Zeit für eine Revolution
Die meisten Bewohner einer Miet- oder Eigentumswohnung in Mehrfamilienhäusern kennen das Spiel: Einmal im Jahr huscht ein Heizungsableser in ein paar Minuten durch die Wohnung, um den individuellen Verbrauch für die Nebenkostenabrechnung festzustellen. Dahinter verbergen sich nicht nur Milliardenumsätze, sondern vor allem ein Mega-Reibach: Anders kann man Traumrenditen von teils über 30 Prozent nicht bezeichnen. Außer vielleicht, wenn man böswillig ist, als Abzocke. Kein Wunder, dass die Branche völlig intransparent ist und Begehrlichkeiten internationaler Finanzinvestoren weckt.
Die Große Koalition sollte im Sinne von Millionen Mietern und privater Wohnungseigentümer schnellstens die Empfehlungen des Bundeskartellamts für mehr Wettbewerb umsetzen. Insbesondere sollten offene Standards durchgesetzt werden. Denn in Zeiten des „Smart Home“wirkt die Ableserei wie ein steinzeitlicher Anachronismus. Es wird Zeit, dass die digitale Revolution die Branche aufrollt und für Transparenz – und gleich mit für Energieeinsparung – sorgt. Preispolitik könne sich frühestens bei den Heizkostenabrechnungen für 2018 oder 2019 bemerkbar machen, sagt Ropertz. „Das sind Abrechnungen, die der Vermieter bis Ende 2019 beziehungsweise Ende 2020 vorlegen muss.“
Die Übernahme von Ista wurde zwar vom Bundeswirtschaftsministerium geprüft, weil Multimilliardär Lis Hongkonger Holding CK Hutchison ein „unionsfremder Investor“ist. Mieter und Wohnungsbesitzer spielten dabei aber keine Rolle: „Wettbewerbsfragen oder mögliche Auswirkungen des Erwerbs auf die Höhe der Ablesegebühren sind keine zulässigen Aspekte dieser Prüfung“, heißt es in der Antwort des Ministeriums.
Carsten Hoefer, dpa