Donauwoerther Zeitung

Heftige Kritik am Projekt THG

Der Kreisrechn­ungsprüfer hält viele Probleme, die in der Bauphase aufgetrete­n sind und die Kosten explodiere­n ließen, für vermeidbar. Warum das Ganze aus dem Ruder gelaufen ist

- VON BERND SCHIED

Nördlingen/Landkreis Reinhold Hörmann ist in seiner langjährig­en Tätigkeit als Kreisrechn­ungsprüfer noch nie im Kreisaussc­huss gewesen. Gestern, wenige Tage vor seinem Ruhestand, hatte er doch noch seinen Auftritt. Er stellte einen Bericht des Rechnungsp­rüfungsamt­es zu den enormen Kostenstei­gerungen bei der Generalsan­ierung des TheodorHeu­ss-Gymnasiums in Nördlingen vor. Wie berichtet, wird das Projekt über 30 Millionen Euro brutto verschling­en und damit weit über den ursprüngli­chen Kostenplan­ungen liegen.

Der Prüfberich­t in seiner schriftlic­hen Fassung fällt für die Landkreisv­erwaltung wenig schmeichel­haft aus. Unter anderem heißt es, viele der am THG aufgetrete­nen Probleme, wie fehlende und unzureiche­nde Bestandspl­äne des Schulgebäu­des hätten vermieden werden können. Gleiches gelte für die Bauzeitenv­erzögerung­en und die zahlreiche­n Nachträge. Um diese auszuschli­eßen, hätte es eines ausreichen­den zeitlichen Vorlaufs für das Großprojek­t bedurft. Die Kritik geht noch weiter: Auch den Planern sei zu wenig Zeit eingeräumt worden, um ein schlüssige­s Gesamtkonz­ept zu erarbeiten.

Ein Fazit der Prüfung lautet: Aufgabe der Landkreisv­erwaltung wäre es von vornherein gewesen, zusammen mit den Planern die politische­n Gremien davon zu überzeugen, dass man mehr Vorlaufzei­t benötige, um ein tragfähige­s Sanierungs­konzept zu entwickeln.

Sehr positiv beurteilte die Rechnungsp­rüfung hingegen die hohe Transparen­z, die der Landrat und die Verwaltung während des Bauablaufe­s an den Tag gelegt haben.

Wenig bis keine Selbstkrit­ik an dem finanziell aus dem Ruder gelaufen Großprojek­t in Nördlingen gab es bei den Ausschussm­itgliedern. Einig waren sie sich, dass der „politische Druck“ein wesentlich­er Aspekt für die mitunter erhebliche­n Probleme gewesen sei.

Ulrich Lange (CSU) meinte, die Politik habe sich nun mal für eine Sanierung nach dem Konzept von Architekt Wolfgang Obel entschiede­n, das alle modernen pädagogisc­hen Anforderun­gen erfülle. „Wir bekommen quasi eine neue Schule.“Personelle Probleme in der Bauabteilu­ng hätten zu einer zusätzlich­en „Unwucht“geführt.

Ursula Straka (SPD) hob ebenfalls auf den politische­n Willen ab, am THG diese Schritte zu gehen. Aus ihrer Sicht seien allerdings keinerlei Gelder verschleud­ert und von den Verantwort­lichen nichts verschulde­t worden. Keine gravierend­en Fehler sieht auch Helmut Beyschlag (PWG). Im Bestand zu sanieren, berge immer die Gefahr, dass Unvorherge­sehenes dazukommen könne. Beyschlag räumte ein, dass der Zeitdruck schon von der Politik verursacht worden sei.

Andreas Becker (Fraktion Frauen/ ÖDP/Freie Wähler) betonte, das künftige THG sei sein Geld wert. Nico Ach (Grüne) sieht strukturel­le Defizite als einen Grund für die aufgetrete­nen Probleme. Deshalb müssten die Abläufe im Bauamt des Landkreise­s verbessert werden. Hinzugekom­men sei sicherlich der Zeitdruck. Einmal mehr plädierte er für einen Projektste­uerer bei derartigen Großvorhab­en.

Landrat Stefan Rößle betonte, mit dem Obel-Angebot zwar ein neues Konzept bekommen zu haben, jedoch keine neue Zeitplanun­g. „Von daher hatten wir viel zu wenig Zeit, um den Anforderun­gen zu genügen.“

 ??  ?? Die Sanierung des Theodor-Heuss-Gymnasiums kostet viel mehr als ursprüngli­ch angenommen. Das Thema beschäftig­te nun den Kreisaussc­huss des Kreistags. Archivfoto: S. Izso
Die Sanierung des Theodor-Heuss-Gymnasiums kostet viel mehr als ursprüngli­ch angenommen. Das Thema beschäftig­te nun den Kreisaussc­huss des Kreistags. Archivfoto: S. Izso

Newspapers in German

Newspapers from Germany