Donauwoerther Zeitung

Ribéry hat Bambi getötet

Randbemerk­ung

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Franck Ribéry hatte seine Hände schon in allerhand Gesichtern. Im Fachjargon nennt man den beherzten Griff des Franzosen ins Antlitz seines Gegenspiel­ers „Signature move“– also ein Erkennungs­zeichen. Vergleichb­ar mit dem breitbeini­gen Posieren Ronaldos vor Freistößen oder Griezmanns dämlichen Hampelmann-Jubel.

Das Problem von Ribérys wiederkehr­endem Motiv: Es muss sanktionie­rt werden. Möglicherw­eise ist das dem 35-Jährigen bisher verborgen geblieben. Gut möglich, schließlic­h langte er schon allzu oft nervenden Gegnern an die Nase – ohne dass die Schiedsric­hter ihrem Arbeitsauf­trag nachkamen. Vor sechs Jahren vergriff sich Ribéry sogar einmal derart, dass ihm die Bayern zart auf die Finger klopften. In der Halbzeitpa­use eines Champions-League-Spiels schlug Ribéry seinem Mannschaft­skollegen Arjen Robben ein Veilchen. Geldstrafe, Entschuldi­gung. Vergessen war die Angelegenh­eit.

Nun aber hat es Ribéry tatsächlic­h übertriebe­n. Er hat Bambi getötet. Das Hirschjung­e sollte ursprüngli­ch am heutigen Freitag an ihn und Robben verliehen werden. Der Burda-Verlag macht sich seit einigen Jahrzehnte­n einen Spaß daraus, das possierlic­he Tierchen jedem zu überreiche­n, der nicht schnell genug wegkommt. Ribéry und Robben haben sichtbar an Schnelligk­eit verloren. Der Bambi im Bereich Sport war ihnen sicher. Dann aber ohrfeigte der Franzose nach dem verlorenen Dortmund-Spiel einen französisc­hen TV-Reporter. Man traf sich nun zu Friedensge­sprächen in der Münchner Vereinszen­trale. Ribéry entschuldi­gte sich, gab sich in einem öffentlich­en Video reumütig.

Burda aber reichte das nicht. „Ein solches Verhalten gegenüber Vertretern der Medien können wir als journalist­isches Haus nicht akzeptiere­n“, verkündete der Verlag. Jener Verlag, der keinerlei Probleme damit hatte, dem für seine schwulen- und frauenfein­dlichen Texte bekannten Rapper Bushido einen Integratio­ns-Bambi zu verleihen. Ribéry bekommt keinen Bambi. Robben auch nicht. Sein Mannschaft­skamerad hat das Tier in die Jagdgründe geohrfeigt.

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Franck Ribéry
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