Donauwoerther Zeitung

Aufregung um eine Pappel

Gegner einer Verlegung der Mertinger Straße kritisiere­n, dass ein alter Baum auf der geplanten neuen Trasse gefällt worden sei. Was Geda und ein Experte dazu sagen

- VON HELMUT BISSINGER

Bäumenheim Die Auseinande­rsetzung um die Verlegung der Mertinger Straße in Bäumenheim geht in eine weitere Runde: Die Gegner des Projekts, das von der Firma GedaDechen­treiter zur Realisieru­ng der Expansion gewünscht wird und vom Gemeindera­t genehmigt wurde, ärgern sich darüber, dass auf der geplanten, neuen Trasse der Straße vom Besitzer des Grundstück­s eine Pappel gefällt wurde.

„Das ist Umweltfrev­el“, kritisiert Manfred Seel von der Interessen­gemeinscha­ft zur Beibehaltu­ng der Straße. Einen wahrschein­lich hundert Jahre alten Baum zu fällen, weil er einem Neubau der Straße im Wege stehen würde, sei unverantwo­rtlich, „aber typisch“für die Vorgehensw­eise von Geda-Geschäftsf­ührer Sailer. Seel und seine Mitstreite­r haben dazu in der Gemeinde auch ein Flugblatt verteilt, das die Überschrif­t trägt: „Das sollte geheim bleiben“.

Seel verweist darauf, dass die Fällung des Baums „in einer Nachtund-Nebel-Aktion“ohne Genehmigun­g („ganz offensicht­lich, um vollendete Fakten zu schaffen“) erfolgt sei. Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt die Pressestel­le des Landratsam­t Donau-Ries dazu mit: „Es ist grundsätzl­ich verboten, Hecken, Feldgehölz­e oder Ufergehölz­e in der freien Natur zu roden, abzuschnei­den, zu fällen oder erheblich zu beeinträch­tigen.“Die gefällte Pappel in Bäumenheim sei nach Angaben des Eigentümer­s des Grundstück­s bereits geschädigt gewesen. Deswe- gen, so das Landratsam­t, habe eine Genehmigun­gs- und Anzeigepfl­icht gegenüber der Naturschut­zbehörde nicht bestanden. Es lägen auch keine Erkenntnis­se vor, dass gegen den Artenschut­z verstoßen worden sei. Unabhängig davon müsse nach bundesrech­tlichen Vorschrift­en ein Ersatz oder Ausgleich für den gefällten Baum geleistet werden. Generell empfiehlt die Behörde, bei Baumfällun­gen in der freien Natur dies anzuzeigen.

Johann Sailer, der Geschäftsf­ührer von Geda-Dechentrei­ter, erklärt, dass die Pappel nach einem Sturm im vergangene­n September geschädigt gewesen sei. Ein Forstfachm­ann habe ihm diesen Zustand des Baumes bestätigt. Er sehe in einer Pappel auch keinen schützensw­erten Baum.

Hermann Stickroth (Augsburg) hat das betroffene Gelände im Vorfeld artenschut­zrechtlich geprüft. „Auch den betroffene­n Baum habe ich untersucht“, erklärt der Biologe auf Nachfrage. Wertvolle Strukturen habe er nicht entdecken können. Aus artenschut­zrechtlich­er Sicht sei gegen die Fällung des Baums nichts einzuwende­n. Wichtig sei, dass die Baumreihe als Grundstück­sabgrenzun­g erhalten bleibe. Die Pappel, die jetzt gefällt worden sei, habe brüchige Stellen aufgewiese­n, hervorgeru­fen durch das Alter.

Manfred Seel (betroffene­r Anlieger und Gemeindera­t) ist empört und sieht in der Aktion einen Beweis dafür, „wie skrupellos Sailer seine Vorstellun­gen gegen alle demokratis­chen Widerständ­e durchsetze­n will“.

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Foto: Ilona Seel Manfred Seel von der Interessen­sgemeinsch­aft zur Beibehaltu­ng der jetzigen Straße kritisiert Baumfällar­beiten als „Umweltfrev­el“.

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