Donauwörth leuchtet
Früher bedeutet die Diagnose ein lebenslanges Leiden. Das hat sich geändert. Doch es herrscht noch viel Unsicherheit
Tausende flanierten Samstagnacht durch Donauwörth und nutzen die Gelegenheit bis 24 Uhr einzukaufen. Es lockte die Kunst- und Lichternacht.
Donauwörth/Nürnberg Wer die Diagnose Hepatitis C erhält, muss nicht in Panik verfallen. Im Gegenteil. Seit 2012 ist die Virusinfektion sehr gut heilbar. Dennoch sollte man eine Infektion nicht auf die leichte Schulter nehmen, weshalb das Gesundheitsamt nach den Vorfällen am Donauwörther Krankenhaus mit viel Mühe mögliche Infizierte ermittelt. Nach einer positiven Diagnose herrscht bei Betroffenen und in deren Umfeld viel Unsicherheit.
Eine, die aufklären möchte, ist Susanne Nückles. Sie leitet die Hepatitishilfe Mittelfranken, einen gemeinnützigen Verein aus Nürnberg, der aus einer Selbsthilfegruppe entstanden ist und Menschen mit jeglicher Art von Lebererkrankungen berät. Die Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Erlangen und dem Klinikum Nord in Nürnberg sowie die jahrelange Betreuung und Beratung von Betroffenen hat sie zur Expertin gemacht. „Früher war die erste Frage von Betroffenen: Wann muss ich sterben“, berichtet Nückles. Diese Zeiten seien heute dank medizinischem Fortschritt vorbei. Nur bei sehr später Diagnose kann Hepatitis C lebensbedrohliche Folgen haben.
Nückles hat über die Medien von den Ereignissen in Donauwörth erfahren. Hier soll ein medikamentenabhängiger Narkosearzt Patienten mit dem Virus infiziert haben. Nückles hat bereits Kontakt zu Betroffenen und ist angesichts der Infektionszahlen von mindestens 39 Personen schockiert. Nückles: „Da fragt man sich schon, wie man so etwas verhindern kann.“
Ihr Verein plädiert schon lange dafür, dass Ärzte und Klinikpersonal sich in jährlichem Abstand testen lassen und damit große Ansteckungswellen vermieden werden könnten. Denn für sie ist es keine Neuigkeit, dass sich Patienten im Krankenhaus mit Hepatitis C anstecken.
Jetzt aber will sie erst einmal helfen und ihr Wissen über die Krankheit, die meist ohne spezielle Symptome verläuft und daher so häufig unerkannt bleibt, weitergeben. „Es ist enorm wichtig, sich testen zu lassen und das nicht zu verschleppen“, sagt sie. „Das Gefährliche bei Hepatitis C ist, dass man nicht erkennt, dass man diesen Virus hat, und dann damit seinen Körper massiv schädigt.“
Nückles empfiehlt nicht nur einen Test auf Antikörper im Blut, den sogenannten HCV-AK-Test zu machen. „Diese Analyse ermittelt nur, ob das Immunsystem bereits mit dem Virus in Kontakt war und schon dagegen arbeitet“, erklärt sie. Es kann durchaus sein, dass der Körper es dann bereits selbst geschafft hat, den Virus zu beseitigen. Hier spricht man von der akuten Phase, die etwa sechs Monate andauert.
Ist der Virus länger im Körper, spricht man von einer chronischen Hepatitis C. Erst dann kann und muss das Virus medikamentös bekämpft werden. Ob eine chronische Hepatitis C vorliegt, kann aber nur der sogenannte PC RNA-Test ermitteln. „Dieser Test wird auch von der Krankenkasse übernommen.“Zudem belaste diese Untersuchung auch nicht das Budget des Arztes. „Finanziell gibt es also keinen Grund, diesen Test nicht durchzuführen“, betont sie. In Nückles Augen kann eine Infektion nur dann wirklich ausgeschlossen werden, wenn dieser umfangreichere Test negativ ausfällt.
Bleibt das Virus im Körper, ist der Verlauf der Infektion sehr unterschiedlich. „Manche Menschen merken ihr Leben lang nichts. Bei anderen geht die Schädigung der Leber schneller voran. Das hängt auch davon ab, wie belastet die Gesundheit des Einzelnen bereits ist“, sagt Nückles.
Die erfahrene Beraterin will in diesem Zusammenhang mit Vorurteilen aufräumen: „Im normalen Zusammenleben mit Infizierten passiert nichts. Nur von Blut zu Blut kann eine Infektion geschehen“, sagt sie. Zu oft hat sie Betroffene beraten, die nach der Diagnose ihren Arbeitsplatz verlieren, von Bekannten gemieden werden oder der Partner an der Treue zweifelt. Es sei immer noch in den Köpfen, dass sich nur Drogenabhängige und sexuell sehr aktive Menschen mit Hepatitis C anstecken. „Dabei passiert in Krankenhäusern mehr, als man denkt.“
OHepatitishilfe Mittelfranken Susanne Nückles steht für Fragen von Betroffenen zur Verfügung. Kontakt: Telefon 0911/235-8245 oder -8246. E-Mail: hepatitisberatung@gmx.de Internet: www.hepatitishilfe-mfr.de