Aufregung um eine Pappel
Gegner einer Verlegung der Mertinger Straße kritisieren, dass ein alter Baum auf der geplanten neuen Trasse gefällt worden sei. Was Geda und ein Experte dazu sagen
Bäumenheim Die Auseinandersetzung um die Verlegung der Mertinger Straße in Bäumenheim geht in eine weitere Runde: Die Gegner des Projekts, das von der Firma GedaDechentreiter zur Realisierung der Expansion gewünscht wird und vom Gemeinderat genehmigt wurde, ärgern sich darüber, dass auf der geplanten, neuen Trasse der Straße vom Besitzer des Grundstücks eine Pappel gefällt wurde.
„Das ist Umweltfrevel“, kritisiert Manfred Seel von der Interessengemeinschaft zur Beibehaltung der Straße. Einen wahrscheinlich hundert Jahre alten Baum zu fällen, weil er einem Neubau der Straße im Wege stehen würde, sei unverantwortlich, „aber typisch“für die Vorgehensweise von Geda-Geschäftsführer Sailer. Seel und seine Mitstreiter haben dazu in der Gemeinde auch ein Flugblatt verteilt, das die Überschrift trägt: „Das sollte geheim bleiben“.
Seel verweist darauf, dass die Fällung des Baums „in einer Nachtund-Nebel-Aktion“ohne Genehmigung („ganz offensichtlich, um vollendete Fakten zu schaffen“) erfolgt sei. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt die Pressestelle des Landratsamt Donau-Ries dazu mit: „Es ist grundsätzlich verboten, Hecken, Feldgehölze oder Ufergehölze in der freien Natur zu roden, abzuschneiden, zu fällen oder erheblich zu beeinträchtigen.“Die gefällte Pappel in Bäumenheim sei nach Angaben des Eigentümers des Grundstücks bereits geschädigt gewesen. Deswe- gen, so das Landratsamt, habe eine Genehmigungs- und Anzeigepflicht gegenüber der Naturschutzbehörde nicht bestanden. Es lägen auch keine Erkenntnisse vor, dass gegen den Artenschutz verstoßen worden sei. Unabhängig davon müsse nach bundesrechtlichen Vorschriften ein Ersatz oder Ausgleich für den gefällten Baum geleistet werden. Generell empfiehlt die Behörde, bei Baumfällungen in der freien Natur dies anzuzeigen.
Johann Sailer, der Geschäftsführer von Geda-Dechentreiter, erklärt, dass die Pappel nach einem Sturm im vergangenen September geschädigt gewesen sei. Ein Forstfachmann habe ihm diesen Zustand des Baumes bestätigt. Er sehe in einer Pappel auch keinen schützenswerten Baum.
Hermann Stickroth (Augsburg) hat das betroffene Gelände im Vorfeld artenschutzrechtlich geprüft. „Auch den betroffenen Baum habe ich untersucht“, erklärt der Biologe auf Nachfrage. Wertvolle Strukturen habe er nicht entdecken können. Aus artenschutzrechtlicher Sicht sei gegen die Fällung des Baums nichts einzuwenden. Wichtig sei, dass die Baumreihe als Grundstücksabgrenzung erhalten bleibe. Die Pappel, die jetzt gefällt worden sei, habe brüchige Stellen aufgewiesen, hervorgerufen durch das Alter.
Manfred Seel (betroffener Anlieger und Gemeinderat) ist empört und sieht in der Aktion einen Beweis dafür, „wie skrupellos Sailer seine Vorstellungen gegen alle demokratischen Widerstände durchsetzen will“.