Kommt die Stütz- und Förderklasse?
Pädagogik Der Jugendhilfeausschuss überlegt, wie man Kinder mit Defizit sozial und emotional unterstützen kann
Landkreis Der Landkreis DonauRies denkt an die Einführung einer sogenannten Stütz- und Förderklasse (SFK). Ziel ist es, Schüler mit einem hohen sonderpädagogischen Förderbedarf in ihrer sozialen und emotionalen Entwicklung so zu unterstützen, dass sie wieder am Unterricht in einer Regelschule teilnehmen können. Außerdem sollen damit betroffene Familien in ihrer Erziehungsfähigkeit gefördert werden.
Als Standort hierfür käme die Sankt-Georg-Schule in Nördlingen in Betracht. Allerdings gibt es dort nach Aussage von Schulleiter Ulrich Hamberger derzeit dafür keine Räumlichkeiten. Falls es zu einer SFK komme, mache es Sinn, damit im Grundschulbereich einzusteigen, so Hamberger.
Der Jugendhilfeausschuss des Kreistages konnte sich gestern nach einer regen Diskussion noch nicht auf eine entsprechende Beschlussfassung verständigen. Vielmehr soll die Kreisverwaltung zunächst einen Vorschlag erarbeiten, um diesen im Unterausschuss Jugendhilfeplanung zu diskutieren.
So weit dort ein konkreter Bedarf festgestellt wird, könnte das Vorhaben mit den zuständigen schulischen Stellen auf den Weg gebracht werden. Seitens des Landkreises müssten ein Sonderschullehrer und eine heilpädagogische Förderlehrkraft gestellt werden. Die Jugendhilfe wäre mit zwei sozialpädagogischen Fachkräften beteiligt.
In der Praxis würde das Vorhaben folgendermaßen ablaufen: Die beiden Lehrer und die Sozialpädagogen betreuen von 8 bis 16 Uhr schuljahrgangsübergreifend bis zu acht Schüler. Sie leisten Beziehungsarbeit, bringen ihnen bei, wie man Raum und Zeit strukturiert oder zeigen ihnen, wie Pausen und Freizeit sinnvoll gestalten können. Zudem sollen die Schüler gemeinsam zu Mittag essen.
Laut Jugendamtsleiter Adelbert Singer ist im Landkreis die Entwicklung von Stütz- und Förderklassen bisher nicht wahrgenommen worden. Ganz im Gegensatz zu den heilpädagogischen Tagesstätten (HPT), bei denen der Kreis mit knapp 40 Plätzen gut aufgestellt sei. Hierbei handle es sich um ein teilstationäres Jugendhilfeangebot. Kinder im Grundschulalter besuchten ihre Heimatschule, würden danach mit einem Fahrdienst zur HPT gefahren und am Abend wieder zu ihren Eltern transportiert. Diese Tagesstätten böten unter anderem schulische Förderung, soziales Lernen in Kleingruppen sowie intensive Elternarbeit.
Nachteile seien wiederum, dass die Kinder am Nachmittag aus ihrem sozialen Umfeld ausgeschlossen würden und unter Umständen weite Transportwege in Kauf nehmen müssten. Außerdem seien diese Angebote für die Träger sehr teuer. HTPs gebe es derzeit in Nördlingen, Donauwörth und Möttingen.
Nach den Vorarbeiten durch die Kreisverwaltung zu den beiden Themenkomplexen Stütz- und Förderklassen und Heilpädagogische Tagesstätten gelte es in den zuständigen Gremien zu entscheiden, ob die Anzahl der HPT-Plätze beibehalten oder die Platzzahl angepasst werden soll. Darüber hinaus sollte eine Entscheidung über die Installierung einer SFK getroffen werden – entweder als Ergänzung zu den HPTs oder möglicherweise statt dieser. Die Sprecher der Kreistagsfraktionen, Claudia Marb (CSU), Gabriele Fograscher (SPD) und Regina ThumZiegler (Frauen/ÖDP/Freie Wähler) und die übrigen Ausschussmitglieder stimmten dieser Vorgehensweise zu. Landrat Stefan Rößle plädiert seinerseits für ein „passgenaues Angebot“. Möglicherweise könnten Heimunterbringungen von Jugendlichen vermieden werden, wenn es eines Tages eine SFK gebe.