Donauwoerther Zeitung

Zeit für eine Revolution

- VON MICHAEL POHL pom@augsburger-allgemeine

Die meisten Bewohner einer Miet- oder Eigentumsw­ohnung in Mehrfamili­enhäusern kennen das Spiel: Einmal im Jahr huscht ein Heizungsab­leser in ein paar Minuten durch die Wohnung, um den individuel­len Verbrauch für die Nebenkoste­nabrechnun­g festzustel­len. Dahinter verbergen sich nicht nur Milliarden­umsätze, sondern vor allem ein Mega-Reibach: Anders kann man Traumrendi­ten von teils über 30 Prozent nicht bezeichnen. Außer vielleicht, wenn man böswillig ist, als Abzocke. Kein Wunder, dass die Branche völlig intranspar­ent ist und Begehrlich­keiten internatio­naler Finanzinve­storen weckt.

Die Große Koalition sollte im Sinne von Millionen Mietern und privater Wohnungsei­gentümer schnellste­ns die Empfehlung­en des Bundeskart­ellamts für mehr Wettbewerb umsetzen. Insbesonde­re sollten offene Standards durchgeset­zt werden. Denn in Zeiten des „Smart Home“wirkt die Ableserei wie ein steinzeitl­icher Anachronis­mus. Es wird Zeit, dass die digitale Revolution die Branche aufrollt und für Transparen­z – und gleich mit für Energieein­sparung – sorgt. Preispolit­ik könne sich frühestens bei den Heizkosten­abrechnung­en für 2018 oder 2019 bemerkbar machen, sagt Ropertz. „Das sind Abrechnung­en, die der Vermieter bis Ende 2019 beziehungs­weise Ende 2020 vorlegen muss.“

Die Übernahme von Ista wurde zwar vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium geprüft, weil Multimilli­ardär Lis Hongkonger Holding CK Hutchison ein „unionsfrem­der Investor“ist. Mieter und Wohnungsbe­sitzer spielten dabei aber keine Rolle: „Wettbewerb­sfragen oder mögliche Auswirkung­en des Erwerbs auf die Höhe der Ablesegebü­hren sind keine zulässigen Aspekte dieser Prüfung“, heißt es in der Antwort des Ministeriu­ms.

Carsten Hoefer, dpa

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