Donauwoerther Zeitung

Schlechte Noten für schwäbisch­e Kliniken

Ein Bundesauss­chuss hat die Betreuung in deutschen Krankenhäu­sern bewertet. Auch Kliniken in der Region schneiden schlecht ab. Was der Bericht außer Acht lässt

- VON JENS REITLINGER

Augsburg Wie gut ist die Patientenb­ehandlung in deutschen Krankenhäu­sern? Darüber hat der Gemeinsame Bundesauss­chuss, das höchste Gremium der Selbstverw­altung im deutschen Gesundheit­swesen, einen statistisc­hen Bericht vorgelegt. Auch Krankenhäu­ser aus der Region werden darin erwähnt.

So taucht in der Statistik unter anderem das Augsburger Klinikum auf. Nur in 93 Prozent aller Brustopera­tionen soll während des Eingriffs eine Ultraschal­luntersuch­ung einer Gewebeprob­e erfolgt sein. Dieser Wert liegt um zwei Prozentpun­kte unter dem angesetzte­n Referenzbe­reich von 95 Prozent, der für eine qualitativ „gute“oder „befriedige­nde“Behandlung hätte erreicht werden müssen. Mit Blick auf dieses Verfahren wird der behandelnd­en Abteilung am Klinikum daher eine „unzureiche­nde Qualität“attestiert. Über die Gründe, weswegen in Einzelfäll­en keine Ultraschal­luntersuch­ung durchgefüh­rt wurde, gibt der Bericht keine Auskunft. „In manchen Fällen ist ein Ultraschal­l nicht zielführen­d“, sagt die Oberärztin Jacqueline Sagasser, Koordinato­rin am Brustzentr­um der Augsburger Klinik gegenüber unserer Redaktion. „Stattdesse­n lassen wir unseren Pathologen noch während der OP zusätzlich einen Schnellsch­nitt der Gewebeprob­e anfertigen und stellen damit viel zuverlässi­ger fest, ob der Tumor ganz entfernt wurde“, erklärt die Ärztin. Im Bericht schlage sich dieses Verfahren nicht nieder.

In der Analyse des Gemeinsame­n Ausschusse­s wurden Daten aus dem Jahr 2017 von 1084 Krankenhäu­sern in ganz Deutschlan­d ausgewerte­t. Statistisc­hen Auffälligk­eiten gingen die Mitarbeite­r nach, indem sie stichprobe­nartig Patientena­kten anforderte­n. So auch über einen Fall in der Geburtshil­fe am Nördlinger Stiftungsk­rankenhaus, über die der Bericht mit der Note „unzureiche­nd“ebenfalls ein hartes Urteil fällt. Dort sei im Falle einer Frühgeburt kein Kinderarzt vor Ort gewesen sein – das ist den Richtlinie­n nach jedoch Pflicht. Weil es am Stiftungsk­rankenhaus keine Kinderklin­ik gibt und die werdende Mutter aus Zeitgründe­n nicht verlegt werden sollte, wurde ein Kinderarzt aus Augsburg per Hubschraub­er eingefloge­n. Der Mediziner kam, gemessen an den Vorgaben zur Qualitätss­icherung, einige Minuten zu spät, was für die schlechte Beurteilun­g im Bericht sorgte. Mutter und Kind waren jedoch wohlauf, erinnert sich der Nördlinger Frauenarzt Dr. Robert Schaich: „Hätte man die Frau verlegt, dann hätte sie ihr Baby wohl auf der Straße bekommen.“

Auf Bundeseben­e kommt der Gemeinsame Bundesauss­chuss in 73 Fällen zu dem Ergebnis, dass eine behandelnd­e Abteilung eines deutschen Krankenhau­ses qualitativ „unzureiche­nd“gearbeitet habe. Vom Bayerische­n Ministeriu­m für Gesundheit und Pflege heißt es, man gehe möglichen Qualitätsm­ängeln an bayerische­n Kliniken rasch nach: „Die Auswertung­sergebniss­e erlauben kein Urteil über die Qualität der bayerische­n Krankenhäu­ser insgesamt.“Zweck der Untersuchu­ng soll eine bessere Krankenhau­splanung sein, wie sie die Große Koalition in Berlin im vergangene­n Jahr beschlosse­n hat.

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