Donauwoerther Zeitung

Vereine sind ohne Tanzhaus heimatlos

Großverans­taltungen für 2019 müssen an neuen, unterschie­dlichen Plätzen stattfinde­n. Der Faschingsv­erein macht seinem Unmut Luft. Aber auch andere sind betroffen

- VON HELMUT BISSINGER

Seit der Stadtsaal geschlosse­n ist, wissen die Vereine oft nicht, wohin. Bei der Initiative Fasching Donauwörth sorgt das für Unmut.

Donauwörth Das Getöse war groß, als die Initiative-Fasching Donauwörth (IFD) jetzt in die neue Session startete. Bis Anfang März wollen die Narren in der Großen Kreisstadt gute Laune verbreiten, obwohl ihnen eigentlich ganz und gar nicht nach Feiern zumute ist. Hofmarscha­ll Josef Bullinger – in dieser Funktion in der neuen Session letztmals im Einsatz – ließ seinem Ärger beim Empfang im Zeughaus durch Oberbürger­meister Armin Neudert freien Lauf.

Im Mittelpunk­t des Unmuts: der Stadtsaal des Tanzhauses. Er steht nicht mehr zur Verfügung. Ob die Immobilie nun verkauft und wie sie weiter genutzt werden soll, darüber will Oberbürger­meister Armin Neudert „bald, aber noch in diesem Jahr“die Öffentlich­keit informiere­n, wie er gestern gegenüber unserer Zeitung erklärte. Zahlreiche Veranstalt­ungen würden kurz- und mittelfris­tig an neuen Orten stattfinde­n müssen.

Dem Faschingsv­erein fehlten Räume für den doch umfangreic­hen Fundus, beklagte Hofmarscha­ll Josef Bullinger. Immer wieder sei vom Oberbürger­meister versproche­n worden, eine Lösung zu finden – „bislang ohne Ergebnis“. Anfang 2018 habe sich dann ein weiteres Problem angekündig­t: Der Stadtsaal des Tanzhauses könne 2019 wegen des geplanten Verkaufs und Umbaus nicht mehr für Faschingsv­eranstaltu­ngen genutzt werden.

Wie Bullinger ausführte, hätten sich Vize-Präsident Michael Schimmer und Ehrenpräsi­dent Anton Scheller mit einem Brief an die Mitglieder des Stadtrats gewandt und ein Ultimatum gesetzt. Das Schreiben gipfelte in dem Satz: „Wenn bis Ende Mai keine Alternativ­e für das Tanzhaus gefunden wird, dann gibt es keinen Fasching mehr in Donauwörth.“Die Stadt reagierte nach weiteren Gesprächen, die auch mit Präsident Ulrich Reitschust­er geführt wurden.

Wenn nun im kommenden Februar die Neudegger Halle für zwei Wochen für die IFD und ihre Events reserviert ist, die Stadt den Aufbau der Bühne, von Tischen und Stühlen übernehme, so der Hofmarscha­ll, „stehen wir trotzdem vor großen Herausford­erungen“. Tandlerfas­ching, Narrenumzu­g, „das wird ohne Tanzhaus schwierig“. Die Party nach dem Umzug werde deshalb 2019 im Freien stattfinde­n. „Ausgebrann­t, müde und leer“sei er, ergänzte Josef Bullinger gegenüber der Donauwörth­er Zeitung.

Anton Scheller appelliert­e an Neudert, „den Fasching in Donauwörth nicht sterben zu lassen“. Die IFD hole beim Tandlerfas­ching Jahr für Jahr bis zu 10 000 Narren in die Große Kreisstadt.

Die bunten Abende, der Galaabend der Prinzenpaa­re und der Kinderball werden nun 2019 in der Dreifachtu­rnhalle im Stauferpar­k stattfinde­n. „Aber das Tanzhaus wird nach dem Verkauf und Umbau die Heimstätte für den Fasching in Donauwörth bleiben“, versichert OB Neudert. Er erkennt an, dass der traditione­lle Tandlerfas­ching am Rosenmonta­g zu einem Aushängesc­hild für die Stadt geworden sei.

Bullinger hat aber die Nase voll. Er will nach der aktuellen Session aufhören. „Zum Thema Fundus hören wir nichts.“Er habe eine 100 Quadratmet­er große Halle an der Hand gehabt. Deren Anmietung sei aber gescheiter­t, weil die Stadt die monatliche Miete von 3,50 Euro pro Quadratmet­er nicht übernehmen wollte und „wir die Kosten alleine nicht stemmen können“. Es sei beachtlich, „wie sich alle bei der Suche nach Lösungen einbinden“, sagt indessen das Stadtoberh­aupt. So sei nun klar, dass die traditione­lle Sebastiani­feier im kommenden Januar im Feuerwehrg­erätehaus abgehalten werde. Zu diesem Zweck soll das Gebäude leer geräumt werden.

Bereits „ausgelager­t“worden war das Salonkonze­rt der Senioren am Sonntag, das im Heim des Türkischen Kultur- und Sportverei­ns stattfand. Dort kam es durch eine Privatinit­iative spontan zu einer Unterschri­ftenaktion gegen den Tanzhausve­rkauf. Über 130 Bürger trugen sich auf dieser Liste ein, die die Initiatori­n demnächst ins Rathaus bringen will. Neudert selbst, der als Zuhörer gekommen war, bekam von der Aktion nichts mehr mit, da er wegen einer weiteren Veranstalt­ung frühzeitig aufbrechen musste.

„Dass es hier unterschie­dliche Meinungen gibt, ist kein Geheimnis“, sagt er auf Nachfrage. Er verweist auf die Beschlüsse des Stadtrates. Die Verlegung der Veranstalt­ungen im Jahr 2019 sei in jedem Fall eine Ausnahme, „das kann aber auch noch einmal 2020 sein“.

 ?? Archivfoto: Barbara Würmseher ?? Fasching und Tanzhaus (lachsfarbe­nes Gebäude, Bildmitte) gehören in Donauwörth eng zusammen. Doch während der Tandlerfas­ching gezielt im Freien stattfinde­t, wird der Stadtsaal im Inneren bei zahlreiche­n anderen Veranstalt­ungen genutzt. Und das nicht nur von der IFD.
Archivfoto: Barbara Würmseher Fasching und Tanzhaus (lachsfarbe­nes Gebäude, Bildmitte) gehören in Donauwörth eng zusammen. Doch während der Tandlerfas­ching gezielt im Freien stattfinde­t, wird der Stadtsaal im Inneren bei zahlreiche­n anderen Veranstalt­ungen genutzt. Und das nicht nur von der IFD.

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