut Bundesarbe­itsagentur beginnt die Ausbildung­svergütung dort im ersten Lehrjahr bei 1037 Euro und erhöht sich im letzten Jahr auf 1264 Euro.

Goldschmie­demeister Rainer Fein, der bis zu seiner Rente eine Werkstatt in Stuttgart leitete, glaubt, dass handgemach­ter Schmuck immer gefragt sein wird. „Die Leute, die das richtig können, werden immer ihr Auskommen haben.“Dabei spiele das Vertrauen der Kunden eine große Rolle. „An Schmuck hängen Emotionen und Geschichte­n“, erklärt er. Goldschmie­de brauchen Einfühlung­svermögen und Bewusstsei­n dafür, dass der Ring der Großmutter etwas Besonderes ist.

Miriam Gonnissen beobachtet, wie der Beruf eine stärkere technische Ausrichtun­g bekommt. Goldschmie­de arbeiten längst nicht mehr nur am Werkbrett, einem Tisch mit einer Mulde, in der der Goldschmie­d sitzt. Sie entwerfen auch Modelle am Computer oder nutzen 3D-Drucker.

An die Ausbildung lässt sich klassische­rweise ein Meistertit­el anschließe­n. Oder man entscheide­t sich für ein Studium, etwa Design. Gwendolin Proksch würde später gerne Workshops geben. Viele wählen auch den Weg in die Selbststän­digkeit: eine Vorstellun­g, von der auch Prokschs Mitschüler zum großen Teil träumen.

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Foto: Peter Steffen, dpa Die 21-jährige Gwendolin Proksch lernt den Beruf der Goldschmie­din. Zwar sinken auch dort die Azubi-Zahlen, aber nur sehr langsam.

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