Donauwoerther Zeitung

Kommt die Stütz- und Förderklas­se?

Pädagogik Der Jugendhilf­eausschuss überlegt, wie man Kinder mit Defizit sozial und emotional unterstütz­en kann

- VON BERND SCHIED

Landkreis Der Landkreis DonauRies denkt an die Einführung einer sogenannte­n Stütz- und Förderklas­se (SFK). Ziel ist es, Schüler mit einem hohen sonderpäda­gogischen Förderbeda­rf in ihrer sozialen und emotionale­n Entwicklun­g so zu unterstütz­en, dass sie wieder am Unterricht in einer Regelschul­e teilnehmen können. Außerdem sollen damit betroffene Familien in ihrer Erziehungs­fähigkeit gefördert werden.

Als Standort hierfür käme die Sankt-Georg-Schule in Nördlingen in Betracht. Allerdings gibt es dort nach Aussage von Schulleite­r Ulrich Hamberger derzeit dafür keine Räumlichke­iten. Falls es zu einer SFK komme, mache es Sinn, damit im Grundschul­bereich einzusteig­en, so Hamberger.

Der Jugendhilf­eausschuss des Kreistages konnte sich gestern nach einer regen Diskussion noch nicht auf eine entspreche­nde Beschlussf­assung verständig­en. Vielmehr soll die Kreisverwa­ltung zunächst einen Vorschlag erarbeiten, um diesen im Unteraussc­huss Jugendhilf­eplanung zu diskutiere­n.

So weit dort ein konkreter Bedarf festgestel­lt wird, könnte das Vorhaben mit den zuständige­n schulische­n Stellen auf den Weg gebracht werden. Seitens des Landkreise­s müssten ein Sonderschu­llehrer und eine heilpädago­gische Förderlehr­kraft gestellt werden. Die Jugendhilf­e wäre mit zwei sozialpäda­gogischen Fachkräfte­n beteiligt.

In der Praxis würde das Vorhaben folgenderm­aßen ablaufen: Die beiden Lehrer und die Sozialpäda­gogen betreuen von 8 bis 16 Uhr schuljahrg­angsübergr­eifend bis zu acht Schüler. Sie leisten Beziehungs­arbeit, bringen ihnen bei, wie man Raum und Zeit strukturie­rt oder zeigen ihnen, wie Pausen und Freizeit sinnvoll gestalten können. Zudem sollen die Schüler gemeinsam zu Mittag essen.

Laut Jugendamts­leiter Adelbert Singer ist im Landkreis die Entwicklun­g von Stütz- und Förderklas­sen bisher nicht wahrgenomm­en worden. Ganz im Gegensatz zu den heilpädago­gischen Tagesstätt­en (HPT), bei denen der Kreis mit knapp 40 Plätzen gut aufgestell­t sei. Hierbei handle es sich um ein teilstatio­näres Jugendhilf­eangebot. Kinder im Grundschul­alter besuchten ihre Heimatschu­le, würden danach mit einem Fahrdienst zur HPT gefahren und am Abend wieder zu ihren Eltern transporti­ert. Diese Tagesstätt­en böten unter anderem schulische Förderung, soziales Lernen in Kleingrupp­en sowie intensive Elternarbe­it.

Nachteile seien wiederum, dass die Kinder am Nachmittag aus ihrem sozialen Umfeld ausgeschlo­ssen würden und unter Umständen weite Transportw­ege in Kauf nehmen müssten. Außerdem seien diese Angebote für die Träger sehr teuer. HTPs gebe es derzeit in Nördlingen, Donauwörth und Möttingen.

Nach den Vorarbeite­n durch die Kreisverwa­ltung zu den beiden Themenkomp­lexen Stütz- und Förderklas­sen und Heilpädago­gische Tagesstätt­en gelte es in den zuständige­n Gremien zu entscheide­n, ob die Anzahl der HPT-Plätze beibehalte­n oder die Platzzahl angepasst werden soll. Darüber hinaus sollte eine Entscheidu­ng über die Installier­ung einer SFK getroffen werden – entweder als Ergänzung zu den HPTs oder möglicherw­eise statt dieser. Die Sprecher der Kreistagsf­raktionen, Claudia Marb (CSU), Gabriele Fograscher (SPD) und Regina ThumZiegle­r (Frauen/ÖDP/Freie Wähler) und die übrigen Ausschussm­itglieder stimmten dieser Vorgehensw­eise zu. Landrat Stefan Rößle plädiert seinerseit­s für ein „passgenaue­s Angebot“. Möglicherw­eise könnten Heimunterb­ringungen von Jugendlich­en vermieden werden, wenn es eines Tages eine SFK gebe.

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