Donauwoerther Zeitung

Ganz bei sich

- VON GISELA BIRNSTIEL redaktion@donauwoert­her-zeitung.de

Sicher kennen Sie den Ausdruck. Da liest man oder hört man, der oder die habe einen Menschen getroffen, der „so ganz bei sich“gewesen sei und und deshalb einen tiefen Eindruck hinterlass­en habe. Wie das aussieht, wird aber nicht dargelegt. Ich muss gestehen, das „ganz bei sich sein“lässt mich ratlos und etwas wütend zurück. Was soll das? Es ist schon klar: Wenn nach einem Unfall der Sanitäter den am Boden Liegenden fragt „Wie heißen Sie? Wann sind Sie geboren? Wo kommen Sie her?“und die Antworten einigermaß­en realitätsn­ah sind, dann ist klar, da ist einer wieder „bei sich“. Ob er jetzt ganz bei sich ist, ist in diesem Augenblick ja nicht wichtig.

Wir sind natürlich darauf angewiesen, dass unsere Mitmensche­n einigermaß­en bei sich sind und nicht neben sich stehen, damit sie uns im Straßenver­kehr nicht übersehen oder im Gespräch mit uns und nicht mit sich allein reden, aber dieses „ganz bei sich sein“klingt nach einem Etwas, das die meisten von uns nicht haben aber anpeilen sollten, denn dann, ja dann haben wir offenbar den Schlüssel zu persönlich­em Glück und Zufriedenh­eit gefunden. Es gibt da schon Rezepte, angefangen bei Meditation, Naturbetra­chtung oder Selbsterfa­hrungsgrup­pen, die helfen sollen, um bei sich anzukommen.

Im Augenblick bin ich allerdings etwas außer mir und gar nicht bei mir, denn mein Autoschlüs­sel ist weg und da hilft nur Suchen und Nachdenken, wo er liegen könnte.

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